2562/AB XXI.GP

Eingelangt am:

 

BUNDESMINISTER

VERKEHR, INNOVATION

UND TECHNOLOGIE

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 2519/J - NR/2001 betreffend Ausbau der

Westbahn in Niederösterreich, die die Abgeordneten Kiermaier und Genossinnen am 6.

Juni 2001 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu beantworten:

 

Zum Motiventeil:

Nach Meinung aller befassten Fachleute kommt dem Ausbau der Westbahnstrecke

derzeit die größte Bedeutung zu. Die Westbahnstrecke als Bestandteil der

transeuropäischen Donauachse wird vor allem durch den Beitritt der

zentraleuropäischen Reformstaaten zur EU einen erheblichen Verkehrszuwachs

aufzunehmen haben. Ein großer Teil der Ausbauvorhaben auf der Westbahnstrecke

befindet sich bereits in Planung oder in Bau bzw. ist bereits fertig gestellt.

 

Fragen 1 und 3:

Wann ist für den Ausbau der Westbahn im Bereich Wien - St. Pölten

a)   die Bauübertragung an die HL - AG geplant?

b)   mit dem Baubeginn zu rechnen?

c)   mit der Fertigstellung dieses Streckenabschnittes zu rechnen?

Wie ist die weitere Vorgangsweise bei der Güterzugumfahrung St. Pölten?

a)   Wann werden die bereits in Angriff genommenen Teilprojekte Knoten Wagram und

      Rohr fertiggestellt?

b)   Wann ist mit einem Baubeginn bei den anderen, noch ausstehenden Teilprojekten

      der Güterzugumfahrung zu rechnen?

c)   Wann werden diese noch nicht in Angriff genommenen Teilprojekte fertiggestellt?

 

Antwort:

Bereits im Jahr 1996 wurden der Eisenbahn - Hochleistungsstrecken AG der Bau der

Güterzugumfahrung St. Pölten und der Verbindungsstrecke zwischen West - , Süd -

und Donauländebahn („Lainzer Tunnel") mit Verordnung übertragen. Der

Planungsprozess für die Neubaustrecke zwischen Wien und St. Pölten war zu

diesem Zeitpunkt wegen der massiven Widerstände gegen dieses Projekt noch in

vollem Gang, um im Vorfeld zum Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren einen

möglichst breiten Konsens zur Trassenführung zu bewirken. Aus diesem Grund war

es weder sinnvoll noch zweckdienlich, den Bau dieser Neubaustrecke bereits

ebenfalls mit Verordnung zu übertragen und hiefür bereits eine finanzielle Bedeckung

sicher zu stellen.

Es ist daher ein vordringliches Ziel, die finanzielle Bedeckung dieses wichtigen

Ausbauvorhabens zu gewährleisten und auf dieser Grundlage den Bau der

Eisenbahn-Hochleistungsstrecken AG mit Verordnung zu übertragen.

 

In der ersten Bauphase sollen die Knoten Wagram und Rohr als

Verknüpfungsbauwerke zur Westbahnstrecke errichtet werden. Die Fertigstellung

des Knotens Wagram ist für das Jahr 2004, die teilweise Fertigstellung des Knotens

Rohr ist für das Jahr 2005 vorgesehen. Mit der Realisierung der zweiten Bauphase

(Errichtung der eigentlichen Güterzugumfahrung) könnte rund 9 Monate nach

Baufreigabe begonnen werden, die Gesamtbaudauer beträgt rund 5 Jahre.

 

Zur Güterzugumfahrung St. Pölten ist anzumerken, dass der Errichtung der

Neubaustrecke zwischen Wien und St. Pölten Priorität einzuräumen ist. Daraus kann

abgeleitet werden, dass der Fertigstellungstermin dieses Ausbauvorhabens

grundsätzlich auch den Zeitpunkt für die Verkehrswirksamkeit der unmittelbar

anschließenden Streckenabschnitte maßgeblich bestimmt. Außerdem hat eine von

Schweizer Gutachtern erstellte Studie ergeben, dass in den nächsten 10 - 15 Jahren

mit keinen Kapazitätsengpässen im Raum St. Pölten zu rechnen ist.

 

Frage 2:

Wie ist die weitere Vorgangsweise im Falle des Bahnhofs St. Pölten?

