2572/AB XXI.GP
Eingelangt am:07.08.2001
VERKEHR, INNOVATION
UND TECHNOLOGIE
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 2551/J - NR/2001 betreffend die
gasbefeuerte Brennstoffzelle mit Microturbine, die die Abgeordneten Dr.
Keppelmüller und Genossinnen am 7. Juni 2001 an mich gerichtet haben, beehre ich
mich wie folgt zu beantworten:
Frage 1:
Wie beurteilen Sie den Entwicklungsbestand der „gasbefeuerten Brennstoffzelle mit
Microturbine“? Wann kommt es zu ihrem großtechnischen Einsatz in großem Stil?
Antwort:
Die Entwicklung der gasbefeuerten Brennstoffzelle mit Mikroturbine wird vorwiegend
von der Firma Siemens - Westinghouse - basierend auf der oxidkeramischen
röhrenförmigen Brennstoffzellen - Technologie - vorangetrieben. Siemens -
Westinghouse hat bisher einzelne (ausgeführte) Pilotprojekte publiziert.
Entwicklungen von anderen Firmen sind eher als Grundlagenarbeiten für die
Weiterentwicklung von Komponenten einzustufen und führten bis dato zu keinen
Anlagen.
Bei den bisher durchgeführten Pilotprojekten handelt es sich vorwiegend um Projekte
ohne Einbindung der Mikro - Gasturbine. In den letzten Jahren sind im Labor
oxidkeramische Brennstoffzellen entwickelt worden, die bei höheren
Druckbedingungen (bis 3 bar Überdruck) arbeiten und die eine Einbindung der Mikro -
Gasturbine sinnvoll erscheinen lassen. Durchgeführte Simulationen gehen
davon aus, dass sich die elektrischen Wirkungsgrade durch die bessere Ausnutzung
der Brennstoffenthalpie von 40 bis 45% auf 60 bis 70% steigern lassen.
Aussagen der RWE hinsichtlich des Einsatzes der gasbefeuerten Brennstoffzelle mit
Mikro - Gasturbine im industriellen Stil sind grundsätzlich zu begrüßen, bedürfen
allerdings einer sehr genauen Evaluierung, da die Angaben von den
Entwicklungsfirmen und der RWE scheinbar
maßgeblich differieren.
Die gasbefeuerte Brennstoffzelle mit Mikro - Gasturbine wird für industrielle Anlagen in
einem Leistungsbereich bis einigen MW und für Kraftwerke bis 100 MW bzw. sogar
über 100 MW entwickelt. Bei Erreichung dieser Entwicklungsziele liegen Systeme
vor, die konventionelle Systeme hinsichtlich elektrischem Wirkungsgrad deutlich
übertreffen, bei vernachlässigbaren Emissionen von Spurengasen und geringeren
Treibhausgasen.
Bei Vergleich der Entwicklungsziele und der erreichten FTE - Ergebnisse muss
allerdings darauf hingewiesen werden, dass bis dato erst Pilotanlagen realisiert
worden sind, die den grundsätzlichen „Proof of concept" nur bei sehr geringen
Betriebsstunden und kleinen Leistungsgrößen erreicht haben. Echte Feldtests im
größeren Ausmaß, die die Anlagen auf reale Einsatz - und Betriebsbedingungen
testen, stehen noch aus. Damit sind auch noch keine Aussagen für maßgebliche
Investitionsentscheidungen hinsichtlich Investitionskosten, Wirtschaftlichkeit,
Verfügbarkeit und erfolgreiche Referenzanlagen möglich.
Bei Erreichung der prognostizierten Entwicklungsziele der Entwicklungsfirmen und
erfolgreich abgewickelten Feldtests werden für industrielle Anwendungen ab dem
Jahr 2010 kommerzielle Anlagen erwartet.
Für Anwendungen im Kraftwerksbereich von 100 MWel Leistungsbereich werden
kommerzielle Anwendungen frühestens zwischen den Jahren 2010 und 2020
erwartet. Bis dato liegen nur konzeptionelle Arbeiten vor, die derzeit im Rahmen von
europäischen und amerikanischen FTE - Programmen gefördert werden. Unter
anderem ist auch die TIWAG an einem derartigen Projekt beteiligt, welches am 30.
