863/J XXI.GP

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Schieder

und Genossen

 

an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie

betreffend „Lainzer Tunnel“ in Wien

 

Die Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland streben gemeinsam das Ziel einer

Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes „Region Wien“ und die Sicherung des

Lebensraumes in diesem Ballungsgebiet an. Im Hinblick auf die geplante Erweiterung der

Europäischen Union gilt es insbesondere, die Funktion dieser Region als Knoten in den

transeuropäischen und paneuropäischen Verkehrsnetzen zu stärken und langfristig

abzusichern. Gleichzeitig muß den Bewohnern, Beschäftigten und Wirtschaftstreibenden ein

leistungsfähiges und benutzergerechtes regionales Verkehrssystem bereitgestellt werden.

 

Unter der Prämisse einer möglichst umweltverträglichen Bewältigung des Verkehrs -

aufkommens muß dieses soweit sie möglich auf urnweltfreundliche Verkehrsmittel verlagert

werden. Dem Verkehrsträger „Eisenbahn“ kommt dabei die größte Bedeutung zu.

Mit dem Bund wurde deshalb ein Maßnahmenprogramm zum Ausbau der Verkehrssysteme in

der Region Wien vereinbart.

 

Bei der Stärkung der Knotenfunktion Wiens und seiner Region im Personen - , Fernverkehr

und im Güterverkehr geht es vor allem um

 

-  nachhaltige Absicherung der Funktion Wiens im paneuropäoischen Bahnnetz (TEN,

   TINA)

-  Schaffung der Voraussetzungen für eine zentrale Verknüpfung internationaler

   Zugsverbindungen

-  Entflechtung des Fernverkehrs vom Nahverkehr

-  angebotsorientierte Verdichtung des Zugsangebotes

-  Verkürzung der Reisezeiten

Eine der wesentlichsten Maßnahmen hiezu ist die HL - Strecke „Neue Westbahn“, wozu die

Verbindungsstrecke zwischen West - , Süd - und Donauländebahn mit dem „Lainzer Tunnel“

gehört.

 

Der Ausbau der Westbahn und der o.g. Verbindungsstrecke liegt auch im gemeinsamen

Interesse jener Länder und Städte, die sich für die Realisierung der sog. „Magistrale für

Europa“ (Achse Paris - Budapest) einsetzen.

 

Mit dem Bau des Lainzer Tunnels werden folgende Ziele verfolgt:

 

-  Entlastung der Westbahn vom Güterverkehr (von Hadersdorf - Weidlingau bis Penzing) und

    teilweise vom Personenfernverkehr (bis Westbahnhof)

-  Entlastung der Verbindungsbahn (von Hütteldorf bis Meidling), vom Güterverkehr und

    Personenfernverkehr

-  Entlastung der Südbahn (von Meidling bis Südbahnhof) vom Güterverkehr

-  direkte Heranführung der von Westen kommenden ICE - und IC - Züge über den Lainzer

   Tunnel und die Südbahn zum Bahnhof Wien Hauptbahnhof

-  direkte Heranführung der von Westen kommenden Güterzüge über den Lainzer Tunnel

    und die Donauländebahn zum Terminal Wien Inzersdorf bzw. zum

    Zentralverschiebebahnhof Kledering.

 

Insgesamt trägt der „Lainzer Tunnel“ somit zu einer umweltschonenden, effizienteren und

schnelleren Abwicklung des an den Bahnknoten Wien herangeführten bzw. diesen

durchquerenden Güter - und Personenfernverkehr bei.

Durch den „Lainzer Tunnel“ können auf der Westbahn, der Verbindungsbahn und der

Südbahn Kapazitäten für eine Angebotsverbesserung im Regional - und S - Bahnverkehr

freigemacht werden.