 

Antwort:

Im Zusammenhang mit der Verschiebung des Projektes „Güterzugumfahrung

St. Pölten“ und den sich daraus ergebenden geänderten Rahmenbedingungen wird

derzeit von den Österreichischen Bundesbahnen ein neues Betriebsführungskonzept

für den Eisenbahnknoten St. Pölten ausgearbeitet, in welchem unter anderem auch

der infrastrukturelle Ausbaubedarf festgelegt werden soll. Dieses Konzept soll in

Kürze vorliegen und als Grundlage für die zu treffenden Entscheidungen mit

herangezogen werden.

 

Frage 4:

Wann wird der Ausbau des Streckenabschnitts St. Pölten - Ybbs fertiggestellt?

 

Antwort:

Die in diesem Bereich der Eisenbahn-Hochleistungsstrecken AG zur Planung und

zum Bau übertragenen Projekte sind größtenteils fertig gestellt. Bereits im Jahr 1994

wurde der Streckenabschnitt zwischen Krummnussbaum und Säusenstein mit dem

Sittenbergtunnel in Betrieb genommen; die Aufnahme des Betriebes im

Streckenabschnitt zwischen Sarling und Ybbs a. d. Donau erfolgte im Jahr 1999.

 

Im Oktober 2000 wurden die Streckenabschnitte zwischen St. Pölten und

Prinzersdorf sowie zwischen Loosdorf und Melk und ein Teil des umgebauten

Bahnhofes Pöchlarn in Betrieb genommen. Die Fertigstellung der Ausbauvorhaben

im Bahnhof Pöchlarn ist für das Jahr 2002 geplant.

 

Die Restarbeiten im Streckenabschnitt zwischen Prinzersdorf und Groß Sierning

werden in Kürze abgeschlossen.

Frage 5:

Wann ist für den Ausbau der Westbahn im Bereich Ybbs - Amstetten

a)   die Bauübertragung an die HL - AG geplant?

b)   mit dem Baubeginn zu rechnen?

c)   mit der Fertigstellung dieses Streckenabschnittes zu rechnen?

 

Antwort:

Im Rahmen einer Bestandsaufnahme und Bewertung bereits übertragener Vorhaben

im Hinblick auf die bestehenden finanziellen Zwänge wurde unter anderem

festgelegt, dass unter Zugrundelegung der verkehrlichen Dringlichkeit und der

kapazitativen Erfordernisse dem Ausbau des Streckenabschnittes zwischen Asten

und Linz Kleinmünchen Priorität vor einem Ausbau des Streckenabschnittes

zwischen Ybbs a d. Donau und Amstetten einzuräumen ist.

 

Der geplante Ausbau der Westbahnstrecke zwischen Ybbs a. d. Donau und

Amstetten ist jedenfalls davon abhängig, inwieweit zukünftig zusätzliche finanzielle

Mittel für den Ausbau der Eisenbahninfrastruktur zur Verfügung stehen werden.

 

Fragen 6 und 7:

Wann wird der Bauabschnitt Amstetten - Aschbach fertiggestellt?

Wann wird der Bauabschnitt Aschbach - Krenstetten fertiggestellt?

 

Antwort:

Die Inbetriebnahme des Streckenabschnittes zwischen Amstetten und Aschbach

sowie des Streckenabschnittes zwischen Aschbach und Krenstetten ist jeweils für

das Jahr 2003 geplant.

 

Frage 8:

Wie ist im Falle der Umfahrung Enns und der Fortsetzung bis Linz Hauptbahnhof der

Stand der Dinge?

a)   Was gedenken Sie zu unternehmen, damit es hier zu einer raschen Inangriffnahme

      des Projekts kommen kann?

b)   Wann ist mit dem Baubeginn zu rechnen?

c)   Wann ist mit der Fertigstellung der Umfahrung Enns zu rechnen?

 

Antwort:

Für den Streckenabschnitt „Umfahrung Enns“ sind die erforderlichen

Genehmigungsverfahren grundsätzlich abgeschlossen, der eisenbahnrechtliche

Baugenehmigungsbescheid wird in Kürze vorliegen. Die Finanzierung dieses

Projektes ist durch die bereits erfolgte Übertragung an die Eisenbahn -

Hochleistungsstrecken AG sichergestellt.

