1639/J XXI.GP
Eingelangt am: 6.12.2000
Anfrage
der Abgeordneten Emmerich Schwemlein
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend Sperre der Tauernschleuse
Die Tauernschleuse stellt eine österreichweit einmalige Betriebsform dar: Während die Autos
per Bahn durch den Tunnel geschleust werden, verbleiben die Fahrzeuginsassen in den
Kraftfahrzeugen. Das heißt: Im Falle einer Katastrophe gibt es keine Fluchtmöglichkeiten für
die Personen.
Darin sieht der ÖBB - Vorstandsdirektor Gerhard Stindl derzeit das größte Problem. Das
bestehende Konzept sei, auch im Hinblick auf die Tunnelkatastrophe in Kaprun,
nicht mehr länger akzeptabel. Aufgrund dieser Sicherheitsmängel veranlasste die ÖBB
am 29.November 2000 die Sperre des Shuttle - Verkehrs durch den Tauerntunnel zwischen
Mallnitz und Böckstein.
Die Österreichischen Bundesbahnen haben in Hinblick auf die Tunnelkatastrophe in Kaprun
rasch und verantwortungsvoll entschieden. Es geht um die Sicherheit der Menschen und um
die Vermeidung von Katastrophen und das hat oberste Priorität. Es stellt sich nun die Frage,
warum nicht das zuständige Ministerium derartige Schritte unterstützt und vorausschauend
handelt. Das Tunnelunglück in Kaprun war eine schreckliche Katastrophe und es kann doch
nicht im Sinne des Ministeriums sein, den Eindruck zu vermitteln, als wären notwendige
Sicherheitsmaßnahmen aus wirtschaftlichen Gründen zu unterlassen.
In diesem Zusammenhang stellen die unterzeichneten Abgeordneten an die Frau
Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie folgende
Anfrage:
1. Wie stehen Sie zur Entscheidung der ÖBB, den Tauerntunnel auch in Hinblick auf die
Tunnelkatastrophe in Kaprun gesperrt zu haben?
2. Wären angesichts der Tatsache, dass brennbare Stoffe (Diesel, Benzin) und Personen
gemeinsam transportiert werden, kein zu großes Sicherheitsrisiko? Wenn nein, warum
nicht?
3. Wie beurteilen Sie als Bundesministerin die Tatsache, dass die Kärntner Landesregierung
der ÖBB die entscheidendenden Schritte zur Sicherheit der Menschen kritisiert, während
Salzburg die Entscheidungen weitgehend akzeptiert?
4. Sind seitens des Bundesministeriums langfristige Lösungen für den Transfer durch den
Tauerntunnel geplant? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, welche?
5. Für die Insassen gäbe es beim derzeitigen Konzept keine Fluchtmöglichkeit. Welche
Sicherheitsmaßnahmen hätte Ihr Konzept enthalten, wenn die Tauernschleuse nicht
gesperrt worden wäre?
6. Ist Ihrer Ansicht nach das Ende der Tauernschleuse beschlossene Sache? Wenn ja,
warum? Wenn nein, warum nicht?
7. Wie lange wird es dauern, bis die Tauernschleuse wieder den vollen Betrieb aufnehmen
kann?
8. Welche Konzepte über mögliche Ersatzlösungen liegen laut Bundesministerium vor?
9. Die genaueste Überprüfung der Sicherheit wurden von der ÖBB unter anderem als
Konsequenz aus dem Tunnelunglück in Kaprun veranlasst.
a) Wie bewerten Sie die Reaktionsweise der ÖBB hinsichtlich der geplanten
Investitionen?
b) Wie stehen Sie zur Auffassung der ÖBB, dass die Konsequenzen aus der
Brandkatastrophe im Tauerntunnel und des Kapruner Tunnelunglücks sofortiges
Handeln erfordern?
10. Werden im Bundesministerium Konzepte erarbeitet, welche Belastungen der
Landstrassen durch den Ausfall der Tauernschleuse verringern? Wenn nein, warum nicht?
Wenn ja, welche?