142/J XXI.GP

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Petrovic, Brosz, Lichtenberger, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr

 

betreffend Flughafenkooperation Wien/Bratislava; Eindämmung der Umweltbelastung der

Region um Schwechat bzw. Abstandnahme vom Bau einer dritten Landebahn

 

Die BewohnerInnen der Ortschaften rund um den Flughafen Schwechat leiden seit Jahren

unter der Zunahme der Lärm -  und Umweltbelastungen bedingt durch den ständig

anwachsenden Flugverkehr von und nach Schwechat.

 

Im Masterplan 2015 der Flughafen Wien AG in dem der Bau einer dritten Piste vorgesehen

ist, wird von enormen Wachstumsmöglichkeiten insbesondere im Bereich des Ostgeschäfts

der AUA ausgegangen. Dieses Zukunftsszenario hat sich durch die Entscheidung der AUA für

die Allianz mit der Lufthansa, die ihrerseits stark im Ostgeschäft tätig ist, allerdings in Luft

aufgelöst. Die wesentlichen Drehscheiben für den Ostverkehr der Star Alliance werden

weiterhin die deutschen Flughäfen etwa Frankfurt/M oder München - bleiben.

 

Die Flughafen Wien AG war über die Allianz - Entscheidung der AUA „nicht glücklich“ (APA

327, 23. Sept. 99), da eine Entscheidung für das Bündnis Delta/Air France für den Flughafen

Schwechat höhre Wachstumsmöglichkeiten geboten hätte. Dennoch will der Vorstand der

Flughafen Wien AG am geplanten Ausbau des Flughafens festhalten, was jedoch eher einer

Trotzreaktion denn einer rationalen betriebswirtschaftlichen Entscheidung entspricht.

 

Die Flughafen Wien AG scheint aber auch nicht gewillt zu sein, im Interesse der betroffenen

AnrainerInnen die Kooperationsmöglichkeiten mit dem Flughafen Bratislava zu nützen, um

auch auf diese Weise den weiteren Ausbau von Schwechat überflüssig zu machen.

 

Organisiert vom Wiener „Institut für den Donauraum und Mitteleuropa“ fand am 2. und 3.

November 1999 in den Räumlichkeiten der österreichischen Botschaft in Bratislava ein

Symposium statt, an dem über 100 Personen aus der Slowakei und Österreich teilnahmen -

sowohl aus den politisch - administrativen als auch aus dem technisch - fachlichen bzw.

wissenschaftlichen Bereich. Unter anderem wurde erörtert, dass der Flughafen Bratislava nach

dem Zerfall des ehemaligen Ostblocks bedeutende Verringerungen des Flugaufkommens zu

verzeichnen hatte und auch derzeit über beträchtliche freie Kapazitäten verfügt.

 

Schwechat hat mit zwei Pisten rund 11 Millionen Fluggäste pro Jahr, Bratislava mit ebenfalls

zwei Pisten rund 350 000; das Terminal ist für 1,8 Millionen Personen ausgebaut. Es handelt

sich dabei um real existierende freie Kapazitäten, da vor ca. 10 Jahren die Frequenz fast

viermal so groß war und erst nach der „Wende“ absank.

Offenkundig ist die Tatsache, dass die Distanz zwischen den Städten Bratislava und Wien

kaum größer ist als die mancher europäischer Flughäfen zu „ihrer“ Stadt (z.B. München). In

Verbindung mit einem attraktiven öffentlichen Verkehrsmittel zwischen den beiden Städten

(z.B. Schnellbahnverbindung, die diesen Namen verdient) bietet sich eine Kooperation der

beiden Städte in Sachen Flugverkehr förmlich an. Die Einrichtung attraktiver

Zugverbindungen ist überdies unabhängig von der Frage der Kooperation der Flughäfen eine

absolute verkehrspolitische Priorität für die Ostregion.

