2650/AB XXI.GP
Eingelangt am: 03.09.2001
BM für Wirtschaft und Arbeit
In Beantwortung der schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr. 2619/J betreffend
„wenn Menschen mit Behinderung reisen möchten“, welche die Abgeordneten
Haidlmayer, Freundinnen und Freunde am 3. Juli 2001 an mich richteten, stelle ich
fest:
Antwort zu den Punkten 1 bis 16 der Anfrage:
Einleitend möchte ich feststellen, dass Österreich als Urlaubsland über eine breite
Angebotspalette für behinderte Reisende verfügt und dass das Bundesministerium
für Wirtschaft und Arbeit eine Vielzahl von Initiativen zur weiteren Verbesserung der
touristischen Infrastruktur für Reisende mit Handicaps setzt oder unterstützt.
Soweit die Beantwortung der gegenständlichen Anfrage in den Zuständigkeits -
bereich des BMWA fällt, möchte ich im Einzelnen folgende Initiativen, Maßnahmen
und Angebote anführen:
Im Österreichischen Hotelverzeichnis, das von der Österreich Werbung in
Zusammenarbeit mit der Bundessektion Tourismus der Wirtschaftskammer
Österreich und der Österreichischen Hoteliervereinigung jährlich herausgegeben
wird, sind Hotels mit behindertengerechter Ausstattung durch ein spezielles Symbol
gekennzeichnet. Eine detaillierte Auflistung sämtlicher behindertengerechter Hotels
in Österreich ist nicht möglich.
In den Bundesländern wurden unter anderem folgende Initiativen für Touristen mit
Behinderungen gesetzt:
• Die Tirol Werbung hat einen zweisprachigen Katalog mit Urlaubsangeboten für
Rollstuhlfahrer und Blinde herausgegeben. Alle im Katalog vertretenen Hotels,
Pensionen und Ferienwohnungen sowie Campingplätze und Seilbahnunter -
nehmen wurden von Personen getestet, die selbst auf Rollstühle angewiesen
sind.
• Für Besucher der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck gibt es die Broschüre
„Behindertenführer der Stadt Innsbruck“.
• Vorarlberg Tourismus hat einen Katalog über Unterkunftsmöglichkeiten und Infos
für Rollstuhlfahrer herausgegeben, in dem Beherbergungsbetriebe für Rollstuhl -
fahrer, behindertengerechte öffentliche Freizeiteinrichtungen, Verkehrsmittel und
Ausflugsziele im Dreiländereck angegeben sind.
• Burgenland Tourismus hat einen Folder mit behindertengerechten Unterkunfts -
möglichkeiten herausgegeben.
• Die Behinderten - Selbsthilfe - Gruppe Hartberg hat mit Unterstützung der
Europäischen Kommission und der Steiermärkischen Landesregierung einen
Katalog für Behinderten - Aktiv - Urlaub mit Unterkünften und Ausflugszielen
herausgegeben.
• Der Landesverband für Tourismus in Oberösterreich hat in Zusammenarbeit mit
der Wirtschaftskammer erstmals die Urlaubsangebote für behinderte Menschen
in der Broschüre „No Handicap“ zusammengefasst.
• Der Wiener Tourismusverband hat eine Information über Verkehr, Hotels,
Gastronomie, Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen für Gäste mit Handicaps
herausgegeben.
• Der Bundesverband „Urlaub am Bauernhof‘ hat im Rahmen seiner Spezial -
angebote auch einen eigenen Katalog für den Urlaub am behindertenfreund -
lichen Bauernhof herausgegeben.
Im Internet finden sich folgende Websites, die sich speziell an Touristen mit
Behinderungen wenden:
Die mehrsprachige Internetdatenbank www.you-too.net bietet mobilitäts -
eingeschränkten Menschen Informationen über die Zugänglichkeit von Hotels
und öffentlichen Gebäuden. So kann z.B. ein Hotel nach Vermessung durch die
Firma "equality A“ in die Datenbank aufgenommen werden. Dort sind alle Daten
nach einheitlichen europäischen Kriterien erfasst. Für Wien, Salzburg und die
Stadt Linz wurden bereits Kooperationen zur Vermessung öffentlicher Gebäude
abgeschlossen. You - too ist das Ergebnis des 1997 gestarteten EU - Projekts
„Barrier Info“, bei dem Mobilitätsbeschränkungen wissenschaftlich erhoben
wurden. Elf Partner aus zehn europäischen Ländern haben seit Oktober 2000
dieses Vorhaben zusammen verwirklicht. Die Europäische Union förderte Barrier
Info im Rahmen des Programms TIDE (Technologieinitiative der Gemeinschaft
für Behinderte und ältere Menschen).
• Unter http://handicapinfos.net/hotels2.htm findet sich ein Verzeichnis
behindertengerechter Hotels in Wien mit detaillierten Angaben betreffend
Zugang, behindertengerechte Zimmer etc.
