2075/J XXI.GP

Eingelangt am: 5.3.2001

 

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Dr. Graf

und Kollegen

an den Bundesminister für Inneres

betreffend STASI - Kontakte von Peter Pilz

 

In dem Buch „Mein Protokoll“ des ehemaligen Generaldirektors für öffentliche

Sicherheit, Mag. Michael Sika, schreibt dieser unter dem Titel „Wer spionierte für den

Osten“ auf den Seiten 151 und 152 folgendes:

 

„Für die österreichischen Belange war in dieser wissenschaftlichen Arbeit Peter Pilz von

den Grünen zuständig, der schon zwei Jahre zuvor an einem Forschungsauftrag über

‚,Rüstungskonversion“ (Umstieg von Waffen -  auf zivile Produktion) mitgearbeitet hatte.

Auftraggeber letztgenannter Studie war der Doktorvater von Peter Pilz gewesen, Univ.

Prof. Dr. Alexander Van der Bellen von der Sozial -  und Wirtschaftswissenschaftlichen

Fakultät der Universität Wien. Das Projekt wurde vom damaligen Wissenschaftsminister

Heinz Fischer mit 450.000 Schilling an Steuergeldern gesponsert. Dieses Projekt

beschäftigte auch das Parlament, weil manche Abgeordneten nicht ausschließen

wollten, dass es nachrichtendienstliche Interessen verfolge. Immerhin pflege diese

Forschergruppe - so die Argumentation - Gedanken -  und Materialaustausch mit dem

schwedischen Friedensforschungsinstitut SIPRI, dem in den skandinavischen Ländern

Spionagetätigkeit nachgesagt werde. Van der Bellen schrieb daraufhin an seinen Freund

und Förderer Heinz Fischer einen bitterbösen Brief und sah die Freiheit von Forschung

und Wissenschaft in Gefahr. Dass auch Univ. - Doz. Dr. Peter Fleissner, 1 979 vom STASI -

Überläufer Werner Stiller als „informeller Mitarbeiter“ unter dem Decknamen „Emsig“

bezeichnet, der Forschungsgruppe angehörte, sei nur am Rand erwähnt.“

 

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an den

Bundesminister für Inneres nachstehende

 

Anfrage:

 

1.) Ist Ihnen der oben angeführte Sachverhalt bekannt?

 

2.) Gibt es in Ihrem Ministerium bereits Erkenntnisse ob Mitarbeiter des schwedische

      Friedensforschungsinstitut SIPRI der Spionage verdächtigt wurden und ob diesen

      dies auch nachgewiesen werden konnte?

3.) Gibt es in Ihrem Ministerium bereits Erkenntnisse ob die Zusammenarbeit des

      „informellen Statsi - Mitarbeiter“ Univ. - Doz. Dr. Peter Fleissner mit Peter Pilz bzw.

      Alexander Van der Bellen über ein unter den Begriff „Freiheit von Wissenschaft

      und Forschung“ zu subsumierendes Maß ging?

 

4.) Wurden von Ihrem Ministerium im Rahmen des „Gesetzes über die Unterlagen

      des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen

      Republik (Stasi - Unterlagen - Gesetz - StUG)“ in Bezug auf die Personen Dr. Peter

      Pilz, Dr. Alexander Van der Bellen oder Dr. Peter Fleissner bereits Akteinsicht

      genommen oder entsprechende Durchschriften verlangt?