535/J XXI.GP
des Abgeordneten Brosz, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten
betreffend des „bundesweiten Schülerwettbewerbs 1998/99 zu Sicherheitspolitik und
umfassender Landesverteidigung“
In diesem Schülerwettbewerb ging es um die Feststellung des Wissens 17 - und 18 -
jähriger Schülerinnen und Schüler über Fragen der Sicherheitspolitik und
Organisationen der EU. Es ging dabei nicht um eine Bewertung dieser Themen, sondern
rein um Faktenwissen. Den Schülerinnen und Schülern wurden im Vorfeld
entsprechende Unterlagen zur Verfügung gestellt. Bei der Durchführung des Bewerbs
wurden aus unserer Sicht unrichtige Annahmen getroffen. Ebenso kam es bei der
Auswertung zu Missinterpretationen, vor allem aufgrund der statistisch fragwürdigen
Gestaltung der Fragebögen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Den Fragen waren jeweils vier mögliche Antworten nachgestellt, wobei angegeben
wurde, wie viele davon jeweils richtig waren. Bei den Fragen 1 - 8, die sich mit der
österreichischen Sicherheitspolitik, der Landesverteidigung und dem Vertrag von
Maastricht befassten waren je 2 - 3 Antworten richtig, bei den Fragen 9 - 13 zu den
Themen NATO, WEU, Organisationen der EU sowie zum Euro waren nur je 1 oder
2 Antworten richtig. Das führt beim willkürlichen Ankreuzen zu einer höheren
Fehlerquote. Außerdem war die falsche Antwort bei den Fragen 1 - 8 zumindest
teilweise ziemlich eindeutig ersichtlich. Somit musste die Quote der richtigen
Antworten bei den Fragen 1 - 8 naturgemäß höher sein.
Wie beurteilen Sie unter diesem Aspekt die Gestaltung des Fragebogens?
2. In dem Bericht von SektChef i. R. Dr. Richard Bayer und Hofrat Direktor Mag.
Stefan Jezik ist die Rede von Informationen, die den GLV (Österreichische
Gesellschaft für Landesverteidigung und Sicherheitspolitik) - Referenten an den
Schulen zur
Verfügung gestellt wurden.
a) Sind Sie der Meinung, dass es sinnvoll ist, wenn Informationen zur
Sicherheitspolitik von einer politisch so klar zuzuordnenden Gesellschaft
erstellt werden?
b) Halten Sie die Informationen der Gesellschaft für Landesverteidigung und
Sicherheitspolitik für objektiv?
3. Weiters bemängeln die Autoren dieser Studie die „Innere Einstellung“ der
Lehrerkollegien und führen darauf die schlechten Ergebnisse der Schülerinnen und
Schüler zurück.
Wie hätte die richtige „Innere Einstellung“ der Lehrerkollegien auszusehen?
4. Die Zielsetzung des Wettbewerbs wurde von den Organisatoren wie folgt
ausgeführt: „Die Veranstalter wollten ermitteln, welchen Wissensstand die
Schülerinnen und Schüler der Klassen ein Jahr vor der abschließenden Prüfung
haben. Damit sollte festgestellt werden, ob mit dem Unterrichtsprinzip „Politische
Bildung“ dem jungen und mündigen Staatsbürger die Möglichkeit geboten wird,
sich in der sehr komplizierten Sicherheitsarchitektur Europas und der Welt zurecht
zu finden. Kann der junge Staatsbürger in einer da und dort auch manipulierten
Medienvielfalt seine eigene Meinung bzw. seinen Standort bestimmen?“
a) Wie beurteilen Sie die Aussage, dass die Medienvielfalt (!) da und dort
manipuliert sei, im Rahmen eines Schülerwettbewerbs?
b) Gewinnen Sie nicht auch den Eindruck, dass die Betreiber des Wettbewerbs
Probleme mit anderen politischen Meinungen haben könnten?
5. In der Einleitung danken die Verfasser den Sponsoren für „die vielen schönen
Preise“ die den TeilnehmerInnen bleibende Eindrücke vermitteln würden. Einige
Seiten später werden diese Preise, die für die jeweiligen Klassensieger bestimmt
waren, als BH - Kappen geoutet.
a) Wie beurteilen Sie das Verteilen von BH - Kappen an Schulen?
b) Halten Sie BH - Kappen für angemessen um einen (positiven) bleibenden
Eindruck zu hinterlassen?
