1725/J XXI.GP

Eingelangt am: 18-01-2001

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Lunacek, Petrovic, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundeskanzler

 

betreffend betreffend Einsatz und Wirkung von NATO - Munition mit abgereichertem

Uran im Balkankrieg

 

In der Anfrage 6141 / J XX.GP vom 22.4.1999 an den Bundeskanzler wies die Grüne

Abgeordnete Madeleine Petrovic auf den Einsatz von DU(depleted uranium) - Munition bei

den Angriffen im Jugoslawienkrieg im 1. Halbjahr 1999 hin.

 

In der Antwort merkte der damalige Bundeskanzler Viktor Klima an, dass dieses Thema

nicht in den Vollzugsbereich des Bundeskanzleramtes falle, er aber über die Problematik

des Einsatzes uranhältiger Munition aus der Eingabe einer NGO und aus der

Medienberichterstattung im April 1999 erfahren habe.

 

Der damalige Verteidigungsminister Werner Fasselabend stellte zur Anfrage 6140 / J XX.GP

vom 22.4.1999 fest, dass der angesprochene Themenbereich keinen Gegenstand der

Vollziehung seines Ressorts bilde, und dass ihm außerdem keine Berichte darüber vorlägen,

"dass beim NATO - Einsatz in Jugoslawien Munition mit abgereichertem Uran eingesetzt

wurde."

 

Die österreichische Bundesregierung war also spätestens seit der damaligen Anfrage der

Grünen über den Verdacht der Gesundheitsgefährdung durch von der NATO eingesetzte

DU - Munition informiert. Die jüngsten Medienberichte über Leukämie - Erkrankungen und

- Todesfälle von KFOR - Soldaten lassen vermuten, dass von seiten der österreichischen

Bundesregierung seit damals nichts unternommen wurde, um Aufklärung in den Verdacht

der Gesundheitsgefährdung durch DU - Munition zu bringen.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

1. Dem Bundeskanzleramt war spätestens seit April 1999 der Verdacht der

Gesundheitsgefährdung wegen des Einsatzes DU - hältiger Munition am Balkan

bekannt. Was wurde von Seiten der zuständigen BeamtInnen im BKA sowie in

anderen mit der Thematik befassten Ministerien getan, um

1a) die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten sowie

2b) rückkehrende Flüchtlinge und

3c) österreichisches Einsatzpersonal in den betroffenen Gebieten zu

informieren und gegebenenfalls zu schützen?

2. Eine Vielzahl von Nichtregierungsorganisationen, wie Rotes Kreuz, Hilfswerk

Österreich, SOS - Kinderdorf waren in Bosnien und im Kosovo im Einsatz.

Österreich hat sich mit der großangelegten Spendenaktion "Nachbar in Not"

einen exzellenten Ruf als hilfreicher Nachbar erworben. Ist Ihnen bekannt ob

und von wem Untersuchungen über die Existenz radioaktiver Substanzen und

deren mögliche Gesundheitsgefährdung im Einsatzgebiet österreichischer

Hilfsorganisationen vorgenommen wurden?

2a) Wenn nein, warum nicht?

 

3. Österreichische Hilfsorganisationen waren auch im Ambulanzeinsatz am

Balkan tätig. Ist Ihnen bekannt ob bei betreuten Personen, die an

Immunschwächeerkrankungen leiden, auch auf Strahlenbelastung durch DU -

Munition als mögliche Ursache untersucht wurde?

3a) Wenn ja, mit welchem Ergebnis?

3b) Wenn nein, warum nicht?

 

4. In der Anfragebeantwortung vom 23. Juni 1999 hat der damalige Bundeskanzler

Viktor Klima betont, dass er sich "im Rahmen der Organisation der Rückkehr

der Vertriebenen" dafür einsetzten werde, diesen Aspekt (gemeint war der der

möglichen Gesundheitsgefährdung bei Rückkehr von Flüchtlingen in verstrahlte

Regionen) "zu berücksichtigen". In welcher Weise wurde bei der Organisation

der Rückkehr von Flüchtlingen darauf Rücksicht genommen, dass eine

radioaktive Belastung der Region vorliegen könnte?

 

5. Was haben Sie bzw. hat das BKA unternommen um sicherzustellen, dass kein

Kriegsflüchtling in radioaktiv belastetes Gebiet mit belasteten Ackerflächen und

Trinkwasser zurückkehren muss?

 

6. Wurde bei der Saatgutaktion im Rahmen der Aktion "Nachbar in Not" darauf

Bedacht genommen, dass auf Grund der radioaktiven Belastung des Bodens

die Ernte gesundheitsgefährdend verstrahlt sein könnte?

 

7. Haben österreichische Vertreterinnen bei der Sarajewo - Gipfelkonferenz Ende Juli

1999 auf den Einsatz von DU - hältiger Munition hingewiesen?

       7a) Wenn ja, in welcher Form?

       7b) Wenn nein, warum nicht?

 

8. Welche Förderungsmittel (aufgeschlüsselt nach Ländern und Projekten)

erhalten Umweltprogramme in Ex - Jugoslawien von österreichischer Seite bzw.

von seiten des Stabilitätspaktes zugewiesen, um die Folgeschäden der NATO

Angriffe sanieren zu können?

 

9. Wie erklären Sie, dass österreichische Medien und oppositionelle PolitikerInnen

durchaus kritisch über den problematischen Einsatz von DU - Munition berichtet

haben und berichten, die jeweiligen österreichischen Bundesregierungen zu

diesem Thema jedoch außer beschwichtigenden Äußerungen keine Stellung

beziehen?