 

Von der Realisierung des „Lainzer Tunnels“ abhängig sind folgende Vorhaben:

-  Terminal Wien Inzersdorf (schnellere und sicherere Betriebsführung)

-  Bahnhof Wien Hauptbahnhof (optimale Durchbindung; Reisezeitgewinn; Verbesserung

   der Umsteigerelationen im überregionalen, regionalen und lokalen Verkehr)

-  Verdichtung des S - Bahnbetriebes auf der Verbindungsbahn (z.B. durch Verlängerung der

    S 80 über Hast. Südtiroler Platz und Bahnhof Meidling zum Bhf. Hütteldorf und eventuell

    darüber hinaus

-  Verdichtung des Nahverkehrsangebotes auf der Westbahn (z.B. 15 - Minuten - Intervall auf

    der S 50)

-  „Airport - Express“ St.Pölten - Bahnhof Wien Hauptbahnhof - Flughafen

Am 11. Mai hat nun der Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie erklärt, daß

er elf Infrastruktur - Millionen auf die Westbahn umschichten wird und den Lainzer Tunnel

und die Güterzugumfahrung St.Pölten zurückstellt, was ihm, wie er sagte, die Möglichkeit

gibt, die Streitfrage unter Experten, ob nicht anstelle des geplanten einröhrigen Tunnels ein

zweiröhriger vorteilhafter wäre, genau zu prüfen.

 

Nach einer Aussprache mit Vertretern der Stadt Wien erklärte Minister Dr. Michael Schmid

am 17. Mai d.J., daß er bei seiner Meinung bleibe, daß der Lainzer Tunnel erst dann errichtet

werden soll, wenn, erstens, die Bahnverbindung Wien - St.Pölten viergleisig ausgebaut wurde

und zweitens, genügend Geld vorhanden ist.

 

Die unterzeichneten Abgeordneten, von denen der Erstunterzeichnete der Abgeordnete des

Wahlkreises Wien Süd - West ist, in dem der Lainzer Tunnel liegt, stellen daher an den

Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie nachstehende

 

A n f r a g e

 

1. Was genau ist Ihre Entscheidung, die unter der Formulierung „Lainzer Tunnel wird

    zurückgestellt“ am 11. Mai kommuniziert wurde?

 

2. Wann genau wird festliegen, ob der „Lainzer Tunnel“ wie geplant bis 2006 - 2007

    fertiggestellt wird oder nicht?

 

3. Wie lange kann Ihrer Meinung nach längestens der von der Ihnen angesprochene Aufschub

    dauern?

 

4. Wie, von wem und mit welchem Arbeitsauftrag, mit welchem Zeithorizont und zu welchen

    Kosten lassen Sie die Frage „ob nicht ein zweiröhriger Tunnel vorteilhafter wäre“ nunmehr

    prüfen?

 

5. Was genau bedeutet Ihr am 17. Mai von der APA veröffentlichtes Zitat "wenn allerdings

    die Experten was anderes sagen, dann Kommando retour“ und worauf genau bezieht es

    sich?

6.   Welche Konsequenzen sehen Sie für die Ostregion, sollte es bei Ihrer Entscheidung

      bleiben, den Ausbau des „Lainzer Tunnels“ zurückzustellen?

 

7.   Sehen Sie dadurch die Anbindung Wiens an das europäische Eisenbahn -

      Hochleistungsstreckennetz gefährdet?

 

8.   Sehen Sie eine Gefährdung der Pläne Wiens, den Nahverkehr auszubauen?

 

9.   Werden Sie bei Ihrer endgültigen Entscheidung berücksichtigen, daß das Verkehrskonzept

      Wiens an den „Lainzer Tunnel“ gebunden ist und von ihm auch die Vorhaben

      Güterterminal Inzersdorf und der Hauptbahnhof Wiens abhängig sind?

 

10. Sollte es bei Ihrer Entscheidung bleiben, wieviel werden Sie dadurch in Wien und im

      Wiener Raum sparen?

 

11. Ist Ihnen klar, daß es ohne den „Lainzer Tunnel“ im Raum Wiens keine Entlastung der

      Westbahn vom Güterverkehr, keine Entlastung der Südbahn vom Güterverkehr und keine

      Entlastung der Verbindungsbahn vom Güter - und Personenverkehr gibt?

 

12. Was ist Ihre Botschaft an die Bevölkerung im Südwesten Wiens, die auf die Entlastung

      von Lärm des Güter - und Personenverkehrs, den Ausbau des Personennahverkehrs und auf

      die Intervallverdichtungen von S - Bahn und Regionalzügen nun verrichten muß?

 

13. Ist Ihr Vorhaben mit Bundeskanzler Dr. Schüssel abgesprochen, der bei der

      Nationalratswahl 1999 genau im betroffenen Wahlkreis Wien - Süd für die ÖVP kandidiert

      hat?