2563/AB XXI.GP

Eingelangt am:06.08.2001

 

BUNDESMINISTER

VERKEHR, INNOVATION

UND TECHNOLOGIE

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 2554/J - NR/2001 betreffend die

mangelhaften Verkehrsverbindungen zwischen Wien und Bratislava; die die

Abgeordneten Eder und Genossinnen am 7. Juni 2001 an mich gerichtet haben,

beehre ich mich wie folgt zu beantworten:

 

Fragen 1, 2 und 3:

Halten Sie eine Verbesserung der Verkehrsverbindungen zwischen Wien und

Bratislava nicht für dringend erforderlich?

Welche Maßnahmen wollen Sie setzen, um die Bahnverbindungen zwischen Wien und

Bratislava auszubauen? Bis wann werden derartige Projekte vorliegen und wann

können sie fertiggestellt werden?

Welche Maßnahmen wollen Sie setzen, um die Autobahn/Schnellstraßenverbindungen

(noch vor 2007) zu verbessern?

 

Antwort:

Der Relation Bratislava - Wien wird prioritäre Bedeutung beigemessen, weshalb die

Errichtung der sogenannten „Spange Kittsee B 307" zwischen der A4 Ostautobahn und

dem neuerrichteten Grenzübergang Kittsee entsprechend den gesetzlichen Vorgaben

bestmöglich vorangetrieben wird. Darüber hinaus wird auch nördlich der Donau eine

Verbindung in die Slowakei als notwendig erachtet, wobei die Funktionalität einer

Marchquerung zur Donau hin zunimmt. Infolge regelmäßiger Kontakte zwischen

meinem Ressort und den zuständigen slowakischen Behörden besteht ein intensiver

Informationsaustausch, sowie eine Akkordierung der straßeninfrastrukturellen Projekte

von bilateraler Bedeutung.

 

Im Rahmen des „Interministeriellen Abkommens über die Zusammenarbeit auf dem

Gebiet des Eisenbahnwesens" zwischen den Verkehrsministerien Österreichs und der

Slowakischen Republik wurde die Verbindung Wien - Pressburg untersucht und

bereits 1995 vereinbart, die Strecke über Pamdorf - Kittsee prioritär auszubauen und

die innerstädtische Verkehrsverbindung in Bratislava entsprechend herzustellen. Die

neu errichtete, vorerst eingleisig ausgeführte Hochleistungsstrecke Parndorf -  Kittsee -

Bratislava - Petrzalka wurde Ende 1998 in Betrieb genommen, es werden jedoch aus

den im Text der Anfrage erwähnten Gründen bislang lediglich Reisezüge geführt, es

soll jedoch in Kürze auch der Güterverkehr mit der Slowakei verstärkt auf diese Route

verlagert werden.

Beide Seiten stimmen darin überein, dass die weitere Entwicklung des

Verkehrsangebotes zwischen Wien und Bratislava in wesentlichem Ausmaß von der

zukünftigen Gestaltung der Verkehrsnetze auf slowakischer Seite - wie Ausbau der

Eisenbahninfrastruktur mit Anbindung des Flughafens Ivanka und Ausbau des

innerstädtischen Verkehrs - abhängig ist.

 

Frage 4:

Welche Möglichkeiten sehen Sie, um die Schiffsverbindungen zwischen Wien und

Bratislava zu attraktivieren?

 

Antwort:

Es ist ein wichtiges verkehrpolitisches Anliegen, einen Teil der zu erwartenden

Zuwächse im Ost-West Verkehr auf die Wasserstraße als umweltfreundlichsten

Verkehrsträger zu verlagern. Dies ist nur möglich, wenn die Donau zu einem

verlässlichen ganzjährig verfügbaren Verkehrsweg ausgebaut wird und die nautischen

und logistischen Rahmenbedingungen durch die Nutzung modernster

Telematikanwendungen für Verkehrsregelung, Lock management und aktuelle

Verkehrsinformationen optimiert werden.

 

Durch die in Planung befindlichen Ausbaumaßnahmen für welche auch im TEN -

Investitionsprogramm der EU im Rahmen des Multiannual Indicative Programmes von

2001 bis 2006 ein Zuschuss der EU in Aussicht gestellt wurde, werden neben der

Verbesserung der Schifffahrtsbedingungen auch weitere Eintiefungen der Stromsohle

verhindert und wesentliche ökologische Ziele wie Verbesserung des

Grundwasserhaushaltes, Anhebung des Niederwasserspiegels (ca. 50 cm),

Gewässervernetzung und Verbesserung der Ufer - und Flussbettstrukturen (Insel - und

Flachwasserzonen) erreicht.

 

Die Wasserstraßendirektion hat diesbezüglich ein wasserbauliches Gesamtprojekt

unterhalb von Wien entwickelt.

 

Ausbauziel ist ein Schiffstiefgang von 2,70 m bei Regulierungsniederwasser, wie

bereits im Binnenschifffahrtsmemorandum der Bundesregierung 1992 festgelegt wurde.

Im EU - Verkehrsforschungsprojekt EUDET wurde für dieses Szenario bei gleichzeitiger

Optimierung der Rahmenbedingungen eine Verdreifachung des Transportaufkommens

in der Binnenschifffahrt und damit eine wesentliche Entlastung der Straße und Schiene

in der Ost West Relation berechnet.