 

Ungeachtet dieser Kooperationsmöglichkeiten schreiten Planungen des Flughafens Wien

betreffend die Errichtung einer dritten Piste mit extremem Flächenbedarf und absehbaren

zusätzlichen Belastungen voran. Seitens der Organe des Wiener Flughafens wird nachwievor

argumentiert, dass die Prognosen für Schwechat starke Zuwachsraten aufweisen und dass

daher die Pistenerweiterung unumgänglich sei.

 

Maßgebliche Verantwortliche des Flughafens Bratislava beklagen, dass offenbar seitens der

Betreiber des Flughafens Schwechats keine echte partnerschaftliche Kooperation angestrebt

werde. Insbesondere geht es dabei um die Beibehaltung der rechtlichen und ökonomischen

Eigenständigkeit des Flughafen Bratislava, welche von österreichischer Seite dem Vernehmen

nach abgelehnt wird.

 

Die unterfertigten Abgeordneten gehen davon aus, dass das Recht der rund um Schwechat

ansässigen Bevölkerung auf einigermaßen erträgliche Lebens -  und Umweltbedingungen

erheblich höher wiegt als rein ökonomische Interessen der Betreiber des Schwechater

Flughafens. Die betrieblichen Entwicklungskonzepte sind der ansässigen Bevölkerung im

Detail nicht bekannt. Insbesondere hat es den Anschein, dass die Erweiterungskonzepte und

- kleingeschrieben - Prognosen nachwievor - und trotz der Star Alliance - Entscheidung

der AUA - davon ausgehen, Schwechat zu einem Drehkreuz im internationalen Flugtransit

zu machen. Es geht also nicht ausschließlich um den von und nach Österreich gerichteten

Flugverkehr. In Anbetracht der ausufernden Verkehrsbelastungen in der Ostregion hätten

derartige Unternehmenskonzepte politisch wohl keine Legitimität.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Wissenschaft und

Verkehr folgende

 

 

ANFRAGE:

 

1. Wie beurteilen Sie als für die Verkehrsplanung zuständiger Minister die Ausbaupläne

     für den Flughafen Wien Schwechat?

 

2. Halten Sie es für politisch vertretbar, ökologisch extrem belastende Ausbauvorhaben

     ausschließlich auf Basis von Unternehmensprognosen zu erörtern, während der Inhalt

     der Unternehmenspläne bzw. die Hintergründe der prognostizierten Steigerungen

     ausschließlich im Bereich Unternehmenspolitik der Betreiber verbleiben? Wenn nein,

     was gedenken Sie zu tun?

 

3. Halten Sie den Bau der dritten Piste nach der Entscheidung der AUA für die Star

    Alliance für notwendig?

4. Halten Sie eine Redimensionierung der Ausbaupläne des Flughafens Wien Schwechat

     nach der Star Alliance - Entscheidung der AUA für angebracht?

 

5. Welchen Anteil hat der von und nach a) Österreich und b) Wien Schwechat gehende

     Flugverkehr in Relation zu Transitbewegungen in den Prognosen für die nächsten fünf

     Jahre?

 

6. Sind Ihnen die Ergebnisse der Tagung vom 2. und 3. November 1999 der

     österreichischen Botschaft in Bratislava bekannt? Wenn ja, welche verkehrspolitischen

     Schlüsse ziehen Sie daraus?

 

7. Ist es zutreffend, dass der Flughafen Bratislava über beträchtliche freie Kapazitäten

     verfügt?

 

8. Wie stehen Sie zu einer verstärkten Kooperation des Flughafens Wien - Schwechat mit

     dem Flughafen Bratislava? Ist diese Kooperation in Ihren Augen eine Alternative zum

     Bau einer dritten Piste am Flughafen Wien - Schwechat ? Wenn ja, was werden Sie tun,

     um die Betreiber des Schwechater Flughafens in diese Richtung zu bewegen? Wenn

     nein, warum nicht?

 

9. Welche Initiativen haben Sie bislang gesetzt, um eine verstärkte Kooperation zwischen

     den beiden Flughäfen einzuleiten?

