2505/J XXI.GP
Eingelangt am: 31.05.2001
der Abgeordneten Dr Gabriela Moser, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Finanzen
betreffend Bestellung von Aufsichtsräten und Vorständen der Telekom
In Expertenkreisen ist der personelle Erneuerungsprozess in börsennotierten noch
teilweise staatseigenen Betrieben unbestritten Verbesserungspotenziale sind
rechtzeitig auszuloten und auszuschöpfen. In den letzten Monaten häuften sich
jedoch Ablösevorgänge in Aufsichtsräten bzw Vorständen; vorzeitige Rücktritte von
laufenden Verträgen wie beispielsweise in der Führungsebene der AUA kamen
vergleichsweise überraschend und laut Medien ohne betriebswirtschaftliche
Notwendigkeit und Logik. Die vorzeitigen Auflösungen von Verträgen erfordern
erheblichen betrieblichen Aufwand in den Medien wird bis zu 52 Mio ATS pro
Betroffenen kolportiert - und erwecken den Anschein, parteipolitisch motivierter
Vorgangsweise und schlechten wirtschaftspolitischen Stils des Eigentümers/der
Republik. Abgesehen davon leidet auch das Renommee des Unternehmens.
Außerdem wird die neue Führung (Aufsichtsräte, Vorstände) durch die wirtschaftlich
unmotivierte Vorgangsweise bei der Ablöse der Vorgänger unnötig belastet.
Betroffen von diesem fragwürdigen Umgang mit großen Unternehmen ist auch die
Telekom. Der Fragwürdigkeit des Börsegangs folgt nun der Austausch des
Vorstands. Gerade in einem Unternehmen, das besonders schnell auf
Marktentwicklungen reagieren muss, werden derzeit "praktisch alle Aktivitäten auf
„Systemerhaltung“ zurückgeschraubt“ (Die Presse, 17.5.2001).
Nachdem alle großen Beteiligungen der ÖIAG börsennotiert sind und die Holding nur
noch Minderheitenanteile hält, schaden kursbeeinträchtigende Äußerungen und ein
politisch motivierter Austausch des Managements sowohl dem Eigentümer -
Aktionären und der Republik Österreich - als auch den ArbeitnehmerInnen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
Anfrage:
1. Auf Grund welcher Notwendigkeit erfolgt trotz zuletzt erfreulicher
wirtschaftlicher Entwicklung des Unternehmens eine vorzeitige Auflösung der
Verträge, die dem Unternehmen Telekom Austria erhebliche Kosten
verursachen?
2. Wie hoch sind jeweils die Summen für die vorzeitige Auflösung der
Dienstverträge von Aufsichtsräten und Vorständen der Telekom? Woraus
setzen sich die Abfertigungszahlungen jeweils zusammen (Jahresgehälter,
Pensionsansprüche...)?
3. Wie beurteilen Sie den Kommentar von Josef Urschitz (Die Presse, 8.5.2001)
„Der Eigentümer hat natürlich das Recht und die Pflicht, Vorstände nach seinen
Vorstellungen zu besetzen. Aber wer Eigentümer hat, die so vorgehen, braucht
wirklich keine Konkurrenten mehr“?
4. Wie beurteilen Sie den Kommentar von Margarete Freisinger (SN, 20.5.2001):
„Management by Chaos ... So jedenfalls haben wir uns die wirtschaftliche
Wende nicht vorgestellt“?
5. Wie beurteilen Sie den Kommentar von Eric Frey (Der Standard, 18.5.2001):
„Schauprozess ÖIAG“ und „Der Stil ... verstärkt den Eindruck einer anhaltenden
Politisierung der österreichischen Wirtschaft“?