1683/J XXI.GP

Eingelangt am: 14.12.2000

 

 

Anfrage

 

der Abgeordneten Mag. Johann Maier

und GenossInnen

an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur

betreffend „Drogenberatung und Drogenprävention an österreichischen Schulen“

 

Mit Amtsantritt der neuen Bundesregierung begann in der Drogenpolitik eine Trendwende

zurück zu Strategien, die bereits in der Vergangenheit erfolglos waren. So war die

Öffentlichkeit mit absurden politischen Forderungen der Freiheitlichen bei den ,,Schladminger

Gesundheitsgesprächen“ und der „Antidrogenklausur der FPÖ Landesorganisationen“

konfrontiert.

 

Die bisherige erfolgreiche Entwicklung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen

Prävention, Therapie und Repression wurde stark eingeschränkt. Innerhalb nur eines halben

Jahres wurden die zur Verfügung stehenden Mittel für Suchtprävention, Beratung und

Behandlung von Suchtkranken massiv gekürzt, das Modell „Therapie statt Strafe“ reduziert

und Maßnahmen eingeleitet, die zu einer verstärkten Kriminalisierung von

Drogengefährdeten und Drogenabhängigen führen.

 

Völlig unverständlich wird eine solches „Sparens um jeden Preis“, wenn man sich die

nationale und auch internationale Entwicklung im Drogenbereich ansieht. Sämtliche

österreichischen Bundesländer haben in ihren Drogenkonzepten eine differenzierte Strategie

im Umgang mit dem Drogenproblem entwickelt und auch die europäische Drogenstrategie,

die am Gipfel von Helsinki von allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union beschlossen

wurde sieht vor, dass die Bereiche Prävention und Therapie in den Mitgliedsstaaten massiv

ausgebaut werden sollen. Unter Drogenexperten herrscht breite Übereinstimmung, dass das

Drogenproblem nicht dadurch verringert werden kann, in dem Drogengefährdete und

Drogenabhängige kriminalisiert und zu Haftstrafen verurteilt werden, sondern psychosozialer

und medizinischer Hilfe und Behandlung bedürfen.

 

Nur die österreichische Bundesregierung beschreitet nun den Weg zurück und bereitet

Maßnahmen vor, bzw. setzt sie bereits um, die keine Unterscheidung mehr zwischen

Suchtgefährdeten und Suchtkranken auf der einen Seite und Drogenhändlern, die nur den

Profit suchen, auf der anderen Seite vorsehen.

 

Die Ankündigung einer Novellierung des Suchtmittelgesetzes (RV liegt vor) und - in

Zusammenwirken mit dem Bundesminister für Justiz - einer Änderung der sogenannten

Grenzmengenverordnung mit der es zu einer Senkung der ,,Grenzmenge“ (zur „großen

Menge“) bei Heroin kommen sollen, hat bei Experten Unverständnis und Ablehnung

hervorgerufen.

 

Weiters ist festzuhalten, dass die Hauptlast der Betreuung von Suchtkranken und der Betrieb

von Drogenberatungs -  und Suchtpräventionsstellen von den Ländern getragen wird. Dies

wurde auch im Zuge der Budgetberatungen von Staatssekretär Dr. Waneck im April 2000

zugestanden: „Im Drogenbereich versuche man die Mittel des Bundes zu reduzieren, da

seitens der Länder viel geschehen ist.“ Angesichts der Tatsache, dass die Länder einen hohen

Beitrag zur Budgetkonsolidierung des Bundes beitragen, muss dieses Vorhaben neu überdacht

werden.

 

Der in Österreich entwickelte Weg im Umgang mit dem Drogenproblem „Therapie statt

Strafe“ war und ist in Europa beispielgebend. Für die anstehenden Reformen innerhalb der

EU in dieser Thematik könnte Österreich mit seinen Erfahrungen ein innovative Kraft sein.

Die „neue Drogenpolitik“ signalisiert jedoch einen Rückschritt zu Strategien der 60 - iger und

70 - iger Jahre und führt wieder zu einer verstärkten Kriminalisiening von Suchtkranken.

 

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für Bildung,

Wissenschaft und Kultur nachstehende

 

Anfrage:

 

1. Welche Mittel wurden 1998, 1999 und 2000 von Ihrem Ministerium die Drogenberatung

    und Drogenprävention an Schulen etc. aufgewendet?

 

2. Welche Mittel sind in diesen Bereichen für das Jahr 2001 veranschlagt?

3. Gibt es Pläne, diese Mittel für diese Bereiche im Jahr 2001 zu kürzen - wenn ja um wie

     viel?

 

4. Welche Mittel wurden 1998, 1999 und 2000 von den einzelnen Bundesländern für die

     Drogenberatung und Drogenprävention an den Schulen eingesetzt (ersuchen um

     Aufschlüsselung)?

 

5. Werden Sie ein bundesweites Monitoringsystem zur Beobachtung der Entwicklung der

     Drogenproblematik an österreichs Schulen einrichten?

 

6. Welche Haltung nehmen Sie zum wissenschaftlichen Präventionsprojekt ,,Check - iT!“ ein,

     dass in Wien - gerade über Jugendlichen - mit großem Erfolg durchgeführt wurde?

 

7. Der Staatssekretär für Gesundheit bereitet zur Zeit eine österreichweite Kampagne zur

      Suchtprävention vor. Sind Sie in diese Kampagne eingebunden?

 

8. Wurde diese Kampagne mit Ihrem Bundesminister akkordiert? Wenn ja, in welcher Form

      - wenn nein, warum nicht?

 

9. Ist Ihnen das Peer - grops Modell als modernes und erprobtes Instrument zur

     Drogenbekämpfung - insbesondere unter Jugendlichen - bekannt?

 

10. Wenn ja, halten Sie dieser From der Drogenberatung und Suchtprävention für ein

       taugliches Mittel, um beispielsweise in Schulen eingesetzt zu werden?

 

11. Wenn nein, warum nicht?