 

10. Ist es zutreffend, dass eine Kooperation Schwechat - Bratislava und damit eine Verteilung

      der Umweltbelastungen einerseits und des ökonomischen Nutzens andererseits daran

      scheitert, dass seitens des Schwechater Flughafens die Beibehaltung der

      Eigenständigkeit des Flughafens Bratislava nicht akzeptiert wird? Werden Sie mit den

      Verantwortlichen diesbezüglich in Kontakt treten?

 

11. Werden Sie dafür Sorge tragen, dass die Bevölkerung der Region um Schwechat über

      die Kooperationsmöglichkeiten Bratislava - Schwechat und über die mangelnde

      Notwendigkeit einer dritten Landebahn ausreichend informiert wird?

 

12. Wie beurteilen Sie die bisher vorliegenden Pläne für eine schnelle Bahnverbindung

       zwischen den beiden Flughäfen?

 

13. Welche Variante für eine Bahnverbindung halten Sie für die geeignetste und bis wann

       könnte sie zu welchen Baukosten fertiggestellt sein?

 

14. Welche Bedeutung haben bei der Planung der Bahnverbindung a) der

       Schienengüterverkehr, b) der Frachtenterminal Inzersdorf bzw. c) der Terminal

       Bratislava?

 

15. Zur Zeit gibt es kein rechtlich verbindliches Nachtflugverbot am Flughafen Wien -

       Schwechat. Hunderttausende Betroffene in den Anflugschneisen werden immer wieder

       empfindlich in ihrer Nachtruhe gestört.

 

       Befürworten Sie die Einführung eines rechtlich verbindlichen Nachtflugverbots für den

       Flughafen Wien - Schwechat? Wenn nein, warum nicht?

16. Wie beurteilen Sie die Notwendigkeit eines Fluglärmgesetzes?

 

17. Lassen Sie regelmäßig überprüfen, ob die vorgeschriebene Mindesthöhe von den

      einfliegenden Flugzeugen eingehalten wird? Wenn ja, in welcher Form und wie oft

      lassen Sie die Mindesthöhe überprüfen und welche Untersuchungsergebnisse haben Sie

      dabei in den Jahren 1998 und 1999 erhalten?

 

18. Lassen Sie regelmäßig die Einhaltung der vorgeschriebenen maximalen Lärmpegel

       überprüfen? Wenn ja, in welcher Form und wie oft lassen Sie die Lärmbelastung

       überprüfen und welche Untersuchungsergebnisse haben Sie dabei in den Jahren 1998

       und 1999 erhalten?

 

19. Wie hoch sind die Mindestflughöhen für Flugzeuge in bestimmten Entfernungen vom

       Flughafen Wien - Schwechat und wodurch ist sichergestellt, dass es zu keinen

       Unterschreitungen der Mindestflughöhen kommt?

 

20. Wie oft wurde in den Zeiträumen a) 1.1. - 31.3.99, b) 1.4. - 30.6.99 und c) 1.7. - 30.9.99 die

       erlaubten Mindestflughöhen unterschritten bzw. der zulässige Grenzwert für die

       Lärmbelastung überschritten? Wie lauteten die Zahlen für die Vergleichszeiträume in

       den Jahren 1996, 1997 und 1998?

 

21. Welche Möglichkeiten sehen Sie, durch eine weitere Verbesserung der Flugschneisen

       die Lärmbelästigung der Bevölkerung zu reduzieren?

 

22. Wie wird sich die Fluglärmsituation entwickeln, sollte es tatsächlich zu den im

       Masterplan 2015 der Flughafen AG vorgesehenen Steigerungsraten kommen?

 

23. Würde die geplante dritte Piste Anflüge über den Westen Wiens erforderlich machen?

      Wenn ja, in welchem Ausmaß?

 

24. Wie beurteilen Sie den aktuellen Verhandlungsstand auf a) europäischer und b)

       internationaler Ebene zur Abschaffung der Steuerbefreiung für Kerosin?

 

25. Welche Initiativen hat die österreichische Bundesregierung in den vergangen zwei

       Jahren diesbezüglich gesetzt und welche Inititiven planen Sie?