2624/J XXI.GP

Eingelangt am: 03.07.2001

 

ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen

betreffend Eros - und sonstige Phantasien des Leiters der Männerabteilung Ihres

Ministeriums

 

Der provisorische Leiter der von Ihnen im März in Ihrem Ministerium gegründeten sog.

„Männerabteilung“, Dr. Johannes Berchtold, hat in den letzten Tagen mehrfach seine

Meinung zu geschlechtsspezifischen Themen in der Öffentlichkeit bekanntgegeben. Diese

zeugen von außerordentlicher Kompetenz und Fortschrittlichkeit in diesem Bereich.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

 

Im Standard vom 22.6. sowie im Format vom 25.6. sind Interviews mit Dr. Berchtold

abgedruckt. Die folgenden Fragen beziehen sich auf diese beiden Interviews.

 

Herr Dr. Berchtold meint, dass in einer Gesellschaft, in der „Frauen und Männer beliebig

Rollen tauschen könnten und die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sich auf die

biologischen reduzieren, ja der Eros zum Teufel gehen würde“ (Format).

1.     Bitte erläutern Sie, welche nicht-biologischen Unterschiede zwischen den

        Geschlechtern Herr Dr. Berchtold (in seiner Funktion als maßgeblicher Vertreter

        Ihres Ministeriums) als erforderlich erachtet, damit er sich weiterhin erotisch

        stimuliert fühlt bzw. betätigen kann.

2.     Hat die Männerabteilung nähere Daten zu der von Dr. Berchtold geäußerten

        Befürchtung - etwa dahingehend, dass es zur Aufrechterhaltung des „Eros“ notwendig

        ist, dass Frauen niedrigere Einkommen haben als Männer oder den Großteil von

        Haus - und Familienarbeit erledigen?

3.     Ist die Aufrechterhaltung der genannten nicht - biologischen Unterschiede zwischen den

        Geschlechtern, die Herrn Dr. Berchtold offenbar zentral ist, ein Ziel der von ihm

        geleiteten Männerabteilung?

4.     Steht die Gratis - Abgabe von Viagra (insbesondere für den Fall, dass auch die

        Männerabteilung die Reduzierung der Unterschiede zwischen den Geschlechtern auf

        rein biologische nicht verhindern kann) auch auf dem Programm der neuen

        Männerabteilung?

 

Dr. Berchtold meint, dass „die egoistische Selbstverwirklichung vieler Frauen Probleme für

Männer und Kinder mit sich gebracht hat“ (Format). Er äußert weiters: „Man muss bei

Fraueneinkommen auch Unterhaltszahlungen der Männer berücksichtigen. Oder wenn eine

Frau Babypause macht und daher Einkommensverluste bewusst in Kauf nimmt. Es ist

diskriminierend, dass die Gesellschaft sagt, eine Babypause ist keine Karriere. Karriere ist,

an der Kasse zu sitzen und zu sagen, huch, ich kann mich verwirklichen“ (Standard).

5.     Wie erklären Sie sich, dass Männer - obzwar nach allen Studien (die Herrn Dr.

        Berchtold ja nunmehr bekannt sein sollten) das karriereorientiertere Geschlecht - so

        selten die „Karriere Babypause“ wählen?

6.     Gehen Sie davon aus, dass die „Karriere Babypause“ in Hinkunft von mehr Männern

        angestrebt wird angesichts der Tatsache, dass nunmehr alle Männer - auch Bauern,

        Studenten oder Schüler - das mit 6000 Schilling fürstlich bemessene

        Kinderbetreuungsgeld beziehen können?

7.     Was gedenken Sie mit Hilfe Ihrer Männerabteilung dagegen zu unternehmen, dass

        geschiedene Frauen mit Unterhaltsanspruch gegenüber ihren Ex - Männern die reichste

        Bevölkerungsgruppe in Österreich sind, während all die brav zahlenden Ex - Männer

        auf dem Existenzminimum dahingrundeln oder schon zu Sandlern geworden sind?

8.     Was gedenken Sie dagegen zu unternehmen, dass viele egoistische Frauen nichts

        besseres zu tun haben, als sich an Supermarktkassen zu setzen und sich karrieremäßig

        selbst zu verwirklichen, obwohl ihre Männer und Kinder damit Probleme haben?

9.     Werden Sie veranlassen, dass zu den Problemen der Kinder mit ihren sich selbst

        verwirklichenden Müttern Studien erhoben werden - etwa darüber, dass viele Kinder,

        die von ihren Vätern oder anderen männlichen Verwandten geschlagen oder

        missbraucht werden, nun zuwenig Unterstützung von ihren Müttern bekommen, weil

        diese gerade auf dem Selbstverwirklichungstrip sind?

10.   Wie werden Sie die geschlechtsspezifischen Einkommensstatistiken verändern, damit

        endlich sichtbar wird, dass die Frauen selbst schuld an den Einkommensdifferenzen

        zwischen ihnen und den Männern sind?

 

Auf die Aussage, dass einer der Gründe für die Gehaltsunterschiede zwischen den

Geschlechtern derjenige ist, dass Führungsjobs großteils von Männern besetzt sind, meint

Dr. Berchtold: „Ich erlebe hier in Sektion und Kabinett das Gegenteil“ (Standard).

11.  Welche Maßnahmen werden Sie angesichts der zahlreichen, das Ministerium

       dominierenden Sektions - und Abteilungsleiterinnen ergreifen, von denen Herr Dr.

       Berchtold umringt ist?

12.  Nachdem Herr Dr. Berchtold keine Zahlen nennt: Wieviele sind es tatsächlich? Geben

       Sie bitte die Zahl der männlichen und weiblichen Sektions- und AbteilungsleiterInnen

       in Ihrem Ministerium an.

13.  Obzwar angesichts der geschilderten Aussagen niemand daran zweifeln kann, dass

       Herr Dr. Berchtold der bestgeeignete Kandidat für die Leitung der Männerabteilung

       ist und es gar keine gleichqualifizierte Frau geben kann, die ihm vorgezogen werden

       könnte (geschweige denn eine besserqualifizierte!!): Wird diese Stelle dennoch im

       Sinne der größtmöglichen Objektivierung - so wie von Ihnen angekündigt -

       ausgeschrieben werden und wenn ja, wann?