400/J XXI.GP

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Dietachmayr, Heidrun Silhavy

und GenossInnen

an die Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales

betreffend Ersatz der solidarischen Pflichtversicherung durch eine Versicherungspflicht

 

 

In den letzten Jahren wurde von der damaligen Oppositionspartei FPÖ immer wieder die

Forderung nach Ablöse des Prinzips der Pflichtversicherung in der Sozialversicherung durch

eine Versicherungspflicht erhoben. Begründet wurde dies mit einem angeblich

kostendrückenden Wettbewerb unter den Versicherungen in Verbindung mit einer

Wahlfreiheit der Versicherten. Da einige Sozialversicherungsträger mit finanziellen

Schwierigkeiten zu kämpfen haben und im FPÖVP - Belastungsprogramm unklare Reformen

der Sozialversicherungen angekündigt sind, ist zu befürchten, dass die bereits mehrmals

angekündigte Umstellung der solidarischen Pflichtversicherung auf eine kostspielige

Versicherungspflicht durch ein Initiative der FPÖ Sozialministerin bald erfolgen wird.

 

 

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für Arbeit,

Gesundheit und Soziales nachstehende

 

 

Anfrage:

 

1. Sind Sie für die Vielfalt der Sozialversicherungsträger?

2. Wie stehen Sie zur solidarischen Pflichtversicherung im System der österreichischen

     Sozialversicherung?

3. Wo könnten Ihrer Ansicht nach Ergänzungen der bestehenden Pflichtversicherung

    durch Versicherungspflicht sinnvoll sein?

4. Ab wann planen Sie den Ersatz der solidarischen Pflichtversicherung durch eine

     Versicherungspflicht?

5. Finden Sie es gerechtfertigt, dass gleiche medizinische Leistungen je nach

     Krankenversicherungsträger verschieden honoriert werden?

6. Planen Sie diese Maßnahme mit der im FPÖVP - Belastungsprogramm angekündigten

     Senkung der Sozialversicherungsträger zu verbinden?

7. Besteht die Gefahr, dass sich im Falle der Versicherungspflicht die

     Versicherungsbeiträge am persönlichen Krankheitsrisiko des Einzelnen orientieren, was

     gerade für ältere und manuell tätige Arbeitnehmer eine extreme Verteuerung bedeuten

     würde?

8. Befürworten Sie unterschiedliche Beitragssätze zwischen Männern und Frauen?

9. Werden Sie einen Kontrahierungszwang für die Privatversicherungen bei chronisch

    Kranken und älteren Menschen einführen?

10. Welche Folgen für die soziale KV würde z.B. die Wahl des Versicherungsträgers für

       Personen haben, die ihren Wohnsitz nicht am Betriebsort haben?

11. Wie werden Sie verhindern, dass die privaten Krankenversicherer nicht die Beiträge in

       unzumutbarer Weise erhöhen (wie zB im Jahr 1999 um  + 4,5 Prozent)?

12. Würden die Marketing -  und Werbeaufwendungen der Versicherungsträger durch den

      Wettbewerb steigen?

13. Wie hoch würden die zu erwartenden Verwaltungskosten im Vergleich zu den

       bisherigen Verwaltungskosten der Sozialversicherungsträger ansteigen?

14. Wie kann ausgeschlossen werden, dass im Falle der Versicherungspflicht das Leitziel

      der Versicherer nicht das Gewinninteresse, sondern das Gesundheitsinteresse der

      Versicherten ist?

15. Welche Erfahrungen mit der Versicherungspflicht gibt es bisher in der Europäischen

      Union?

16. Wie hoch sind dort die Verwaltungskosten?

17. Wie hoch sind die Versicherungsbeiträge?

18. Ist es richtig, dass die Erfahrungen im bundesdeutschen Modell der

      Versicherungspflicht dahingehend sind, dass die Selbstbehalte gestiegen und wichtige

      Leistungen gestrichen worden sind?

19. Ist es richtig, dass die bisherigen Erfahren im Ausland zeigen, dass die Beitragssätze

      auseinanderfallen werden und ein zweifelhafter Wettbewerb um junge und gesunde,

      gutverdienende, isnbesonders männliche Arbeitnehmer, einsetzten wird?

20. Auf welche Art und Weise haben Sie vor die Versicherungspflicht einzuführen, ohne

      dass die oben angeführten Nachteile eintreten?