 

Der eigentliche Baubeginn für die „Umfahrung Enns" ist in einem engen

Zusammenhang mit den geplanten Ausbaumaßnahmen im Bereich der

Bundesstraße 1 zu sehen, da durch die vorgesehene Bündelung der beiden

Verkehrswege nur eine gemeinsame Realisierung des Schienen - und des

Straßenprojektes möglich ist. Für das Straßenprojekt werden derzeit die noch

offenen Fragen hinsichtlich der Finanzierung geklärt. Mit dem Bau des

Schienenprojektes könnte im März 2002 begonnen werden, die Fertigstellung und

Inbetriebnahme wäre im Jahr 2007 möglich.

 

Für den Ausbau des Streckenabschnittes zwischen Asten und Linz Kleinmünchen

sind die erforderlichen Genehmigungsverfahren grundsätzlich abgeschlossen, der

eisenbahnrechtliche Baugenehmigungsbescheid wird in Kürze vorliegen.

 

Mit der nunmehr geplanten Übertragungsverordnung an die Eisenbahn -

Hochleistungsstrecken AG soll unter anderem auch eine Bauübertragung dieses

Projektes erfolgen, wodurch ein weiterer wichtiger Teil des viergleisigen Ausbaues

der Westbahnstrecke zwischen Wien und Linz realisiert werden kann. Damit entsteht

zwischen Amstetten und Linz ein zusammenhängender viergleisiger

Streckenabschnitt mit einer Länge von rund 60 Kilometer.

 

Fragen 9 und 10:

Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, damit der Ausbau der Westbahn rasch

vorangetrieben und dem derzeit bestehenden Problem fehlender Mittel

entgegengewirkt werden kann?

Werden Sie Umschichtungen von anderen Projekten zugunsten der Westbahn

vornehmen?

a)   Wie weit sind Ihre diesbezüglichen Kontakte mit dem Finanzminister gediehen?

b)   In welcher Höhe erhoffen Sie dadurch zusätzliche Mittel für den Ausbau der

      Westbahn sicherzustellen?

 

Antwort:

Auf Grund der von der Bundesregierung vorgesehenen Budgetkonsolidierung und

des vorgegebenen Finanzierungsrahmens des SCHIG war es erforderlich, sämtliche

bereits übertragenen und damit ausfinanzierten Vorhaben einer kritischen Prüfung zu

unterziehen. Eine Bestandsaufnahme und Bewertung der bereits übertragenen

Vorhaben ergab, dass einerseits das verkehrliche Erfordernis einzelner Vorhaben

durchaus eine spätere Realisierung als sinnvoll und zweckmäßig erscheinen lässt,

dass aber andererseits auch dringend erforderliche Vorhaben noch nicht zur

Durchführung übertragen wurden und somit auch deren Finanzierung nicht

sichergestellt ist. Unter Bedachtnahme auf die finanziellen Zwänge waren daher

Überlegungen anzustellen, im Rahmen der vorhandenen finanziellen Möglichkeiten

der Schieneninfrastrukturfinanzierungs - Gesellschaft eine Neuordnung der

Eisenbahninfrastrukturvorhaben nach deren verkehrlicher Dringlichkeit und deren

kapazitativen Erfordernissen vorzunehmen.

 

Wie ich einleitend ausgeführt habe, befindet sich ein großer Teil der

Ausbauvorhaben auf der Westbahnstrecke bereits in Planung oder in Bau bzw.

konnte schon dem Betrieb übergeben werden. Für das Kernstück des Ausbaues der

Westbahnstrecke, die Errichtung einer Neubaustrecke zwischen Wien und St. Pölten,

ist jedoch derzeit keine finanzielle Bedeckung gegeben.

Mit der nunmehr geplanten Übertragungsverordnung an die Eisenbahn -

Hochleistungsstrecken AG sollen im Wesentlichen Einsparungen bei bereits

übertragenen Vorhaben vorgenommen und mit den frei werdenden Mitteln wichtige

Vorhaben - wie z B. der Ausbau des Streckenabschnittes zwischen Asten und Linz

Kleinmünchen - zum Bau übertragen werden.