1065 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXI. GP
Nachdruck vom 23. 4. 2002
Volksbegehren
Veto gegen Temelin
Die Unterstützer dieses Volksbegehrens haben die Einleitung eines Verfahrens für ein Volksbegehren mit folgendem Wortlaut beantragt:
Veto gegen Temelin
Durch Bundesverfassungsgesetz ist Folgendes sicherzustellen:
Die bundesverfassungsmäßig zuständigen Organe werden ermächtigt, den Staatsvertrag über den Beitritt Tschechiens zur Europäischen Union abzuschließen, sobald eine völkerrechtlich bindende Erklärung der Republik Tschechien vorliegt, das AKW-Temelin auf Dauer stillzulegen und diese Stilllegung auch tatsächlich erfolgt ist.
Veto gegen Temelin
Volksbegehren zum Veto gegen einen EU-Beitritt der Republik Tschechien, falls Temelin nicht stillgelegt wird.
Begründung
Zahllose Pannen im AKW-Temelin sowie vernichtende Risikostudien und damit verbundene Horrorszenarien erfüllen viele Menschen in unserem Land mit Sorge um ihre eigene Zukunft und die Zukunft ihrer Kinder.
Ein Reaktorunfall in Temelin kann nicht ausgeschlossen werden. Das belegen Studien vom Physiker Helmut Hirsch aus Hannover und von Bernd Franke vom Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg.
„Angesichts der nuklearen Teile im AKW könnten die Folgen eines Unfalls die Größenordnung der Tschernobyl-Katastrophe erreichen“, meint Hirsch (Kurier vom 11. Mai 2001).
Der Melker Prozess hat diese Sorge nicht gemindert.
Vielmehr besteht der begründete Verdacht, dass das UVP-Verfahren von vornherein nichts anderes sein sollte als ein großangelegtes, bilaterales Täuschungsmanöver.
Hauptzweck: Österreichern wie Tschechen durch diplomatische Spiegelfechtereien Sand in die Augen zu streuen.
Veto-Drohung soll Temelin stoppen.
Österreich muss daher mit aller Vehemenz und allem Nachdruck seine Bedenken gegen das grenznahe AKW-Temelin zum Ausdruck bringen. Mittels Bundesverfassungsgesetz soll Tschechien signalisiert werden, dass Österreich auf der Stilllegung Temelins besteht.
Die Vetodrohung ist in Europa durchaus üblich, um nationale Interessen durchzusetzen. Ein Gutachten des Instituts für Umweltrecht an der Linzer Universität bestätigt, dass diese sowohl völkerrechtlich zulässig als auch innerstaatlich geboten ist.
Tschechische Bevölkerung ist Partner.
Dieses Bundesverfassungsgesetz richtet sich nicht gegen die tschechische Bevölkerung, sondern allein gegen den staatlich-industriellen Atomkomplex in Tschechien.
Die tschechische Bevölkerung wird vielmehr als Schicksalsgefährte in der Bedrohung gesehen. Es geht um eine grenzenlose Todesgefahr und um die gemeinsamen Lebensinteressen beider Völker.
Als Bevollmächtigte wurden gemäß § 3 Abs. 3 des Volksbegehrengesetzes 1973 namhaft gemacht:
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Vor- und Familienname |
Beruf |
Adresse |
Bevollmächtigte(r) |
Dr. Hans ACHATZ |
Richter |
Bismarckstraße 18 |
1. Stellvertreter(in) |
Mag. Hilmar KABAS |
Beamter |
Endemanngasse 6–8/13 |
2. Stellvertreter(in) |
Ernst WINDHOLZ |
Landesrat |
Limesgasse 10 |
3. Stellvertreter(in) |
Dr. Klaus NITTMANN |
Jurist |
Nöbauerstraße 36 |
4. Stellvertreter(in) |
Hubert SCHREINER |
Angestellter |
Karl-Renner-Straße 8 |
Im Amtsblatt zur Wiener Zeitung Nr. 033 vom Fr./Sa., 15./16. Februar 2002 ist folgende Kundmachung über das Ergebnis der Eintragungen erschienen:
Bundeswahlbehörde
Zl. 48.637/41-V/6/02
Volksbegehren Veto gegen Temelin
Gemäß § 16 Abs. 1 des Volksbegehrengesetzes 1973, BGBl. Nr. 344, zuletzt geändert durch das Bundesgesetz BGBl. I Nr. 98/2001, hat die Bundeswahlbehörde in ihrer Sitzung vom 14. Februar 2002 auf Grund der Berichte der Bezirkswahlbehörden folgendes Ergebnis der Eintragungen für das „Volksbegehren Veto gegen Temelin“ ermittelt:
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Anzahl der gültigen |
Stimm- |
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Burgenland |
216 970 |
32 197 |
14,84 |
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Kärnten |
422 045 |
65 502 |
15,52 |
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Niederösterreich |
1 160 733 |
196 333 |
16,91 |
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Oberösterreich |
1 004 248 |
236 161 |
23,52 |
|
|
Salzburg |
359 062 |
48 072 |
13,39 |
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|
Steiermark |
917 869 |
110 132 |
12,00 |
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Tirol |
476 120 |
41 277 |
8,67 |
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|
Vorarlberg |
234 302 |
15 686 |
6,69 |
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Wien |
1 101 462 |
169 613 |
15,40 |
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Summe Österreich |
5 892 811 |
914 973 |
15,53 |
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Da somit mehr als 100 000 gültige Eintragungen von Stimmberechtigten ermittelt worden sind, hat die Bundeswahlbehörde festgestellt, dass ein Volksbegehren im Sinne des Art. 41 Abs. 2 B-VG vorliegt.
Wien, am 14. Februar 2002
Der Stellvertreter des Bundeswahlleiters:
Sektionschef Mag. Prantl
Ergebnis inklusive Unterstützungserklärungen
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Unterstützungs- |
Stimm- |
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Burgenland |
216 970 |
32 197 |
14,84% |
32 190 |
14,84% |
Kärnten |
422 045 |
65 502 |
15,52% |
65 494 |
15,52% |
Niederösterreich |
1 160 733 |
196 333 |
16,91% |
192 657 |
16,60% |
Oberösterreich |
1 004 248 |
236 161 |
23,52% |
226 652 |
22,57% |
Salzburg |
359 062 |
48 072 |
13,39% |
47 580 |
13,25% |
Steiermark |
917 869 |
110 132 |
12,00% |
110 127 |
12,00% |
Tirol |
476 120 |
41 277 |
8,67% |
41 274 |
8,67% |
Vorarlberg |
234 302 |
15 686 |
6,69% |
15 686 |
6,69% |
Wien |
1 101 462 |
169 613 |
15,40% |
166 751 |
15,14% |
Summe Österreich |
5 892 811 |
914 973 |
15,53% |
898 411 |
15,25% |