2419/J XXI.GP
Eingelangt am:09.05.2001
der Abgeordneten Emmerich Schwemlein
und GenossInnen
an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit
betreffend Skanadlöse Willkür bei der Einhaltung der Ausländerkontingentregelung
Die Flotte der Danubia Kreuzfahrt GmbH umfasst drei Passagierschiffe, die Donau, Rhein
und Main befahren. Geleitet wird das Unternehmen von Dr. Wolfgang Lüftner.
Am 29. Jänner 2001 wurde per Fax vom Arbeitsmarktservice (AMS) „Amadeus I“ kurzfristig,
nämlich innerhalb einer Woche, Spitzenpersonal für das 4 - 5 Sterne Passagierschiff
angefordert.
Innerhalb einer Woche 20 Arbeitskräfte zu finden, die den extrem hohen Anforderungen im
Ausbildungs - und Erfahrungsbereich (auch beispielsweise für WäscherInnen!) entsprachen,
erwieß sich als überaus schwierig. Trotzdem bewarben sich zum Vorstellungstermin am 5.
Februar 2001 zwanzig Leute bei der Schifffahrtsgesellschaft. Laut Danubia Kreuzfahrt GmbH
entsprachen die österreichischen Bewerber in Ihrer Kompetenz nicht den extrem hohen
Anforderungen und wurden abgewiesen.
Kurze Zeit später wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit dem Unternehmen
des Herrn Dr. Wolfgang Lüftner ein gesondertes Saisonnierkontingent für Arbeitskräfte aus
dem ehemaligen Ostblock ausgestellt. ,, Zufällig“ entsprachen diese Mitarbeiter genau den
hohen Anforderungen des Herrn Dr. Lüftner.
In diesem Zusammenhang stellen die unterzeichneten Abgeordneten an den Bundesminister
für Wirtschaft und Arbeit folgende
1) Warum bekommt ein Einzelunternehmer ein Saisonniersonderkontingent für ausländische
Arbeitskräfte, obwohl inländische Mitarbeiter zur Verfügung stehen?
2) Hat der Tiroler Unternehmer Dr. Wolfgang Lüftner ein Sonderkontingent an Saisonniers
(23 Arbeitnehmer aus Mittel - u. Osteuropa) zugebilligt bekommen, obwohl 20 Leute bei
einer Jobbörse des AMS am 5.02.01 vorgestellt haben? Wenn ja, warum und von wem?
3) Gab es im Tourismus jemals vorher ein Saisonniersonderkontingent für einen
Einzelbetrieb?
a) Wenn ja, wie haben Sie oder Ihre Amtsvorgänger die Vorgangsweise begründet?
b) Wenn nein, wieso bekam gerade Dr. Lüftner jetzt im Februar 2001 ein
Sonderkontingent?
4) Wofür gibt es ein Saisonnierkontingent, wenn es ohne weitere Schwierigkeiten offiziell
umgangen werden kann?
5) Aus welchen Gründen war in diesem Fall
ausländisches Personal Inländern vorzuziehen?
6) Welche Spitzenqualifikation muss beispielsweise eine Wäscherin vorweisen, um auf
einem Schiff arbeiten zu können?
7) Ist in Österreich ausgebildetes Personal für die Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff nicht
qualifiziert genug? Wenn nein, warum nicht?
8) Ist es richtig, dass das Unternehmen von Dr. Lüftner, obwohl es ein österreichisches
Unternehmen ist, von der Bewilligungspflicht mittels Sonderregelung ausgenommen
werden soll? Wenn ja, warum?
9) Ist seitens des Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit geplant, die Donauschifffahrt
aus der Kontingentregelung generell auszunehmen?
a) Wenn ja, wann?
b) Wie lautet die Begründung im Detail?
10) Die Vorgangsweise in diesem Fall zeigt, dass eine grobe Interessenskollision zwischen
den Bereichen Wirtschaft und Arbeit in Ihrem Ministerium vorliegt.
a) Werden Sie diese Unvereinbarkeit durch eine Trennung von Wirtschaft und Arbeit, wie
von der Interessensvertretung der ArbeitnehmerInnen und der SPÖ gefordert,
lösen?
