2277/J XXI.GP

Eingelangt am: 03.04.2001

 

ANFRAGE

 

des Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen

 

betreffend Gefahr für Frühgeborene durch Weichmacher in Medizinprodukten

 

Gefährliche Weichmacher wurden im Baby - Spielzeug 1998 europaweit verboten. Im

sensiblen Klinikbereich sind sie aber nach wie vor präsent. Fast 60 % aller im

Gesundheitswesen verwendeten Plastikprodukte bestehen aus PVC.

Infusionsschläuche, Spritzen, Beatmungsmasken, Blutbeutel... die Liste könnte noch

weiter fortgesetzt werden.

Dem Kunststoff wird, um ihm die notwendige Flexibilität zu verleihen, der chemische

Weichmacher DEHP beigefügt. Je nachdem, wie flexibel die Produkte sein müssen,

schwankt ihr DEHP - Gehalt zwischen 30 und 80 Prozent.

Frühgeborene, die künstlich ernährt und beatmet werden müssen, werden mit

gefährlichen Weichmachern sehr stark belastet. Die Weichmacher lösen sich aus

den PVC - Schläuchen und binden besonders leicht an Fett. Wenn die Babys mit Fett -

Vitamin - Lösungen ernährt werden, finden sich am Ende des Schlauches um das

Hundertfache höhere Werte als im Ausgangsbehälter.

Eine Studie aus Mannheim zeigt, dass bei Frühgeborenen die DEHP - Konzentration

bis zum 1000 - fachen über der Durchschnittsbelastung von Erwachsenen liegt.

Die Weichmacher stehen im Verdacht, bei den Frühgeborenen schwere

Organschäden auszulösen. Sie über auch einen starken Einfluß auf den Leber -

Stoffwechsel aus.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

1) Ist Ihnen die Studie des interdisziplinären Forscherteams bestehend aus

    Neonatologen, Kinderchirurgen und Toxikologen am Universitätsklinikum

    Mannheim unter Studienleiter Steffan Loff über die Gefährlichkeit von

    Weichmachern in PVC - Schläuchen bekannt?

 

2) Wie schätzen Sie die Gefährlichkeit der Weichmacher in PVC - Schläuchen für

     Frühgeborene angesichts der Mannheimer Studie ein?

3) Werden Sie eine neuerliche genaue Untersuchung der Gegebenheiten an den

    Frühgeborenen - Abteilungen in österreichs Krankenanstalten in Bezug auf

    Weichmachern in PVC - Schläuchen anordnen?

    Wenn ja, wann?

    Wenn nein, warum nicht?

 

4) Haben Sie bereits eine Antwort auf Ihre dringliche Anfrage an die EU -

    Kommission betreffend PVC in Medizinprodukten erhalten?

    Wenn ja, wie lautet diese?

 

5) Bereits einmal nahm die österreichische Bundesregierung beim Thema PVC

     eine besondere Rolle ein. Ein gemeinsam mit Deutschland durchgeführter

     Vorstoß ebnete den Weg für das 1998 ausgesprochene europaweite Verbot

     von Weichmachern in Babyspielzeug.

     Planen Sie einen derartigen Vorstoß in Sachen PVC - Verbot in

     Medizinprodukten, etwa mit Schweden, wo sich der Gesundheitsrat bereits mit

     dieser Frage beschäftigt?

 

6) Was werden Sie unternehmen, damit von allen Krankenhäusern ungefährliche

     Kunststoffprodukte, die auch am Markt sind, eingekauft werden, und so eine

     Preisreduktion erzielt werden könnte?