• Auf der Website http://www.tiscover.at findet man in der Rubrik Themenhotels ein
Verzeichnis behindertenfreundlicher Bauernhöfe vom Bundesverband „Urlaub am
Bauernhof".
• Die bereits erwähnte Broschüre des Wiener Tourismusverbands für Gäste mit
Handicaps kann unter http://info.wien.at ausgedruckt und heruntergeladen
werden.
Der 1999 ins Leben gerufene und alle zwei Jahre vom Bundesministerium für
Wirtschaft und Arbeit vergebene „Staatspreis für Tourismus steht heuer unter dem
Thema „Behindertengerechter Tourismus“. Vorläufig geplant ist die Verleihung der
Auszeichnung in den zwei Kategorien „behindertengerechtes Bauangebot (Hotellerie
und Gastronomie)“ und „behindertengerechte Dienstleistungen und Serviceein -
richtungen“.
Behindertenfreundliche Maßnahmen können nach allen Richtlinien des BMWA im
Rahmen der Tourismusförderung unterstützt werden. So werden beispielsweise im
Rahmen der TOP - Tourismus - Förderung 2001 - 2006 im Teil A „Verbesserung der
Angebotsstruktur“ qualitätsverbessernde Maßnahmen in Beherbergungs - und
Verpflegungsbetrieben sowie sonstigen Unternehmen der Tourismus - und Freizeit -
wirtschaft zur entsprechenden Nutzung durch behinderte Menschen gefördert.
Auch im Rahmen von EU - Initiativen werden behindertenfreundliche Maßnahmen
vom BMWA finanziell unterstützt. Beispielhaft sei hier der im Rahmen der
Gemeinschaftsinitiative LEADER II geförderte erste Wanderweg für Blinde in
Österreich in Virgen in Osttirol genannt. Auf Initiative des Tiroler Blindenverbandes
und in Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung Hohe Tauern und dem
Tourismusverband Virgen wurde ein 2,5 km langer Rundwanderweg angelegt, der es
blinden Menschen ermöglicht, viele Eindrücke von der Schönheit der Osttiroler
Gebirgslandschaft zu erleben. Die blinden Wanderer erhalten eine tastbare Skizze
des Wanderwegs und eine kleine Broschüre in Brailleschrift bzw. eine Kassette,
worin die landschaftlichen und kulturellen Besonderheiten der Gegend dargestellt
werden. Entlang des Weges sind Tafeln mit Angaben in Blindenschrift aufgestellt.
Derzeit ist die Vergabe einer Studie zum Thema ,,Qualitätskriterien im Tourismus für
behinderte und ältere Menschen“ im Auftrag des Bundesministeriums für Soziale
Sicherheit und Generationen geplant. Durch diese Studie soll mittels geeigneter
Qualitätskriterien die Bereitschaft der Tourismusanbieter erhöht werden, spezielle
Vorkehrungen für behinderte und ältere Menschen zu treffen. Die Kriterien sollen der
Tourismusbranche als Leitfaden dienen, ihre Einrichtungen gezielt behinderten -
freundlich zu gestalten und vermehrt auch behinderte und ältere Menschen als
Gäste zu gewinnen. Barrierefreiheit und andere behindertenfreundliche Maßnahmen
sollen als Selbstverständlichkeit und als Wettbewerbsfaktor in Tourismusbetrieben
verankert werden.
Einige österreichische Reiseveranstalter verfügen über maßgeschneiderte Angebote
für behinderte Menschen. Es haben sich sogar Reiseorganisationen entwickelt, die
ausschließlich Reisen für
Behinderte anbieten. Diese Spezial - Reisebüros über -
nehmen für behinderte Menschen die aufwändige Reiseorganisation, was vor allem
für Auslandsreisen wichtig ist, überprüfen und gewährleisten Barrierefreiheit der
Unterkunft und das Vorhandensein anderer wichtiger Einrichtungen während des
Urlaubs. Stellvertretend seien hier folgende Beispiele genannt: Der Verein „Aktion
gemeinsam leben“ organisiert Reisen für Menschen mit und ohne Handicap im In -
und Ausland und gibt Hotelinformationen. Vienna Universal Reisen hat einen Katalog
„Reisen für Behinderte“ herausgegeben, der für Rollstuhlfahrer, Blinde, geistig und
körperlich Behinderte konzipiert ist.
Der Österreichische Automobil - , Motorrad - und Touring Club (ÖAMTC) hat die
Broschüre „Mobilität mit Handicap" Informationen für körperbehinderte Kraftfahrer“
herausgegeben und bietet einen stark ermäßigten Mitgliedsbeitrag für behinderte
Kraftfahrer. Der Auto - , Motor - und Radfahrerbund Österreich (ARBÖ) bietet ebenfalls
ein Handbuch für körperbehinderte Kraftfahrer sowie ein - bis zweimal jährlich einen
kostenlosen Fahr - und Testtag für körperbehinderte Kraftfahrer im Trainingszentrum
des ARBÖ in Wien.