399/AE XXI.GP

Eingelangt am:

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

 

der Abgeordneten Dr. Antoni

und GenossInnen

betreffend Qualitätsoffensive an Schulen und in der Erwachsenenbildung

 

 

Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel stellte in seiner Regierungserklärung am 9. Februar

2000 unter dem Titel „Neu regieren heißt: Bildung als Rohstoff des 21. Jahrhunderts zum

Mittelpunkt machen“ fest:

 

„Ein Staat, der in brain - power investiert, sichert die Lebens - und Arbeitschancen der

Menschen und stärkt die Wirtschaft. Wir werden uns deshalb mit aller Kraft der Sicherung

der Qualität und der Weiterentwicklung der Bildungsangebote widmen.“„Die Bedeutung

des lebensbegleitenden Lernens für die berufliche Sicherheit und Weiterentwicklung wird

immer wichtiger, deshalb wollen wir mit einer umfassenden Regierungsoffensive den

Erwachsenen - und Weiterbildungsbereich fördern und innovative Formen der Weiterbildung

gerade in neuen Berufsfeldern unterstützen.“

 

Die FP - / VP - Regierung hat seit ihrem Amtsantritt entgegen ihren Versprechungen in Bildung

zu investieren, mit einer „Rasenmäher - Methode“ quer über alle Bildungsbereiche gekürzt.

Der Bildungsabbau wird auch im Budget 2002 fortgesetzt. Standen 1999 noch 7,847 Mrd.

Euro oder 4 % des BIP für Bildung zur Verfügung, werden es im Jahr 2002 nur mehr 3,56 %

sein - das ist eine Reduktion um 11 %.

 

Das Unterrichtsbudget weist für 2002 lediglich eine geringe Erhöhung von 5,626 Mrd. Euro

auf 5,634 Mrd. Euro (plus 0,14 %) auf. Darin enthalten sind bereits die jährlich um 2,5 %

steigenden Strukturkosten beim LehrerInnen-Personal und die ausverhandelte 0,8 %ige

Erhöhung der Gehälter. Allein um das derzeitige Niveau aufrechtzuerhalten, bedarf es einer

mehr als 4 %igen jährlichen Steigerung des Bildungsbudgets. Damit ist aber noch kein

einziger zusätzlicher Schulplatz geschaffen bzw. können Qualitätsverbesserungen umgesetzt

werden.

Die international anerkannte Qualität des österreichischen Bildungssystems ist damit

gefährdet!

Durch die Maßnahmen der FP - / VP - Regierung droht bis zum Ende der Legislaturperiode ein

Abbau von insgesamt rund 7.000 LehrerInnen in allen Schultypen. Betroffen sind vor allem

die jungen VertragslehrerInnen sowie SchülerInnen, berufstätige Eltern, Alleinerziehende; die

LehramtskandidatInnen erhalten überhaupt keine Chance mehr in den Beruf einzusteigen.

Insgesamt kommt es zu einem massiven Qualitätsverlust im österreichischen Schulwesen, die

Chancengerechtigkeit, das Recht auf Ausbildung bleibt auf der Strecke.

 

Es drohen eine Erhöhung der KlassenschülerInnen - Zahlen und eine Reduktion der

Integrationsklassen, davon sind Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache, Kinder mit

Behinderungen oder Kinder mit spezifischem Förderbedarf betroffen. Weiters wird es kaum

mehr ein Angebot an unverbindlichen Übungen und Freigegenstände, wie z.B. Informatik -,

Musik - und Sportunterricht geben. Die Angebote von ganztägigen Schulformen bzw. Schulen

mit Nachmittagsbetreuung müssen gekürzt werden, davon betroffen sind vor allem die

berufstätigen Eltern und die Alleinerziehenden. Moderne pädagogische Lehrformen, wie

Projektunterricht, Team teaching, fächerübergreifender Unterricht werden erschwert.

