2743/AB XXI.GP

Eingelangt am: 12.09.2001

 

Die Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Cap und Genossinnen haben am 12. Juli

2001 unter der Nr. 2755/J an mich eine schriftliche parlamentarische Anfrage be -

treffend Zusammentreffen des damaligen Wirtschaftsministers Wolfgang Schüssel

mit dem Lobbyist der Waffenfirma Thomson am 16. August 1994 gerichtet.

 

Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:

 

Das Parlamentarische Interpellationsrecht des Art. 52 B - VG iVm §§ 90 GeoG 1975

bezieht sich auf den jeweiligen gesetzlichen Wirkungsbereich des befragten Organs

(vgl. Morscher, Die parlamentarische Interpellation, 436).

 

Aus dem Gesagten folgt, daß die gegenständliche Anfrage nicht an den

Bundeskanzler zu richten ist, da sie keine Angelegenheit(en) des gesetzlichen

Wirkungsbereiches des Bundeskanzlers zum Gegenstand hat.

 

Im übrigen verweise ich auf die Beantwortung der parlamentarischen Anfrage

Nr. 39/J - NR/1994, vom 18. November 1994, in der ich in meiner damaligen Funktion

als Wirtschaftsminister zu dieser Angelegenheit Stellung genommen habe. Zu Ihrer

Information lege ich eine Ablichtung dieser Anfragebeantwortung bei.

Anlage

 

An das

Präsidium des Bundeskanzleramtes

 

     Im Auftrage des Herrn Präsidenten des Nationalrates beehrt sich die Par -

lamentsdirektion, die am  18. November 1994 gemäß § 91 des Ge -

schäftsordnungsgesetzes 1975 eingebrachte Anfrage der Abgeordneten

Rudolf ANSCHOBER und Genossen in Abschrift zu übermitteln.

 

        Auf die im § 91 Abs. 4 leg.cit. enthaltene Bestimmung, derzufolge

schriftliche Anfragen innerhalb von zwei Monaten nach deren Übergabe an den

Präsidenten des Nationalrates schriftlich oder mündlich zu beantworten sind, darf

hingewiesen werden.

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Anschober, Renoldner, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten

 

betreffend dubioser Vorgänge beim Radarauftrag des Bundesheeres

 

Österreichs größter Waffendeal seit den Draken wurde höchst fragwürdig

abgewickelt: die Vergabe des Ankaufs von sechs mobilen Tiefflug - Radars und 16

Zielzuweisungs - Anlagen um 1.5 Milliarden Schilling erscheint laut Protokollen, die

den Anfragestellern vorliegen, äußerst dubios so soll es zu massiven Interventionen

zugunsten der Firma Thomson gekommen sein, einem Vertreter der SPÖ soll eine

Provision von 22 Millionen Schilling angeboten worden sein und gegen die

Richtlinien zur Vergabe öffentlicher Vergaben wurde drastisch verstoßen.

 

Aus diesem Grund richten die unterzeichneten Abgeordneten an den Bundesminister

für wirtschaftliche Angelegenheiten folgende schriftliche

 

ANFRAGE:

 

1. Welche Informationen liegen dem Wirtschaftsminister über die

    Kompensationsangebote der Firma Matra im Zusammenhang mit dem Mistral -

    Erwerb vor? Welche Detailgeschäfte, um welche Summe wurden zu welchem

    Datum angeboten?

 

2. Welche dieser Kompensationszusagen wurden bislang verwirklicht? Um welche

    konkreten Projekte und welche jeweiligen Summen handelt es sich dabei?

 

3. Ist es richtig, daß im Zusammenhang mit dem aktuellen Radarauftrag des

    Bundesheeres im Wirtschaftsministerium bzw. durch die sogenannte

     "Sozialpartnerkommission" zwei Gutachten erstellt wurden? Wenn ja, wann,

    von wem und mit welchen jeweiligen konkreten Ergebnis?

