150/J XXI.GP
der Abgeordneten Brosz, Petrovic, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten
betreffend Maßnahmen gegen das kontinuierliche Absinken der Zahl männlicher
Volksschullehrer
Kinderbetreuung und - erziehung ist Frauensache: zu beinahe 100 % im privaten Umfeld, aber
auch in beruflichen Bereichen, in denen Kontakt mit Kindern zentral ist. So sehr eine hohe
Erwerbsquote von Frauen prinzipiell erfreulich stimmt, so ist es doch bedenklich, dass in
Berufen, die mit Kindern zu tun haben, großteils bis fast ausschließlich Frauen beschäftigt
sind. Dies betrifft insbesondere etwa die Berufe „Kindergärtnerin“, „SäuglingspflegerIn“ etc.
Damit verbunden ist sehr oft auch eine gesellschaftlich niedrige Bewertung und Bezahlung
solcher Tätigkeiten.
Bereits seit mehreren Jahren zeichnet sich eine derartige Entwicklung auch bei den
Volksschullehrerinnen ab. Die Zahl der männlichen Volksschullehrer sinkt stetig, zwischen
1970 und 1980 von 36,7 % auf 24,4 %, zwischen 1980 und 1990 weiter auf 18,1 %, im
Schuljahr 1998/99 waren gerade noch 14 % aller Volksschullehrerinnen Männer. Bei
Fortsetzung der bestehenden Tendenz könnten in absehbarer Zeit in Österreich so gut wie
ausschließlich Frauen als VolksschullehrerInen tätig sein. Auch bei den
Hauptschullehrerinnen lässt sich - wenn auch in verringertem Tempo - die gleiche
Entwicklung absehen. Dies ist eine Veränderung in Richtung einer massiven Geschlechter -
Segregation von Berufen, was im Sinne einer geschlechterdemokratischen und
gleichberechtigten Gesellschaft nicht wünschenswert ist.
Eine weitere negative Auswirkung der beschriebenen Tatsache ist jene, dass Kinder in unserer
Gesellschaft in ihrem näheren Umfeld oft fast nur mit Frauen Kontakt haben und dadurch
einerseits keine männlichen Rollenvorbilder für sie vorhanden sind - was für die Entwicklung
der Geschlechtsidentität wichtig wäre - und andererseits die gesellschaftliche
Rollenzuschreibung der ausschließlichen Zuständigkeit von Frauen für Kinder in den Köpfen
dieser Kinder verfestigt wird. Wie bereits gesagt, sind für private Kleinkinderbetreuung fast
ausschließlich Frauen zuständig (so sind nur ca. 1,5 % aller KarenzgeldbezieherInnen
Männer). Väter, soweit sie im gemeinsamen Haushalt mit dem Kind vorhanden sind, sind in
den allermeisten Fällen „Freizeit - Väter“, das heißt, wenn überhaupt, dann nur am
Wochenende für ihre Kinder zeitlich verfügbar. Als sonstige Betreuungspersonen fungieren
zumeist weibliche Verwandte, „Au - pair - Mädchen“, Studentinnen. KindergärtnerInnen und
Hortbetreuerinnen sind fast ausschließlich Frauen. Wenn die beschriebene Entwicklung - vor
allem in den Volksschulen - anhält, treten Kinder bis zum zehnten Lebensjahr tatsächlich
kaum mehr mit männlichen Personen in
näheren Kontakt.
ANFRAGE:
1. Ist Ihnen die Tatsache der stark sinkenden Zahl männlicher Volksschullehrer (bzw. auch
Hauptschullehrer) bekannt und als Problem bewusst? Seit wann ist dies der Fall?
Was sind Ihrer Meinung nach genau die Probleme einer solchen Entwicklung?
2. Wie viele VolksschullehrerInnen gibt es derzeit in Österreich? Wie hoch ist der
Männeranteil bei diesen?
Wie viele VolksschuldirektorInnen gibt es in Österreich derzeit? Wie hoch ist der
Männeranteil bei diesen?
Wie viele HauptschullehrerInnen gibt es in Österreich derzeit? Wie hoch ist der
Männeranteil bei diesen?
Wie viele HauptschuldirektorInnen gibt es in Österreich derzeit? Wie hoch ist der
Männeranteil bei diesen?
Stellen Sie bitte anhand entsprechender Zahlen dar, wie sich der Männeranteil seit 1970
bei VolksschullehrerInnen, VolksschuldirektorInnen, HauptschullehrerInnen und
HauptschuldirektorInnen verändert hat.
3. Welche Maßnahmen haben Sie gegen das sinkende Prestige der Berufe
VolksschullehrerIn/HauptschullehrerIn ergriffen bzw. welche Maßnahmen werden Sie
ergreifen?
4. Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen bzw. werden Sie ergreifen, um Buben zu einer
geschlechteruntypischen Berufswahl zu motivieren?
Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen bzw. werden Sie ergreifen, um Mädchen zu
einer geschlechteruntypischen Berufswahl zu motivieren?
5. Welche Maßnahmen gedenken Sie sonst noch der genannten Entwicklung
entgegenzusetzen?
6. Werden Volks - und HauptschullehrerInnen gleich bezahlt?
Wenn nein: Wie hoch sind die Unterschiede und welche Grunde gibt es für die
unterschiedliche Bezahlung, da die Ausbildung der beiden LehrerInnengruppen ja
gleichwertig ist?