6. Auch ein mündlicher Test war vorgesehen. Dabei wurden den Schülerinnen und
Schülern Uniformen gezeigt, die sie sich einprägen sollten. In weiterer Folge
wurden Details verändert und die Schülerinnen und Schüler sollten nun diese Fehler
ausfindig machen.
a) In welchem Zusammenhang mit der Sicherheitspolitik steht diese Aufgaben -
stellung?
7. Bei einer Videovorführung ging es um das Erkennen von prominenten
Persönlichkeiten. Leider gibt uns die Broschüre keinen Aufschluss darüber, wer
diese waren. Vielleicht wollten die Durchführenden dieses Tests nur feststellen, ob
die Schülerinnen und Schüler wüssten, wer im Ernstfall zu beschützen sei.
Sollte diese Mutmaßung falsch sein, in welchem Zusammenhang mit der
Sicherheitspolitik wurde die Aufgabe Prominente zu erkennen ansonsten gestellt?
8. Bei der Auswertung der Ergebnisse wird darauf aufmerksam gemacht, dass „auch
aus dem Ergebnis des Bundesbewerbes keine allgemein gültigen Schlüsse gefolgert
werden können.“ Dennoch wird die Umsetzung der Ergebnisse in der laufenden
Lehrplanreform erwünscht.
Wie beurteilen Sie diesen Widerspruch?
9. Einige der Fragen werfen ein besonders merkwürdiges Licht auf die Betreiber
dieses Wettbewerbs:
9.1 In Frage 10 findet sich den Euro betreffend folgende Fangfrage: „Die neue
europäische Währung ist ab 1.1.2002 in allen Ländern der EU gesetzliches
Zahlungsmittel.“ Das Datum ist richtig und auch die Tatsache, dass der Euro
gesetzliches Zahlungsmittel wird, doch nicht in allen Ländern der EU.
Wenn es das Ziel des Wettbewerbs war, Wissen zu ermitteln, wieso wurden dann
solch verwirrende Fragen gestellt?
9.2 Frage 13: Die OSZE umfasst derzeit 60 Mitglieder wird als falsch gewertet; richtig
ist, sie umfasst 52 Mitglieder. Bei der Frage 15 wurden bezüglich der Fläche
Österreichs folgende Antwortalternativen zur Auswahl gestellt: 83.858 und 84.210
km².
a) Teilen Sie nicht auch die Auffassung, dass bei Fragen des Allgemeinwissens
die Kenntnis der richtigen Größenordnung von ausreichender Bedeutung ist?
b) Welchen Sinn hat es, eine Fläche als Antwortalternative anzugeben, die um
weniger als 0,5% von der richtigen Antwort abweicht, und diese als falsche
Antwort auszuweisen?
9.3 Punkt 2.2 des Landesverteidigungsplanes (Die Grundwerte) listet als einen
Grundwert auf: „ein Maximum an Lebensqualität in allen Bereichen, verbunden mit
einem möglichst hohen materiellen Lebensstandard für die gesamte österreichische
Bevölkerung.“ Während der erste Teil dieses Satzes (ein Maximum an
Lebensqualität in allen Bereichen) in Frage 3 des Fragebogens als richtige Antwort
ausgewiesen wird, wird der zweite Teil in Frage 2 (Hauptbereiche der
österreichischen Sicherheitspolitik) in leicht abgewandelter Form (...für möglichst
viele statt. für die gesamte Bevölkerung) als falsche Antwort ausgewiesen.
Halten Sie in diesem Zusammenhang die Vorgangsweise bei der Erstellung des
Fragebogens für geeignet hinsichtlich der Ermittlung von Faktenwissen?
10. Angesichts der aus unserer Sicht manipulativen Gestaltung des Fragebogens stellen
sich hinsichtlich der Einbindung des Bundesministeriums folgende Fragen:
10.1 Hatte das Ministerium Einfluß auf die Gestaltung des Fragebogens?
10.2 Wenn nein, warum nicht?
10.3 Wenn ja, wie beurteilen Sie die Fragestellungen angesichts der oben erwähnten
Fakten?
10.4 Teilen Sie die Auffassung, dass dieser Fragebogen und dessen Auswertung
keinerlei Rückschlüsse auf das Wissen der Schülerinnen und Schüler zuläßt?
10.5 Teilen Sie die Auffassung, dass die Zielsetzung des Wettbewerbes verfehlt wurde?
10.6 Werden Sie in Zukunft dafür Sorge tragen, dass es bei künftigen
Schülerwettbewerben nicht mehr zu solch manipulativen Fragestellungen kommt?
10.7 Gab es eine finanzielle Beteiligung des Bundesministeriums an diesem
Wettbewerb?
10.8 Wenn ja in welcher Höhe?