Nimm mich mit Kapitän
Wie es kommt, dass manche Unternehmer beim besten Willen kein Personal im Inland finden.
Von einer Kreuzfahrt träumen viele. Aber nicht jeder möchte sich unbedingt nur am
Traumschiff verwöhnen lassen, mancher könnte sich auch gut vorstellen auf einem Schiff zu
arbeiten. Der Tiroler Unternehmer Dr. Wolfgang Lüftner betreibt mit der Danubia Kreuzfahrt
GmbH drei Passagierschiffe auf Donau, Rhein und Main. Für die „Amadeus I“, die
„Amadeus II“ und die „Amadeus Classic“ - Fünf - Stern - Kreuzfahrtsschiffe - braucht das
Unternehmen selbstverständlich Personal und wie es sich gehört hat sich der Reiseveranstalter
auch deswegen an das zuständige Arbeitsamt gewandt.
„Am 29. Jänner 2001 haben wir ein Fax mit den Anforderungsprofilen bekommen - als
Vorstellungstermin war der 5. Februar vorgesehen“, erinnert sich die Leiterin des
Arbeitsmarktservice (AMS) Persönliche Dienst - Gastgewerbe in Wien, Doris Litschauer.
Eine etwas knappe Frist, wenn man bedenkt, dass durchwegs Spitzenpersonal gesucht war.
„Barkeeper, langjährige Erfahrung in einem 4 - 5 Sterne - Betrieb in dieser Position und
mindestens eine Kreuzfahrtsaison auf einem 4 - 5 - Sterne Passagierschiff, vorzugsweise
Flußschiff" lautete zum Beispiel eine der Anforderungen und selbst von den Wäscherinnen
wurde ähnliches erwartet. „Wir haben versucht den Termin für die Vorstellungsgespräche zu
verschieben, aber das war leider nicht möglich. Solche Spitzenkräfte, wie hier gesucht
wurden, waren natürlich in nur einer Woche nicht zu erreichen“, erklärt die AMS - Leiterin.
Zwanzig Leute haben sich dann doch am 5. Februar bei der Job - Börse vorgestellt und wie
nicht anders zu erwarten, entsprach niemand den hohen Anforderungen des Unternehmens.
Wenig später erhielt die Kreuzfahrtsfirma ein gesondertes Saisonkontingent vom Ministerium
für Wirtschaft und Arbeit zugebilligt. 23 ArbeitnehmerInnen aus Russland und anderen
Staaten des ehemaligen Ostblocks entsprachen zufällig genau dem Anforderungsprofil des Dr.
Lüftner. Für Doris Litschauer nicht unbedingt überraschend: „Wir haben uns natürlich die
Qualifikationen dieser Leute sehr genau angesehen und es handelt sich dabei tatsächlich um
erstklassiges Personal. Trotzdem werden wir das Gefühl nicht los, dass die nicht zufällig so
genau den Anforderungen entsprechen und das wir bewusst unter solchen Termindruck
gesetzt worden sind.“ Die AMS - Leiterin glaubt, dass mit ein bisschen mehr Zeit und einem
weniger strengen Anforderungsprofil auch in Österreich Personal für die Kreuzfahrtsschiffe
gefunden hätten werden können: „Wir hatten das Angebot auch im Internet und noch Tage
später haben sich Leute erkundigt und interessiert. Eine Saison auf einem Kreuzfahrtsschiff
wäre für viele ein Traum.“
Am 15. März 2001 sind die Schiffe des Dr. Lüftner ausgelaufen. Die Gäste werden die
faszinierende Kreuzfahrt sicher genießen. Für Doris Litschauer bleibt trotzdem ein leicht
bitterer Beigeschmack: „Wenn das ein Unternehmer machen kann, können das andere auch.
Und natürlich wird es genug geben, die lieber auf „günstigere“ Saisonniers zurückgreifen.
Wenn das aber Usus wird, bekommen wir ernsthafte Probleme, unsere Leute zu vermitteln.“