700/J XXI.GP
der Abgeordneten Dietachmayr
und Genossen
an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur
betreffend arbeitsmarktgerechte Ausbildung
Am Lehrstellenmarkt kündigt sich auch heuer keine Entspannung an. Bereits jetzt gibt es
mehr als 2000 Jugendliche, welche eine Lehrstelle suchen. Dazu kommen die heurigen
Schulabgänger. Die Wirtschaft wird vermutlich die gleiche Zahl an Lehrstellen anbieten wie
in den letzten Jahren.
Es besteht daher die Befürchtung, daß viele Schulabgänger keinen Lehrplatz finden werden.
Diesbezüglich wird auch auf die parlamentarische Anfrage an den Bundesminister für
Wirtschaft und Arbeit betreffend der Entwicklung am Lehrstellenmarkt hingewiesen.
Andererseits wird in den Medien berichtet, daß in manchen Berufssparten, insbesondere im
EDV - Bereich, bald tausende Arbeitskräfte fehlen werden, sodaß man sogar Arbeitskräfte aus
dem Ausland anwerben muß. Es entsteht daher der Eindruck, daß das Ausbildungssystem in
Österreich nicht mehr den Anforderungen der Wirtschaft entspricht.
Von den bereits berufstätigen Arbeitnehmern wird wiederum lebenslange Weiterbildung zur
Arbeitsplatzsicherung gefordert. Für diese sind in erster Linie Fernlehrgänge interessant, da
dadurch die Lernzeit frei eingeteilt werden kann, wodurch der Lernwillige nicht an bestimmte
Unterrichtszeiten gebunden ist. Es gibt jedoch die absurde Situation, daß manche Fernstudien
die Ablegung von Prüfungen an einer ausländischen Universität erfordern (z.B.: Fernstudium
an der Universität Hagen über das Fernstudienbüro Linz), obwohl dieselben Studienzweige
auch an den Universitäten in Österreich abgelegt werden könnten. Diese Situation ist absurd
und bedarf einer Änderung.
Moderne zukunftsträchtige Ausbildung ist teuer. Am teuersten sind jedoch die Personalkosten
für die Lehrer. Das Zeitalter des Internets wird auch Auswirkungen auf die Form des
Unterrichtes und damit auf die Zahl der
benötigten Lehrer haben.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für Bildung,
Wissenschaft und Kultur nachstehende
Anfrage:
1. Welche Berufe und Branchen werden in den nächsten Jahrzehnten in Österreich und in
Europa einem großen Wachstum unterliegen?
2. Was werden Sie unternehmen, um die Berufs -, Schul - und Hochschulausbildung an die
neuen Erfordernisse anzupassen?
3. Gerade im EDV - Bereich fehlen der Wirtschaft viele Spezialisten. Was werden Sie tun,
um kurzfristig genug Ausbildungsplätze in den sogenannten Zukunftsbranchen anbieten
zu können, damit nicht tausende Arbeitskräfte aus dem Ausland geholt werden müssen?
4. Unterstützen Sie unseren Vorschlag, die Berufsausbildung generell durch den Staat in
sogenannten Berufsfachschulen durchführen zu lassen, wodurch jeder Jugendliche den
Beruf erlernen könnte den er erlernen möchte und auch das Lehrstellenproblem beseitigt
wäre?
Falls nicht, warum nicht?
5. Wie können Sie den Umstand erklären, daß ein Fernstudent aus Österreich zur
Absolvierung von Prüfungen nach Deutschland fahren muß, obwohl es an den
österreichischen Universitäten dieselben Studienzweige gibt?
6. Was werden Sie unternehmen, um im Internetzeitalter den Berufstätigen die
Absolvierung aller Studienrichtungen einer Universität und Fachhochschule als
Fernstudium an einer Österreichischen Universität bzw. Fachhochschule zu ermöglichen?
7. Wird in den nächsten Jahren an die Einführung von Studiengebühren gedacht?
Falls ja, wie hoch sollen diese sein und wie wird sichergestellt, daß jeder Österreicher
unabhängig von seiner sozialen Herkunft ein Studium absolvieren kann?
8. Wieviele Lehrer / Professoren gibt es derzeit in den einzelnen Bundesländern in den
jeweiligen Schulzweigen,
Fachhochschulen und Universitäten?
9. Wie sieht die Entwicklung der Personalkosten der Unterrichtenden in den nächsten Jahren
aus, und wie wollen Sie die permanent steigenden Personalkosten der Lehrer /
Professoren in den Griff bekommen?
10. Wie kann eine Anpassung der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden der Lehrer /
Professoren an die Arbeits - und Urlaubszeit der übrigen Vollzeitbeschäftigten erfolgen?
11. Wird von Ihnen daran gedacht, die Zahl der Ferientage für Schüler und Lehrer zu kürzen,
damit die Schüler genug Zeit haben, um den immer komplexer werdenden Stoff zu
absolvieren und dadurch die Urlaubszeit der Lehrer der der übrigen Arbeitnehmer
angepaßt wird?
12. Wieviele Angehörige des Lehrpersonals in Volks - , Haupt, - Berufsschulen und in den
Gymnasien, Fachhochschulen und Universitäten sind Beamte?
13. Ist es wirklich notwendig, daß Lehrer einen Beamtenstatus erhalten, und damit unkündbar
werden, obwohl sie keine Entscheidungsträger wie z.B.: die Richter sind, deren
Unabhängigkeit garantiert werden muß?
Falls ja, warum?
14. Ab wann werden die Schulgebäude durch virtuelle Klassenzimmer ersetzt und die neuen
Medien im Unterricht in ganz Österreich angewandt?
15. Da in diesen virtuellen Schulen und über die neuen Medien viel mehr Schüler durch viel
weniger Lehrer unterrichtet werden können werden viele Lehrer überflüssig. Bereits
heute wäre es möglich, mittels guter Lernunterlagen und durch den Einsatz des auf
Datenträgern gespeicherten Wissen sowie durch die Verwendung der Internettechnologie
viele Lehrer, insbesondere in den sogenannten Lerngegenständen, zu ersetzen.
Welche Überlegungen und Planungen haben Sie diesbezüglich im Personalbereich der
Lehrer bereits angestellt?