4. Wie erfolgte die Bewertung der Kompensationsangebote im Vergleich dazu beim

    Erwerb der Mistral? Wieviele Gutachten liegen hierbei vor? Welche

    Unterschiede bei der Bewertung der Kompensationsangebote erfolgen in den

    Fällen Mistral und Radarauftrag?

 

5. Aufgrund welcher Überlegungen veranlaßte der Wirtschaftsminister ein

    zusätzliches Gutachten bei Prof. Kramer?

 

6. Welches Honorar wurde dafür bezahlt?

 

7. Warum handelt es sich hierbei um einen beschränkten Prüfungsauftrag? Wie

    lautete der konkrete Wortlaut des Prüfungsauftrages?

 

8. Ist es richtig, daß Thomson im Gegensatz zu allen anderen Anbietern mehrfach

    das Gegengeschäftsangebot nachbessern konnte? Wann erfolgten diese neuen

    Angebote?

 

9. Von wem wurde Thomson zu diesen Nachbesserungen wann aufgefordert? War

    der Minister über diese Aufforderungen und die Nachbesserungen informiert?

    Seit wann? Kam es in diesem Zusammenhang zu Weisungen oder

    Interventionen? Wenn ja, mit welchem konkreten wörtlichen Inhalt und zu

    welchem Zeitpunkt?

 

10. Wann wurde den Mitbewerbern nicht ebenfalls die Möglichkeit einer

      Nachbesserung eingeräumt?

 

11. Wie beurteilt der Minister diesen krassen Verstoß gegen die Vergabeordnung für

      öffentliche Aufträge?

 

12. Zu welchen Interventionen kam es im Zusammenhang mit dem Radarauftrag im

      Wirtschaftsministerium oder beim Wirtschaftsminister zu welchem konkreten

      Datum und mit welchem konkreten Inhalt?

 

13. Wann wurde der Minister erstmals über angebliche Provisionsangebote im

      Zusammenhang mit dem Radarkauf informiert? Welche konkreten

      Informationen liegen vor?

In Beantwortung der schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr.

39/J betreffend dubioser Vorgänge beim Radarauftrag des Bundes -

heeres, welche die Abgeordneten Anschober, Renoldner, Freundinnen

und Freunde am 18. November 1994 an mich richteten, stelle ich

fest:

 

Punkt 1 der Anfrage:

 

Welche Informationen liegen dem Wirtschaftsminister über die

Kompensationsangebote der Firma Matra im Zusammenhang mit dem

Mistral - Erwerb vor? Welche Detailgeschäfte, um welche Summe wur -

den zu welchem Datum angeboten?

 

Antwort:

 

- Die Firma Matra hat sich zu Kompensationen (bis zum Jahr 2003)

   über rund 2,3 Mrd öS verpflichtet.

- Detailinformationen unter unterliegend sowohl der Amtsverschiegen -

   heit wie auch der vertraglich festgehaltenen verschwiegen -

   heitspflicht

 

Punkt 2 der Anfrage:

 

Welche dieser Kompensationszusagen wurden bislang verwirklicht?

Um welche konkreten Projekte und welche jeweiligen Summen handelt

es sich dabei?

 

Antwort:

 

Bisher wurden auf dem Konto der Firma Matra Gegengeschäfte im

Ausland von rund 524 Mio. ÖS nach eingehender Prüfung anerkannt

(Stand: 31.12.1993). Für Detailinformationen gilt das oben er -

wähnte

 

Punkt 3 der Anfrage:

 

Ist es richtig, das im Zusammenhang mit dem aktuellen Radarauf -

trag des Bundesheeres im Wirtschaftsministerium bzw. durch die

sogenannte "Sozialpartnerkommission" zwei Gutachten erstellt

wurden? wenn ja, warm, von wem und mit welchem jeweiligen konkre -

ten Ergebnis?

 

Antwort:

 

Nein.

