964/J XXI.GP

 

                                                               ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Dietachmayr

und Genossen

an den Bundesminister für Verkehr, Innovation

und Technologie

betreffend Verkehrsinfrastruktur

 

Bei Ihrem Besuch der Veranstaltung „Bewegung statt Stillstand“, am 14.06.2000 im

ORF Oberösterreich sind von den Landespolitikern LR Franz Hiesl und LR DI Erich

Haider etliche Verkehrsprojekte genannt worden, die dringend verwirklicht werden

müßten. Ihre Erklärungen dazu sind auf große Skepsis gestoßen, da Sie einerseits

sagten, daß Sie derzeit nicht einmal drei Millionen Schilling für einen Kreisverkehr

haben und andererseits die Verwirklichung von einigen Projekten mit

Milliardenkosten, wie den Bau der Mühlkreisautobahn, in Aussicht stellten.

 

In der - bei der Veranstaltung präsentierten - ,,Delphi - Studie“ wird Österreich ein

Verkehrsinfarkt prophezeit. Im Jahr 2010 wird es um ca. 700 000 Autos mehr auf

den Straßen geben, der LKW - Verkehr wird um 40% ansteigen. Auch der Flugverkehr

wird weiter enorm zunehmen. Bereits jetzt müssen durch Österreichs Fluglotsen bis

zu 2800 Flugzeuge täglich, rund 720 000 Maschinen pro Jahr sicher durch den

österreichischen Luftraum geleitet werden.

 

1993 - mit dem Inkrafttreten des Maastricher Vertrages - wurde auch die Errichtung

der transeuropäischen Netze („TEN“) in den Rechtsrahmen der Europäischen

Gemeinschaft einbezogen und den Mitgliedstaaten der EU im Bereich der

Infrastruktur Verantwortung übertragen.

Österreich ist somit verpflichtet, wichtige europäische „Verkehrsadern“ auszubauen

bzw. zu errichten. Letztendlich dient dies auch dem Interesse Österreichs um den

europäischen Durchzugsverkehr bewältigen zu können.

 

Von Prof. Dr. Baum wurde bei der ORF Veranstaltung die These vertreten, daß eine

funktionierende Verkehrsinfrastruktur bedeutend für das Wirtschaftswachstum eines

Staates ist. Nutzen - Kosten Analysen für ausgewählte Infrastrukturprojekte weisen

eine hohe volkswirtschaftliche Rentabilität nach.

Unternehmen siedeln sich nur in Staaten mit guter Infrastruktur an und schaffen

Arbeitsplätze. Durch Produktivitäts - und Wachstumsimpulse in der Gesamtwirtschaft

tritt ein fiskalischer Rückholeffekt über höhere Steuereinnahmen ein.

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Verkehr,

Innovation und Technologie nachstehende

 

                                                              ANFRAGE

 

 

1. Welche konkreten Verkehrsinfrastrukturprojekte im Bereich der Bahn,

    Binnenschiffahrt, Luftfahrt und dem Straßenverkehr sollen in den nächsten 5

    Jahren in Oberösterreich und in den anderen Bundesländern verwirklicht

    werden?

 

2. Wie hoch sind die Kosten für die in Frage 1 betroffenen

    Verkehrsinfrastrukturobjekte und wie soll die Finanzierung erfolgen?

 

3. Bei der Veranstaltung „Bewegung statt Stillstand“ im ORF Oberösterreich vom

    14.06.2000 haben Sie von einer Überschuldung des Schienen -  und

    Straßenverkehrs von ca. 317 Mrd Schilling gesprochen. Wie hoch sind die

    Verbindlichkeiten tatsächlich und wie schlüsseln sie sich auf die einzelnen

    Verkehrsinfrastrukturprojekte, Schuldner und Gläubiger auf?

 

4. Von Dr. Obermair (ÖAMTC) wurde bei der bereits genannten Veranstaltung im

    ORF Oberösterreich behauptet, daß seit der Aufhebung der Zweckbindung der

    Mineralölsteuer ca. 325 Milliarden Schilling ins Budget geflossen sind. Sind diese

    Zahlen richtig und werden Sie sich für die neuerliche Zweckbindung der

    Mineralölsteuer einsetzen? Falls nein, warum nicht?

 

5. Um Milliardenprojekte finanzieren zu können ist ein konkreter Finanzplan über

    mehrere Jahre nötig. Wie hoch sind die Geldmittel die Ihrem Ministerium

    tatsächlich in den nächsten 5 Jahren für Verkehrsinfrastrukturprojekte zur

    Verfügung stehen werden?

 

6. Bei Ihrem Besuch in Oberösterreich wurde Ihnen auch das Finanzierungsmodell

    für die Umfahrung Ebelsberg vorgestellt, wo eine Bank die Umfahrung

    vorfinanzierte und dafür eine Schattenmaut kassiert. Könnten Sie sich vorstellen

    auf diese Weise die dringlichsten Verkehrsinfrastrukturprojekte zu finanzieren?

    Falls nein, warum nicht?

 

7. Ein Schiff auf der Donau kann bis zu 2500 Tonnen transportieren. Das entspricht

    der Beladung eines Eisenbahnzuges oder 50 LKWs. Die Transportkapazitäten

    der Donau werden derzeit nur zu 10% genutzt. Welche konkreten Maßnahmen

    werden Sie in der nächsten Jahren durchführen, um den Nutzungsgrad der

    Donau zu erhöhen?

 

8. Ab wann wird mit dem Bau des Donau - Oder - Elbe - Kanals begonnen und wann

    soll der Kanal fertiggestellt sein?

 

9. Die vielen Verkehrstoten und Verletzten zu Pfingsten - wie auch während der

    Osterfeiertage -  haben wieder den Punkteführerschein in den Vordergrund

    gerückt. In welchen Staaten gibt es bereits den Punkteführerschein und welche

    Erfahrungen hat man in diesen Staaten mit dem Punkteführerschein bisher

    gemacht?

10. Werden Sie sich für die Verwirklichung des Punkteführerscheines in Österreich

       einsetzen und einen entsprechenden Entwurf zum Führerscheingesetz

       vorlegen? Falls nein, warum nicht?

 

11. Kürzlich wurde in Weißkirchen/Traun ein Geisterfahrer durch sogenannte

       Geisterfahrerkrallen gestoppt. Wie viele Geisterfahrer konnten bisher durch

       Geisterfahrerkrallen gestoppt werden und werden Sie sich für den Einbau dieser

       Krallen an allen Autobahnauffahrten einsetzen? Falls nein, warum nicht?

 

12. Laut einem Bericht in der Kronenzeitung vom 09.06.2000 sollen 400 Kilometer

      Nebenbahn - Strecke stillgelegt werden. Wie stehen Sie zur Stillegung der

      Nebenbahnen und welche Alternativen können Sie zur Stillegung anbieten?

      Ist es richtig, daß sich das Verkehrsministerium dafür einsetzt, daß unrentable

      Nebenstrecken in kleine Bahngesellschaften ausgelagert werden und wie sehen

      die Pläne konkret aus?

 

13. Für welche konkreten österreichischen Verkehrsinfrastrukturprojekte wird die EU

      in den nächsten Jahren Geldmittel zur Verfügung stellen und wie hoch werden

     diese sein?