2614/J XXI.GP

Eingelangt am: 02.07.2001

 

 

ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen

betreffend Kampagne des Ministers zur Beseitigung von Gewalt an Frauen und Kindern

 

Gewalt gegen Frauen und Kinder ist ein gesellschaftliches Problem mit sehr komplexen

Hintergründen und Ursachen. Nur durch ein Maßnahmenbündel, das auf verschiedenen

Ebenen ansetzt, kann dieses Problem dauerhaft und strukturell gelöst werden.

Daher ist es sehr begrüßenswert, dass sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt hat,

Maßnahmen zur Beseitigung von Gewalt an Frauen und Kindern zu setzen und Minister

Haupt diesbezüglich kürzlich eine österreichweite Kampagne gestartet hat.

Zu dieser Kampagne stellen sich einige Fragen.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

 

1. Inhalt der Kampagne:

    Welche unterschiedlichen Arten von Maßnahmen werden in der Kampagne gegen

    Gewalt von seiten des Ministeriums umgesetzt bzw. gefördert?

    a. Wird im Rahmen der Kampagne etwa der weitere Bedarf nach Frauenhäusern, Inter -

    ventionsstellen, Frauen - und Kindernotrufen, Beratungsstellen gegen sexuellen

    Missbrauch sowie nach anderen im Gewaltbereich arbeitenden mädchen - und

    frauenspezifischen Beratungsstellen in Österreich eruiert und ein Konzept für deren

    Finanzierung erstellt?

    b. Wird im Rahmen der Kampagne erforscht, was die Hintergründe für männliche

    Gewalttätigkeit sind und wie Männer dazu motiviert werden könnten, sich mit ihren

    gewalttätigen Anteilen auseinanderzusetzen?

    c. Wird im Rahmen der Kampagne eine weitere Verbesserung des Gewaltschutzgesetzes

    angestrebt?

    Fall Sie a., b. oder c. mit nein beantworten, erläutern Sie bitte, weshalb diese

    Maßnahmen im Rahmen einer Kampagne gegen Gewalt an Frauen und Kindern nicht

    durchgeführt werden

    d. Gehört auch Ihre Bestrebung, die Anzeigepflicht für ÄrztInnen beim Verdacht auf

    Misshandlung/Missbrauch generell wieder einzuführen was von den meisten

    namhaften ExpertInnen als nicht im Sinne des Opferschutzes beurteilt wird - zu den

    Maßnahmen im Rahmen der Kampagne?

 

2. Struktureller Rahmen der Kampagne:

    a. In welcher Höhe stehen finanzielle Mittel für die Kampagne zur Verfügung? Bitte

    schlüsseln Sie die finanziellen Mittel für die jeweilige Maßnahmenart auf. Geben Sie

    bitte auch an, aus welcher Abteilung des Sozialministeriums diese Gelder jeweils

    kommen.

    b. Werden auch aus der neugeschaffenen Männerabteilung Mittel für die Kampagne

    gegen Gewalt an Frauen und Kindern herangezogen?

    Wenn ja: In welcher Höhe?

    Wenn nein: Weshalb nicht, da ja Gewalttätigkeit ein zutiefst männliches Problem ist?

     c. Welche NGOs bzw. Gruppen, die im Bereich geschlechtsspezifischer Gewalt tätig

     sind, sind an der Kampagne beteiligt?

c  d. Waren diese Gruppen auch in die Konzeption der Kampagne bereits involviert?

    e. Wie sieht der Zeithorizont für diese Kampagne aus: Bis wann sollen Gelder speziell

    dafür zu Verfügung stehen und Maßnahmen durchgeführt werden?

    f. Was ist die konkrete Zielsetzung der Kampagne?

 

Minister Haupt hat an die österreichischen Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe im

Zusammenhang mit der angesprochenen Kampagne kürzlich einen Brief verschickt. Darin

werden Subventionen zugesagt, wenn Projekte durchgeführt werden, welche für Frauen

„Lernmöglichkeiten für Maßnahmen des Selbstschutzes anbieten“. Für die Subventionierung

wird die Bedingung gestellt, dass die Kursmaßnahmen unter „Beiziehung qualifizierter

(regionaler) TrainerInnen“ durchgeführt werden.