 

Das Budget leistet keinen Beitrag zum dringend notwendigen Ausbau des berufsbildenden,

mittleren und höheren Schulwesens, insbesondere zur Ausbildung von Informations - und

Technologieexperten. Der notwendige Einsatz von moderenen Informations  - und

Kommunikationstechnologien erfolgt zu spät und zu langsam. Das Budget für die

Erwachsenenbildung, also für das lebens - und berufsbegleitende Lernen, ist 2002 auf der

völlig unzureichenden Höhe von 10,805 Mio. Euro eingefroren. Im Vergleich zum

Budgeterfolg 2000 ist das eine Kürzung um 17 %! Bereits für das Jahr 2001 wurde die

Förderung der Erwachsenenbildung um 15 % gekürzt und das, obwohl der Rechnungshof und

die OECD die zu geringen Mittel für die Erwachsenenbildung kritisiert und eine deutliche

Erhöhung empfohlen haben.

 

 

 

Entschließungsantrag

 

 

 

Der Nationalrat wolle beschliessen:

 

Die Bundesregierung wird aufgefordert, durch folgende Maßnahmen sicherzustellen, daß das

breitgefächerte umfangreiche Bildungsangebot an allen österreichischen Schulen und den

Institutionen der Erwachsenenbildung aufrechterhalten und weiter ausgebaut werden kann,

damit die Chancengerechtigkeit und das Recht auf Bildung und Ausbildung für alle weiterhin

gewährleistet ist:

•   Gebührenfreier Zugang zu allen Schulen sowie zu den Institutionen der

     Erwachsenenbildung.

•   Erhöhung der SchülerInnen - und Heimbehilfen für die sozial und regional

     Benachteiligten.

•   Ausbau der SchülerInnen - Mitbestimmung.

•   Qualitätsoffensive durch

     >   grundlegende Reform und Verbesserung der LehrerInnen - Aus - und Fortbildung,

          insbesondere im Fremdsprachen - und IT - Bereich sowie in der Didaktik;

     >   flexibles und praxisgerechtes LehrerInnen - Dienst - und Besoldungsrecht;

     >   Sicherstellung der erforderlichen LehrerInnen - Planstellen für alle Schulen;

     >   Bereitstellung der erforderlichen Schul - und Unterrichtsräumlichkeiten mit moderner

          informationstechnologischer Ausstattung sowie der Schulplätze;

     >   optimale Nutzung dieser Schulraumressourcen, Labors, Werkstätten usw. durch

          Kooperationsverträge zwischen verschiedenen Schulerhaltern;

     >   besondere Fördermaßnahmen für Kinder mit Lernschwächen, mit Behinderungen und

          sonderpädagogischem Förderbedarf sowie für Kinder mit nichtdeutscher

          Muttersprache;

     >   generelle Sicherstellung der Nachmittagsbetreuung von SchülerInnen;

     >   schrittweise Senkung der KlassenschülerInnen - Höchstzahlen;

     >   verstärkte Flexibilität und Kooperation zwischen verschiedenen Schularten.

•   Sicherung der Standorte von Kleinschulen in ländlichen Regionen.

•   Rasche Umsetzung der „Computer - Milliarde“.

•   Sonder - Maßnahmenpaket zur Ausbildung von Experten in Informations - und

     Kommunikationsberufen: 5.000 zusätzliche Ausbildungsplätze in Informatiklehrgängen

     und Kollegs, weitere 5.000 Schulplätze in den berufsbildenden Schulen für die

     Erstausbildung.

•   Zusätzliche Ausbildungsangebote als Alternative zum dualen Bereich für jene

     Jugendlichen, die keinen Lehrplatz finden.

•   Ausreichendes Angebot von Schulplätzen in den berufsbildenden mittleren und höheren

     Schulen.

•   Bereitstellung einer Milliarde Schilling für die Weiterbildung sowie zur Unterstützung des

     berufsbegleitenden Lernens.

•   Umfassendes Informationssystem über alle Weiterbildungsangebote.

•   Ausbau der Schulen für Berufstätige zu ,,Kollegs für Berufstätige“ als multifunktionale

     Bildungszentren.

•   Gebührenfreies Nachholen von Bildungsabschlüssen, wie z.B. Hauptschulabschluß,

     Fachschulabschluß, Berufsreifeprüfung.

•   Ausbau einer flexiblen ,,Bildungskarenzzeit“ für alle ArbeitnehmerInnen und

     insbesondere für Frauen, die nach der Kinderbetreuung wieder in den Beruf einsteigen

     wollen.

 

 

 

 

In formeller Hinsicht wird ersucht, diesen Antrag dem Unterrichtausschuß zuzuweisen.