 

Punkt 4 der Anfrage:

 

Wie erfolgte die Bewertung der Kompensationsangebote im Vergleich

dazu beim Erwerb der Mistral? Wieviele Gutachten liegen hierbei

vor? Welche Unterschiede bei der Bewertung der Kompensationsange -

bote erfolgen in den Fällen Mistral und Radarauftrag?

Antwort:

- Bei beiden Verfahren wurde nach gleichen Kriterien bewertet.

- Es lagen drei Stellungnahmen vor

- Keine, siehe oben.

 

Punkte 5 und 7 der Anfrage:

Aufgrund welcher überlegungen veranlaßte der Wirtschaftsminister

ein zusätzliches Gutachten bei Prof. Kramer?

Warum handelt es sich hierbei um einen beschränkten Prüfungssauf -

trag? Wie lautete der konkrete Wortlaut des Prüfungsauftrages?

 

Antwort:

Da der technologische und volkswirtschaftliche Aspekt der

Projekte nicht ausreichend beleuchtet werden konnte, wurde das

WIFO beauftragt, die volkswirtschaftlichen Vor - und Nachteile,

den Technologietransfer und die Forschungskomponente der Projekte

zu begutachten. Die gleiche Vorgangsweise wurde übrigens schon

mit großem Erfolg beim Mistral - Auftrag praktiziert.

 

Punkt 6 der Anfrage:

 

Welches Honorar wurde dafür bezahlt?

 

Antwort:

 

Noch keines.

 

Punkt 8 der der Anfrage:

 

Ist es richtig, daß Thomson im Gegensatz zu allen anderen Anbie -

tern mehrfach das Gegengeschäftsangebot nachbessern konnte? Wann

erfolgten diese neuen Angebote?

Antwort:

 

Nein

 

Punkt 9 der Anfrage:

 

Von wem wurde Thomson zu diesen Nachbesserungen wann aufgefor -

dert? War der Minister über diese Aufforderungen und die Nach -

besserungen informiert? Seit wann? Kam es in diesem Zusammenhang

zu Weisungen oder Interventionen? Wenn ja, mit welchem konkreten

wörtlichen Inhalt und zu welchem Zeitpunkt?

 

Antwort:

 

Im Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten wurden

mit sämtlichen Anbietern zahlreiche Gespräche über ihre jeweili -

gen Kompensationsangebote geführt. Es kam zu keinen Weisungen.

 

Punkt 10 der Anfrage:

 

Warum wurde den Mitbewerbern nicht ebenfalls die Möglichkeit

einer Nachbesserung eingeräumt?

 

Antwort:

 

Alle Mitbewerber hatten dieselben Möglichkeiten.

 

Punkt 11 der Anfrage:

 

Wie beurteilt der Minister diesen krassen Verstoß gegen die Ver -

gabeordnung für öffentliche Aufträge?

Antwort.

 

Ob bei der Auftragsvergabe durch das Bundesministerium für Lan -

desverteidigung ein Verstoß gegen die Vergabeordnung für öffent -

liche Aufträge erfolgt ist, unterliegt nicht der Beurteilung des

Bundesministeriums für wirtschaftliche Angelegenheiten -

 

Punkt 12 der Anfrage:

 

Zu welchen Interventionen kam es im Zusammenhang mit dem Radar -

auftrag im Wirtschaftsministerium oder beim Wirtschaftsminister

zu welchem konkreten Datum und mit welchem konkreten Inhalt?

 

Antwort:

 

Es kam zu diversen Interventionen aus den Bundesländern und

seitens österreichischer Unternehmen für alle Anbieter.

 

Punkt 13 der Anfrage:

 

Warm wurde der Minister erstmals über angebliche Provisionsange -

bote im Zusammenhang mit dem Radarkauf informiert? Welche konkre -

ten Informationen liegen vor?

 

Antwort:

 

Anfang November 1994, ausschließlich aus der Presse.