3.   a. Ist Ihnen bekannt, dass viele österreichische Fraueneinrichtungen seit Jahren

      Selbstverteidigungskurse für Frauen durchführen?

      b. Halten Sie die Leiterinnen/Trainerinnen dieser Kurse für ausreichend qualifiziert?

    c. Weshalt wurden diejenigen Trainerinnen, die diese Kurst abhalten, von Ihrer

    Kampagne nicht informiert?

    d. Was ist mit der Formulierung „unter Beiziehung qualifizierter (regionaler)

    TrainerInnen“ gemeint - da ja die Fraueneinrichtungen selbst solche Kurse bereits

     an bieten?

     d. Da Sie „TrainerInnen“ schreiben: Sind Sie der Meinung, dass auch Männer sinnvoll

     Kurse zur Steigerung der Selbstverteidigungsfähigkeit bzw. des Selbstwertgefühls von

     Frauen abhalten können?

     d. Ist die Bedingung in Ihrem Brief so gemeint, dass die Fraueneinrichtungen auch

     Kurse, die von männlichen Trainern geleitet werden, anbieten müssen, um die

     Subventionierung zu erhalten?

     e. Wie erklären Sie die Tatsache, dass einerseits Fraueneinrichtungen weniger

     Förderungen bekommen, andererseits offenbar ausreichend Gelder für die oben

     angeführten Maßnahmen, die aber sowieso von den Fraueneinrichtungen bereits

    durchgeführt werden, zur Verfügung stehen?

    f. Halten Sie es für sinnvoll, Fraueneinrichtungen finanziell „auszuhungern, wenn sie

    doch diejenigen sein sollen, die die Kampagne gegen Gewalt tragen sollen?

 

Eine „agentur mp 1“ hat sich mehrfach an Fraueneinrichtungen gewandt mit der Bitte um

Teilnahme an einem „Power - Abend“ bzw. um Weiterempfehlung an interessierte Frauen.

Dieser „Power - Abend“ wird von zwei Männern geleitet, wendet sich an Frauen und Männer

und hat als Schwerpunkt u.a. „Gesundheit und Ernährung“ und „positives Denken“. Auf

Nachfrage in Ihrem Büro wurde mitgeteilt, dass auch die Kosten dafür vom Sozialministerium

im Rahmen der Kampagne übernommen werden können.

4. a. Wieso finanziert das Sozialministerium im Rahmen einer Kampagne gegen Gewalt

    aus dem Frauenbudget diesen „Power - Abend“?

    b. Ist dieser „Power - Abend“ ein Projekt, welches Ihrer Meinung nach für Frauen

    „Lernmöglichkeiten für Maßnahmen des Selbstschutzes anbietet“?

    c. Glauben Sie, dass für Frauen „positives Denken“ das beste Mittel ist, um sich gegen

    Gewalt von Männern zu wehren?

    d. Glauben Sie, dass ein Seminar, das von zwei Männern geleitet wird und an dem

    Frauen und Männer teilnehmen, für Frauen optimale Möglichkeiten bietet, Strategien

    gegen Männergewalt zu entwickeln und zu lernen?

Einer der Leiter dieses „Power - Abends“, Mag. Markus Unterdorfer, ist für den Fussballverein

SVS „Sportverein Kärntnermilch Spittal“ im Marketing tätig, in dem Sie Präsidiumsmitglied

sind.

5. Kennen Sie Mag. Markus Unterdorfer?

    Wenn ja, seit wann?

    Wenn ja: Gibt es irgendeinen Zusammenhang zwischen Ihrer Bekanntschaft und der

    Tatsache, dass die Agentur von Herrn Unterdorfer nun Seminare - angeblich für Frauen

     - anbietet, die aus dem Frauenbudget Ihres Ministeriums finanziert werden?