502/A(E) XXI.GP

Eingelangt am: 26.09.2001

 

DRINGLICHER ANTRAG

 

der Abgeordneten Öllinger, Glawischnig, Freundinnen und Freunde

 

betreffend Position der Bundesregierung zu den Forderungen der ÖGB -

Urabstimmung

 

ÖVP und FPÖ nehmen zur ÖGB - Urabstimmung unterschiedliche Positionen ein:

 

Die FPÖ meint, es handle sich um „no - na - Fragen“ (Westenthaler in der APA - Meldung

425 vom 28.8.01) bzw. um "Selbstverständlichkeiten" (LH Haider, APA - Meldung 614

vom 31.8.01).

 

Demgegenüber vertritt ÖVP - Wirtschafts - und Arbeitsminister Bartenstein die

Auffassung, dass die von seinem Koalitionspartner als Selbstverständlichkeit

bezeichneten Forderungen unerfüllbar seien. Dies gelte etwa für die Forderung nach

Abfertigung ab dem ersten Tag auch bei Selbstkündigung (Kurier vom 24.9.01). Die

Urabstimmung sei ein "Anschlag auf den Standort Österreich"

 

Diese Aussagen eines ÖVP - Regierungsmitglieds, in denen er die Inanspruchnahme

eines in jeder Demokratie selbstverständlichen Rechts als Anschlag auf den Standort

Österreich diffamiert, erachten die AntragstellerInnen als skandalös.

 

Die Aussagen Bartensteins belegen einmal mehr, dass eine glaubwürdige,

kämpferische Gewerkschaftsbewegung in Österreich notwendiger denn je ist. Leider ist

der ÖGB in seinem derzeitigen Zustand nicht in der Lage, diese Aufgabe zu erfüllen. Es

herrscht massiver Reformbedarf, der von der derzeitigen ÖGB - Führung jedoch

anscheinend nicht erkannt wird.

 

Dennoch halten die AntragstellerInnen die Durchführung der ÖGB - Urabstimmung für

einen Schritt in die richtige Richtung (er wäre noch glaubwürdiger, wenn der ÖGB mit

der gleichen Entschlossenheit auch gegen unsoziale Maßnahmen der SPÖ - ÖVP

Bundesregierungen aufgetreten wäre). Außerdem ist es absolut notwendig, dass der

ÖGB gleichzeitig Reformen zur Demokratisierung einleitet.

 

Die unterfertigen AntragstellerInnen sind der Auffassung, dass zur Orientierung der

BürgerInnen dieses Landes eine klare Positionierung der Koalitionsparteien und der

Bundesregierung zu den Forderungen der Urabstimmung unabdingbar ist. Auch das

Abstimmungsverhalten der ÖAAB - Abgeordneten ist von öffentlichem Interesse, da ja

auch die Christgewerkschafter den Forderungen in der Urabstimmung zugestimmt

haben. Schließlich ist auch der Bundeskanzler gefordert, die Position der

Bundesregierung klarzustellen. Die ÖGB - Mitglieder haben ein Recht zu erfahren, ob die

Bundesregierung die Forderungen nun als „selbstverständlich“ (FPÖ - Position) oder als

„Anschlag auf den Standort Österreich“ (Bartenstein) betrachtet.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

 

DRINGLICHEN ANTRAG

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

Die Bundesregierung wird aufgefordert, d je österreichische Sozialpartnerschaft zu

stärken und die Mitbestimmung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf alle

Bereiche der Arbeitswelt auszuweiten.

 

Die Bundesregierung wird aufgefordert, die Pflichtversicherung beizubehalten, damit

auch in Zukunft alle unabhängig von ihrem Einkommen auf die Gesundheits - und

Pensionsversorgung vertrauen können.

 

Die Bundesregierung wird aufgefordert, zu gewährleisten, dass Lohnerhöhungen und

Arbeitszeiten weiterhin durch die Gewerkschaften in Kollektivverträgen geregelt werden.

Die Bundesregierung wird aufgefordert, einen Anspruch auf Abfertigung ab dem ersten

Tag auch bei Selbstkündigung mit freier Verfügbarkeit durch die Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmer zu gewährleisten.

 

Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine schulische und berufliche

Bildungsoffensive einzuleiten, um die Zukunftschancen aller zu verbessern. Ziel ist: ein

offener Bildungszugang ohne soziale Barrieren.

 

Die Bundesregierung wird aufgefordert, die Funktionsfähigkeit der öffentlichen Dienste

aufrechtzuerhalten und den unwiderruflichen Ausverkauf öffentlichen Eigentums (z.B.

Betriebe, Strom, Wasser, Wälder) zu stoppen, um unsere Grundversorgung zu sichern.

 

 

 

 

In formeller Hinsicht verlangen die unterfertigten Abgeordneten, diesen Antrag gem.

§74a Abs1 iVm §93 Abs 2 GOG dringlich zu behandeln.