2602/J XXI.GP

Eingelangt am: 27.06.2001

 

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Dr Gabriela Moser, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie

 

betreffend Vermeidung einer Transitlawine für Linz und das Mühlviertel

 

Zur Korridorstudie „Mühlviertel“ (B310/Summerauerbahn) liegt nun der Endbericht

vor. Seine Aussagen verlangen im Zusammenspiel mit den Festlegungen Österreichs

zur Transitfrage gerade auch im Hinblick auf die EU - Erweiterungen entschiedene

Konsequenzen zugunsten einer nachhaltigen Verlagerung der Verkehrsströme und

Verkehrszuwächse auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel wie die Bahn.

 

Die im Endbericht der Korridorstudie über den Ausbau der B 310 bzw der

Summerauerbahn vorliegenden Verkehrsprognosen für den Planungsfall belegen

eindeutig, daß die Planungen zu einer massiven Verkehrszunahme führen würden

(zum Vergleich: täglich im Inntal rund 8000 LKW). Für das Mühlviertel und damit

auch für Linz wird prognostiziert:

 

Grenzübergang:

11.000 KFZ/Tag (19% LKW) bis 2015

15.600 KFZ/Tag (25%LKW) im Jahr 2030

(3200 KFZ/Tag (16% LKW) derzeit)

Umfahrung Freistadt:

18.000 KFZ/Tag (19%LKW) bis 2015

27.700 KFZ/Tag (25%LKW) im Jahr 2030

Neumarkt - Unterweitersdorf:

22.500 KFZ/Tag (19%LKW) bis 2015

32.800 KFZ/Tag (26% oder ca. 8.200 LKW) im Jahr 2030

 

Der Endbericht der Korridoruntersuchung zeigt weiters, daß der geplante Ausbau der

Summerauerbahn viel zu klein dimensioniert ist und deswegen mittelfristig zur

Verlagerung von 650 LKW täglich (!!) von der Schiene auf die Straße führt. Die

Planung geht vom Ziel der Erklärung der B310 zur TEN - Transitstrecke aus, was vor

allem für die Landeshauptstadt Linz eine nicht zu bewältigende Verkehrsbelastung

nach sich ziehen würde. Die gesamte Korridorstudie wurde unter dieser

Voraussetzung der Umwandlung der B310 zu einer TEN - Strecke erstellt. Zitat: „Eine

Beibehaltung des bisherigen Ausbaukonzeptes (Anm: am Bestand) kann dem

Anforderungsprofil an eine TEN - Strecke nicht mehr entsprechen, insbesondere im

Hinblick auf die angepeilte Mautfähigkeit (...) im Rahmen der Korridoruntersuchung

waren daher nur Trassierungsbereiche aufzuzeigen, welche dem Anspruchsniveau

einer höchstrangigen mautfähigen Bundesstraße (Klasse 1) gerecht werden können“.

Aufgrund der bestehenden politischen Vorgabe der Erklärung als TEN - Transitstrecke

ist dies ein verständliches Vorgehen der Ersteller der Korridorstudie. Diese politische

Vorgabe läßt sich jedoch ändern. Erst in rund zwei Jahren wird auf Ebene der EU die

endgültige Entscheidung darüber fallen, ob die B310 zur TEN - Strecke ernannt wird.

Mittel - und langfristig sollte die Verkehrsplanung im Interesse von PendlerInnen und

AnrainerInnen und in Übereinstimmung mit dem FPÖVP - Regierungsprogramm eine

generelle Verlagerung des Gütertransits auf die Schiene, einen ausreichenden

Ausbau der Summerauerbahn und einen raschen bestandsnahen Ausbau der B310 im

Rahmen einer gemeinsamen Verkehrsplanung Linz - Mühlviertel - Südböhmen

anstreben. Dies umsomehr, als auf tschechischer Seite so wie heute auch mittelfristig

keine höchstrangige Straßenverbindung in diesem Korridor bestehen wird.

 

Vorrangig sind deshalb die Kapazitäten auf der Summerauerbahn bereitzustellen. Der

derzeit geplante selektive Ausbau wird schon mittelfristig nicht ausreichen.

