2612/J XXI.GP

Eingelangt am: 02.07.2001

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Lichtenberger, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie

 

betreffend Verkehrslösung im Ennstal

 

Die 1990 verordnete Trasse der damaligen B146 Ennstal Straße im Bereich

Stainach - Liezen ist gemäß früheren FP - Verkehrsministern und regionalen FP -

Abgeordneten rechtlich nicht durchsetzbar. Zugleich gibt es im Ennstal ungelöste

Herausforderungen aus verkehrs -  und regionalpolitischer Sicht. In dieser Situation

haben hohe steirische Landespolitiker im Herbst 2000 Bereitschaft zu einem neuen

Anlauf zur Konfliktlösung geäußert. Im darauf folgenden regionalen

Verständigungsprozeß wurden sowohl alternative Möglichkeiten einer Realisierung

der nunmehrigen B320 als auch eine Erweiterung des räumlichen Horizonts

zumindest bis zur steirisch - salzburgischen Landesgrenze überlegt. Dabei ist die

Möglichkeit einer „Umweltmediation“ aufgetaucht, die - bei Sicherstellung korrekter

Ausgangsbedingungen hinsichtlich Rechtslage und Beteiligung - ein geeigneter Weg

zu einer konsensualen Lösung sein könnte. Die Bürgermeister der berührten

steirischen Gemeinden haben sich nun kürzlich im Rahmen einer Petition an das

primär zuständige Landesregierungsmitglied LHStv Schöggl gewandt und von den

relevanten Initiativen aus der Region unterstützt um die Einleitung und Finanzierung

eines solchen Mediationsverfahrens für die anstehenden Verkehrsprobleme in der

Region ersucht. Zunächst sollte demzufolge im Sinne vertrauensbildender Schritte

das Verfahren bis zur Abfassung eines Mediationsvertrags vorangetrieben und

finanziert werden. Die betroffenen Mitglieder der steiermärkischen Landesregierung

haben diese Absicht noch im April explizit unterstützt. Vor wenigen Tagen wurde

jedoch vom zuständigen Landesrat die Vorbereitung einer „Korridoruntersuchung für

die ,,Ennsstraße neu“ gemeinsam mit Bund und Bundesland Salzburg“

bekanntgegeben, die demnächst in Auftrag gegeben werden soll. Erst nach ihrem für

Herbst 2002 geplanten Vorliegen soll es erneut an die Trassenfindung gehen. Damit

würde das nicht zuletzt im Sinne des Verkehrsprotokolls der Alpenkonvention

dringend erforderliche verkehrsträgerübergreifende Herangehen unterbleiben und

der Einstieg in ein nachfolgendes Mediationsverfahren massiv präjudiziert.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

 

1. Teilen Sie die Einschätzung, daß angesichts der für Jahresende angekündigten

    Vorlage eines ,,Gesamtverkehrsplans“ als angeblich verkehrsträgerübergreifend

    sachlich fundierte Entscheidungsgrundlage für die Verwirklichung von

    Infrastrukturprojekten eine Umweltmediation Ennstal über in Bundeszuständigkeit

    befindliche hochrangige Straßen -  und Bahnprojekte nur Sinn macht und

    verbindliche Ergebnisse erzielen kann, wenn sich Ihr Ministerium aktiv daran

    beteiligt, und wenn nein, warum nicht?

 

2. Wie sieht konkret Ihre Einbindung in die bisherigen und absehbaren

    Vorbereitungsschritte zum Mediationsverfahren aus und wie soll Ihrer Ansicht

    nach Ihre Einbindung in das Verfahren selbst erfolgen?

 

3. Teilen Sie die Ansicht, daß eine Beteiligung Ihres Ministeriums und damit ein

    ernstzunehmendes Mediationsverfahren erst nach Aufhebung der obsolet

    geworden Verordnung zur Ennsnahen Trasse von 1990 korrekt wäre?

 

4. Sind Sie bereit, die Verordnung der Trasse aufzuheben, und wenn nein, warum

    nicht?

 

5. Stimmt die in der APA am 18.6.2001 wiedergegebene Meldung, wonach

    gemeinsam mit dem Bund und den Bundesländern Steiermark und Salzburg eine

    Korridoruntersuchung für die „Ennsstraße neu“ in Vorbereitung ist?

 

6. Wenn ja, wie weit sind die Vorbereitungen gediehen, welcher Zeitplan besteht für

    Ausschreibung und Beauftragung bzw. freihändige Vergabe sowie Fertigstellung,

    wie groß soll die Auftragssumme sein und welchen Teil dieser Summe wird der

    Bund aus welcher Budgetlinie übernehmen?

 

7. Ist es insbesondere zutreffend, daß sich diese ,,Korridoruntersuchung“

    ausschließlich mit dem Straßenbereich befassen soll, und wenn ja, wie

    begründen Sie Ihren diesbezüglichen Positionswechsel, nachdem Sie in einer

    Anfragebeantwortung vor wenigen Monaten meinten, es wäre sinnvoll, eine

    verkehrsträgerübergreifende Korridoruntersuchung einzuleiten?

 

8. Ist es zutreffend, daß erst nach Vorliegen dieser Untersuchung die Bevölkerung

    eingebunden werden soll, und halten Sie dies angesichts des breiten regionalen

    Konsenses hinsichtlich eines umfassenden Mediationsverfahrens für eine

    zielführende Vorgangsweise - wenn ja, warum?

 

9. Teilen Sie die Ansicht, daß anstelle einer Konfliktlösung der nächste Konflikt

    provoziert wird, wenn man einmal mehr von „oben“ nach „unten“ Studien als

    Fakten verkaufen möchte, ohne dabei der betroffenen Region die Möglichkeit

    gegeben zu haben, zB im Rahmen eines Mediationsverfahrens an der

    Formulierung der Zielsetzung der Studie mitzuwirken und die Gutachter der

    Studie mitzubestimmen, wenn nein, warum nicht?

 

10.Teilen Sie die Meinung, daß gerade die Vorbereitung dieser

     Korridoruntersuchung den Einstieg ins Mediationsverfahren darstellen sollte,

     damit die Konfliktparteien von Anfang an aktiv und gleichberechtigt an den

     Vergaberichtlinien mitarbeiten dürfen und im Konsens Gutachter bestellt und

     Untersuchungsinhalte definiert werden?

 

11. Auf welchen „Erfahrungen“ im Einzelnen beruht Ihre „erfahrungsgemäße“

      Überzeugung, daß „ein LKW - Fahrverbot wegen des geltenden EU - Rechtes nicht

      umsetzbar ist“, wie Sie in einer Anfragebeantwortung vor wenigen Monaten

      festhielten, und weiche Schritte im einzelnen haben Sie oder ihr Vorgänger zur

      konkreten Prüfung eines solchen Schrittes für das Ennstal unternommen?

 

12. An welcher Stelle bzw. unter welchem Titel ist die Finanzierung der derzeit

      verordneten Ennstrasse im Bundesstraßenbudget verankert?

 

13. Welche Gespräche haben Sie seit Amtsantritt im Zusammenhang mit dem

      Ennstal mit LHStv Schöggl wann und mit weichen Ergebnissen geführt?

 

14. Welche Gespräche haben Sie seit Amtsantritt im Zusammenhang mit dem

      Ennstal mit den zuständigen Salzburger LandespolitikerInnen wann und mit

      welchen Ergebnissen geführt?