2597/J XXI.GP

Eingelangt am: 26.6.2001

 

 

ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Lichtenberger, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Finanzen

 

betreffend parteipolitisch motivierte Verschleuderung von Bundesvermögen am

Beispiel des Flughafens Klagenfurt

 

 

Nach mehrmonatigen Vorbereitungen wurde der zu Jahresbeginn angekündigte

Verkauf der Bundesanteile an der Flughafen Klagenfurt Betriebsgesellschaft

Medienberichten zufolge nun vollzogen. Dabei wurde dem Land Kärnten ein

regelrechter Schnäppchentarif zugestanden. Trotz der offiziell verbreiteten

Bewertung des 60 - Prozent - Bundesanteils mit 138 Mio Schilling wurde der

Bundesanteil dem Land für nur 70 Mio Schilling, also die Hälfte, überlassen.

Während unter der derzeitigen Regierung von der Unfallrentenbesteuerung bis zur

Schließung öffentlicher Einrichtungen außerhalb der Ballungsräume in vielen

Bereichen und Regionen der Sparstift regiert, wird anderswo ohne jegliche inhaltliche

oder terminliche Not Volksvermögen in erheblichem Ausmaß verschleudert. Das

Flughafengeschenk des Finanzministers an die Landsleute und Parteifreunde in

Kärnten ist ein weiteres krasses Beispiel für die außer mit parteipolitischen oder

nepotistischen Motiven nicht zu rechtfertigende Entwertung öffentlichen Eigentums

durch die derzeitige Bundesregierung und insbesondere ihre FPÖ-Mitglieder.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

 

1. Ist die unter anderem von Ihnen bei einem Pressegespräch am 3.2.2001 in

    Klagenfurt und von LH Haider am 11.6.2001 anläßlich der

    Vereinbarungsunterzeichnung erwähnte Bewertung des Flughafens Klagenfurt

    mit 230 Mio Schilling korrekt?

2. Auf welchen Untersuchungen, Studien etc. beruht diese Bewertung? Wir

    ersuchen um detaillierte Anführung von Titel, Autorenschaft, Vergabe - bzw.

    Auftragsdatum, Auftragssumme sowie Abgabedatum.

3. Auf welchen Fakten und Zahlen beruht Ihre in diesem Zusammenhang zur

    Rechtfertigung am 3.2.2001 getätigte Aussage „Kärnten ist von den früheren

    Regionen stark vernachlässigt worden“?

4. Auf welchen Fakten und Zahlen und insbesondere Kennziffern beruht Ihre in

    diesem Zusammenhang zur Rechtfertigung am 3.2.2001 getätigte Behauptung,

    daß derart hohe zusätzliche Aufwendungen für Kärnten „aufgrund der Kennziffern

    zu verantworten‘‘ seien?

5. Wie lautet die Vereinbarung zwischen Bund und Land Kärnten zur

    Anteilsübertragung, die Sie am 11.6.2001 unterzeichnet haben?

6. Ist die Aussage des Kärntner Finanzlandesrats, wonach es sich bei diesem Deal

    um „einen freundlichen Akt gegenüber Kärnten‘‘ Ihrerseits handle, zutreffend?

7. Ist es zutreffend, daß Sie MedienvertreterInnen gegenüber den niedrigen

    Verkaufspreis mit dem Verbleib in öffentlichem Besitz rechtfertigten?

8. Ist es - nachdem Sie den niedrigen Verkaufspreis mit der Auflage zur 49% -

     Privatisierung der Kärntner Anteile binnen fünf Jahren rechtfertigten - zutreffend,

     daß Privatisierungsvorgaben bei Bundesvermögenswerten deren Wert auf die

     Hälfte reduzieren?

9. Welche konkreten Absichten zum Verkauf des Flughafens Klagenfurt über die

    ÖIAG, z.B. an Konkurrenten, gab es bis zur Entscheidung des Verkaufs an das

    Land Kärnten?

10. Teilen Sie die Ansicht, daß ein Verkauf von schwach frequentierten

       Verkehrsflughäfen an Konkurrenten bzw. deren Betriebsgesellschaften zu ihrer

       Stillegung führt oder führen könnte, und auf welchen konkreten

       Entscheidungsgrundlagen - Studien, Gutachten etc. - zu österreichischen oder

       anderen Regionalflughäfen beruht Ihre Ansicht?

11. Welche Käuferschichten/ - gruppen welcher Provinienz hatten bzw. haben Sie als

      Hintergrund für die 49% - Privatisierungsverpflichtung des nun billig an Kärnten

      verkauften Anteils im Auge?

12. Welcher Kaufpreis wäre durch eine Privatisierung des nun an Kärnten verkauften

      Bundesanteils durch den Bund zu erzielen gewesen und auf welchen Grundlagen

      - Studien, Gutachten etc. - beruht Ihre Zahlenangabe?

13. Werden derartige Abläufe des mittelbaren Vermögenstransfers vom Bund an die

      Länder als Instrument in den kommenden Finanzausgleich Aufnahme finden?

14. Wie weit sind die Absichten, die Bundesanteile an den übrigen

      Bundesländerflughäfen abzugeben, bereits gediehen, und welche Bewertungen

      aufgrund welcher Untersuchungen, Studien etc. liegen dazu jeweils vor? Wir

      ersuchen um detaillierte Anführung von Titel, Autorenschaft, Vergabe - bzw.

      Auftragsdatum, Auftragssumme sowie Abgabedatum.