664/J XXI.GP

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundeskanzler

 

betreffend Koordination der Regierungspolitik; Ihre Aufforderung zum „Schulterschluss" (mit

wem?)

 

Als Bundeskanzler haben Sie mehrfach die Oppositionsparteien zum „nationalen

Schulterschluss“ aufgefordert, um die europäische Isolierung der Bundesregierung mit

der Opposition zu teilen. Leider haben Sie bisher Fragen nach den Gründen der

Isolierung nicht beantwortet bzw. zu fortgesetzten Entgleisungen von politischen

Funktionären Ihres Koalitionspartners öffentlich nicht Stellung genommen. Manche

dieser Entgleisungen sind derart gravierend, dass sich die Frage erhebt, mit wem bzw.

mit welchen politischen Auswüchsen ein „Schulterschluss“ verlangt wird.

 

Unter der Überschrift „Raus aus der EU“ schreibt Herr Hubert J. Leeber, stv.

Stadtparteiobmann der FPÖ - Mödling unter anderem (Krone, 26. März 2000): „Eine

1000 - jährige Geschichte, der Wille zur Verteidigung unserer Souveränität, Stolz auf

unser Land, auf unsere Tradition und die Leistungen unserer Bürger sowie auf die 1955

wiedererlangte demokratische Freiheit nach 10 - jähriger Besatzung und Bevormundung

gebieten den sofortigen Austritt aus dieser Gemeinschaft der Günstlinge,

Korruptionisten und Bürokraten verbunden mit der Einstellung aller Zahlungen!“

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an den Bundeskanzler folgende

 

                                                               ANFRAGE:

 

1. Wie beurteilen Sie derartige Äußerungen eines maßgeblichen FPÖ - Funktionäres

     in der auflagenstärksten Zeitung des Landes für das Ansehen Österreichs in

     Europa und der Welt?

 

2. Was werden Sie gegen die implizite Beleidigung der Opfer des NS - Regimes, von

     denen etliche buchstäblich in letzter Minute durch den Einsatz der alliierten

     Kräfte, die Befreiung Österreichs, gerettet wurden?

3. Offenbar sieht der Verfasser dieser Zeilen die Zeit vor 1945 nicht als

    Einschränkung der demokratischen Freiheit Österreichs. Wie beurteilen Sie die

    Chancen der Aufarbeitung der Zeit des NS - Terror -  und Verbrechensregimes vor

    dem Hintergrund derartiger Äußerungen von Funktionären Ihres

    Koalitionspartners?

 

4. Sehen Sie die EU als Gemeinschaft der "Günstlinge" Korruptionisten und

     Bürokraten"?

 

5. Empfehlen Sie der Opposition (und Ihrer Partei) weiterhin den "Schulterschluss"

     mit derartigen Geisteshaltungen?