 

Die Planungen werden durch die Wasserstraßendirektion zügig vorangetrieben. Im

Rahmen des einzuleitenden UVP - Verfahrens wird eine gebündelte Abwicklung aller

erforderlichen Behördenverfahren, wie Wasserrecht, Schifffahrtsrecht, Naturschutzrecht

etc., erfolgen, wobei berechtigte Parteien Interessen von Gemeinden, Nationalpark,

WWF und anderen zu berücksichtigen sein werden.

 

Eine Entscheidung über den Vollausbau der Strecke unterhalb von Wien wird in

Abhängigkeit von den Ergebnissen dieser Untersuchungen und in Abstimmung mit

anderen Donaustaaten, insbesondere Deutschland und Ungarn, zu treffen sein.

Voraussetzung für eine internationale Abstimmung über die Ausbauziele und

—maßnahmen sind jedoch die Ergebnisse der in Angriff genommenen Planungen.

Einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Binnenschifffahrt

stellt, wie ich schon ausgeführt habe, auch der Einsatz moderner Verkehrstelematik

dar. Vertreter meines Ressorts sind an der Entwicklung von europäischen Standards

für elektronische Schifffahrtsinformationssysteme intensiv beteiligt. Ein elektronisches

Gefahrgut - Meldesystem wurde bereits in Betrieb genommen, eine elektronische

Schifffahrtskarte ist derzeit noch in Ausarbeitung. Die Vorarbeiten für ein

flächendeckendes Telematiksystem, welches auch logistische Funktionen anbietet,

wurden bereits aufgenommen.

 

Im Bereich des Personenverkehrs, für den die derzeitige Infrastruktur als ausreichend

betrachtet werden kann, bestehen Liniendienste slowakischer Tragflügelboote mit bis

zu 9 Fahrten pro Tag.

 

Frage 5:

Was haben Sie unternommen, um gemeinsam mit dem slowakischen Verkehrsminister

grenzüberschreitende Projekte, etwa die Errichtung von Brücken an der March und die

Zusammenarbeit der beiden Flughäfen, voranzubringen?

 

Antwort:

Die Slowakei und Österreich sind schon seit Jahren bemüht, eine Kooperation

zwischen den Flughäfen Wien und Bratislava in Form eines „Memorandum of

Understanding“ zu vereinbaren. Darin sollen die Modalitäten der Zusammenarbeit der

beiden Flughäfen näher geregelt werden, wobei davon ausgegangen wird, dass mit der

Zusammenarbeit für beide Seiten wirtschaftliche Vorteile sowie Entwicklungschancen

für die Region Wien - Bratislava verbunden sein müssen.

 

Für die slowakische Seite bilden jedoch die Verabschiedung eines slowakischen

Luftverkehrskonzepts sowie die Privatisierung der Flughafenverwaltung Bratislava

grundlegende Voraussetzungen, um in eine Kooperation mit dem Flughafen Wien

eintreten zu können.

 

In der Letztfassung des Luftverkehrskonzeptes, dessen Verabschiedung für April/Mai

2001 geplant gewesen war, ist eine Ausgliederung der slowakischen Flughafenbehörde

durch Umwandlung in einzelne privatrechtlich strukturierte Flughafen -

Betriebsgesellschaften vorgesehen. Das Luftverkehrskonzept für die Slowakei ist nach

wie vor noch nicht verabschiedet worden, eine zuverlässige zeitliche Abschätzung des

Verabschiedungsprozesses ist daher derzeit nicht möglich.

 

Es wird natürlich weiterhin eine nach wirtschaftlichen Kriterien gestaltete, enge

Zusammenarbeit der Flughäfen Bratislava und Wien angestrebt.

 

Bezüglich der Errichtung von Brücken an der March darf ich auf meine Ausführungen

zu den Fragepunkten 1 bis 3 verweisen.

 

Frage 6:

In welcher Form werden die Wiener Stadtregierung und die Bundesländer

Niederösterreich und Burgenland in den Bau und die Planung entsprechender

Verkehrsverbindungen eingebunden?

Antwort:

In Zusammenarbeit mit der PGO (Planungsgemeinschaft Ost - Wien, Niederösterreich

und Burgenland) wurde die „Korridoruntersuchung Ostregion“ initiiert und damit

straßeninfrastrukturelle Projekte in dieser Region einer strategischen Bewertung

unterzogen. Hinsichtlich der darüber hinausgehenden Projekte sind entsprechende

Korridoruntersuchungen mit den jeweils betroffenen Bundesländern beabsichtigt.

 

Im Zusammenhang mit den Erfordernissen des „JEN - Knotens Wien“ und dem Ausbau

der Eisenbahninfrastruktur von Wien nach Süden wurde in den Jahren 1999/2000 das

Eisenbahnnetz im Raum südöstlich von Wien in „Planungsverfahren“, die vom Bund

und den beteiligten Bundesländern Burgenland, Niederösterreich und Wien getragen

wurden, eingehend untersucht (EWIWA: Hochrangige Eisenbahnverbindung Wien -

Flughafen Wien - Wampersdorf und EWESO: Hochrangige Eisenbahnverbindung

Wampersdorf - Raum Eisenstadt - Sopron). Die Ergebnisse dieser Planung werden

derzeit einer genauen eisenbahntechnischen und wirtschaftlichen Überprüfung durch

Schweizer Consulter unterzogen.