So stellt der Endbericht der Korridorstudie wörtlich fest: „Nur wenn die

Summerauerbahn durchgehend von Linz nach Prag zweigleisig ausgebaut wird, kann

das für die Bahn prognostizierte Güterverkehrsaufkommen auch in Zukunft bewältigt

werden (...) laut ,,Feasibility - Studie“ kann die Summerauerbahn aber bestenfalls bis

zum Jahr 2010 das zu erwartende Güterverkehrsaufkommen bewältigen - dies aber

nur, wenn die ins Auge gefaßten Verbesserungsmaßnahmen auf österreichischer und

tschechischer Seite durchgeführt werden (...) um zu veranschaulichen, in welchen

Größenordnungen Verkehrsverlagerungen zu erwarten sind und wie sich diese im

Extremfall auf die Verkehrsbelastung im Zuge der B310 auswirken könnten, wurde

die Anzahl der LKW abgeschätzt, die notwendig wären, die durch die

Summerauerbahn nicht bewältigbare Fracht zu transportieren. Die Anzahl der LKW

ergibt sich dabei wie folgt (...) mit Verbesserungsmaßnahmen bei der Bahn nach

Variante 1 der Feasibility - Studie:

-    im Jahre 2015 rd 370 LKW/24 Std

-    im Jahre 2030 rd 650 LKW/24 Std

(...) die Auswirkungen von Verbesserungsmaßnahmen bei der Bahn unter

Beibehaltung der eingleisigen Streckenführung auf die Güterverkehrsbelastungen auf

Straße sind somit sehr gering - nur eine durchgehender, zweigleisiger Ausbau kann

eine spürbare Verringerung der Güterverkehrsbelastungen auf der Straße in diesem

Abschnitt von Unterweitersdorf bis Wullowitz bewirken (...) ".

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

1.    Welche Konsequenzen gedenken Sie im einzelnen aus der genannten

       Korridorstudie zu ziehen a) für den Ausbau der B310, b) für den Ausbau der

       Summerauerbahn?

2.     Besteht für die in Ihrem Haus eingerichtete Gruppe, die zusätzlich zu den bereits

        vorliegenden Arbeiten und Ergebnissen zum Bundesverkehrswegeplan einen

        sogenannten ,,Gesamtverkehrsplan“ entwickeln soll, eine Verpflichtung, die

        Ergebnisse derartiger unter beträchtlichem öffentlichen Mittelaufwand

        erarbeiteten Untersuchungen zu übernehmen, und wenn nein, warum nicht?

 

3.     Welche Vereinbarungen auf rechtlicher und auf politischer Ebene zum Ausbau der

        Summerauerbahn zwischen Österreich und Tschechien liegen bereits vor?

 

4.     Wann werden Sie den Beschluß des Nationalrats vom Juni 1993 für den

         zweigleisigen Ausbau der Summerauerbahn umsetzen?

 

5.     Sind Sie bereit, die Initiative der Sozialpartner vom vergangenen November auf

        durchgehenden zweigleisigen Ausbau der Summerauerbahn aufzugreifen und

        umzusetzen, wenn ja, wann, wenn nein, warum nicht?

 

6.     Sind Sie bereit, mit dem Verkehrminister Tschechiens über einen

        grenzüberschreitend durchgehenden zweigleisigen Ausbau der Summerauerbahn

        zu verhandeln, und wenn ja, bis wann?

 

7.     Welche konkreten Maßnahmen zur tatsächlichen generellen Verlagerung des

        Gütertransitverkehrs auf die Schiene werden Sie zur Entlastung der AnrainerInnen

        und PendlerInnen a) im österreichischen Teil, b) insgesamt im Korridor Linz - Prag

        bis wann setzen?

 

8.     Sind sie, nicht zuletzt angesichts der in Entwürfen zum Weißbuch Verkehrspolitik

        der EU für das TEN - Netz angedachten Verlagerung von derzeit noch in nationalen

        Entscheidungsbereich befindlichen Kompetenzen wie LKW - Fahrverboten,

        Kontrollen und Sanktionen in Gemeinschaftskompetenz zur Rücknahme des

        Antrags der Bundesregierung auf TEN - Transiterklärung für die B310 bereit, und

        wenn nein, warum nicht?

 

9.     Welchen Ausbauquerschnitt und welche sonstigen Qualitätsmerkmale muß eine

        Straße ihrer Ansicht nach haben, um dem Kriterium ,,Mautfähigkeit“ zu genügen,

        und welche rechtlichen und/oder sachlichen Grundlagen sehen Sie hiefür?

 

10.   Werden sie sich im Sinn von Verkehrssicherheit und Umweltschutz für rasche,

        kurzfristig wirksame Verbesserungen auf der B310 durch Entschärfung von

        Unfallhäufungspunkten, verbesserten Lärmschutz für Anrainer, Überholspuren

        und Planung kurzfristig realisierbarer Umfahrungsstraßen einsetzen, und wenn ja,

        welche Maßnahmen im einzelnen sehen Sie vor?

 

11.  Welche Pläne, Schritte und Maßnahmen verfolgen Sie bzw. könnten Sie

        unterstützen, die zu einer gemeinsame Verkehrsplanung von Land

        Oberösterreich, Stadt Linz und Region Südböhmen führen?