Jänner dieses Jahres bei einer Veranstaltung des ho. Ressorts in der
Wirtschaftskammer Österreich vorgestellt wurde.
Frage 2:
Warum werden bei dieser Technologie „Mikroturbinen" verwendet und handelt es
sich dabei um eine der Nanotechnologie vergleichbare Technologie? Warum werden
Turbinen nicht in leichter steuerbaren größerem Maßstab bei gasbefeuerten
Brennstoffzellen eingesetzt?
Antwort:
International üblichen Definitionen folgend, handelt es sich bei Mikro - Gasturbinen um
Systeme bis zu einer Leistungsgröße von 250 kWel. Zwischen 250 und 1000 kW
elektrischer Leistungsgröße werden die Turbinen als Mini - Gasturbinen bezeichnet
(derzeit gibt es kaum kommerzielle Produkte in diesem Leistungsbereich). Ab 1
MWel beginnen die Industrie - Gasturbinen, die sich hinsichtlich Design deutlich von
den Mikro - /Mini - Gasturbinen unterscheiden.
Frage 3:
Wann werden gasbefeuerte Brennstoffzellen mit Microturbinen im Rahmen der
Energiewirtschaft kommerziell genutzt werden? Welche Prozentanteile der gesamten
Stromproduktion werden bis 2010 durch diese Technologie aus heutiger Sicht
abgedeckt werden? Sind damit in absehbarer Zeit die Atomkraftwerke in Europa
ersetzbar?
Antwort:
Ich erlaube mir auf die Ausführungen zu Fragepunkt 1 zu verweisen und darf
nochmals in kurzer Form folgendes festhalten:
a) Bei Erreichung der prognostizierten Entwicklungsziele der Entwicklungsfirmen
und erfolgreich abgewickelten Demonstrationsanlagen werden für industrielle
Anwendungen ab dem Jahr 2010 kommerzielle Anlagen erwartet.
Für Anwendungen im Kraftwerksbereich werden kommerzielle Anwendungen
frühestens zwischen den Jahren 2010 und 2020 erwartet.
b) „Best - case“ Betrachtungen gehen davon aus, dass die gasbefeuerte
Brennstoffzelle mit Mikroturbine ab dem Jahr 2010 als kommerzielles Produkt
vorliegt. Bis zum Jahr 2010 kann dieser Technologie daher kein maßgeblicher
Prozentanteil bei der gesamten Stromproduktion zugemessen werden.
Die Frage des Ersatzes von Atomkraftwerken ist in diesem Zusammenhang zu weit
gefasst. Es ist jedoch jede Entwicklung zur effizienteren Energieerzeugung dazu
angetan Atomstromproduzenten Wettbewerb zu schaffen und damit beizutragen,
dass Atomkraftwerke ersetzt werden können.
Ergänzend darf ich mitteilen, dass im Auftrag meines Ressorts derzeit für den
Bereich Brennstoffzellentechnologie verstärkt Strategien und FTE - Konzepte
entwickelt und laufend mit den Entwicklungen in der EU abgestimmt werden.
Frage 4:
Welche Beträge an Technologieförderungsmittel wird die österreichische
Bundesregierung bereitstellen, damit diese „revolutionäre“ Technologie, wie sie
Abgeordneter Mag. Karl Schweitzer forciert, so rasch als möglich in der
österreichischen Energiewirtschaft zum Einsatz kommt? Welche Kraftwerke in
welcher Größenordnung sollen bis 2010 mit gasbefeuerten Brennstoffzellen mit
Microturbine umgerüstet werden?
Antwort:
Siehe dazu auch die Antwort zu Frage 3 aus der klar hervorgeht, dass wir uns
intensiv mit dieser interessanten Technologie im Forschungsbereich befassen.
Bis zum Jahr 2010 werden dem derzeitigen Kenntnisstand der Entwicklungsfirmen
folgend, keine kommerziellen Kraftwerke in einem Leistungsbereich um die 100
MWel angeboten werden. Damit stellt sich auch die Frage der Umrüstung derzeit
nicht bzw. noch nicht.