2640/J XXI.GP

Eingelangt am:04.07.2001

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Oberhaidinger

und GenossInnen

an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit

betreffend die Neustrukturierung der Österreichischen Stromwirtschaft

 

Mit der Neustrukturierung des Stromsektors sind weitreichende Veränderungen in Kernbereichen

verbunden, nämlich den Eigentumsverhältnissen, der Strategie und - in der Folge - den

Marktchancen. Wie die jüngsten Entwicklungen zeigen, beteiligen sich ausländische

Stromproduzenten zunehmend an österreichischen Stromversorgern, womit die Chancen für eine

gesamtösterreichische Stromlösung geringer werden.

Dessen ungeachtet und auch ungeachtet der beträchtlichen Relevanz dieses Themas ist die Regierung

bisher weitgehend untätig geblieben. Selbst in ihrem Regierungsprogramm beschränken sich die

diesbezüglichen Aussagen im Wesentlichen auf das Ziel, die Verfassungsbestimmung zur Limitierung

der Anteilsverkäufe in der E - Wirtschaft aufzuheben. Weiters so die Koalitionspartner in ihrem

Regierungsprogramm - sei „eine vollkommene Marktöffnung bei Strom und Gas und, damit

verbunden, Wahlfreiheit für Haushalte und Betriebe“ anvisiert. Gleichzeitig räumten sie ein, dass

bisherige Liberalisierungsschritte v.a. Großunternehmen Preisvorteile gebracht hätten.

 

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Wirtschaft und

Arbeit folgende

 

Anfrage:

 

1. Österreich produziert 2,4% des EU - Stroms und ist damit im internationalen Maßstab ein kleiner

    Energieproduzent. Umso dringlicher ist deshalb eine innerösterreichische Stromlösung. Die

    Regierung wirft der SPÖ zwar mangelnde Gesprächsbereitschaft vor, hat gleichzeitig jedoch noch

    kein entsprechendes Konzept als Grundvoraussetzung für Gespräche vorgelegt. Hat das

    Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit mittlerweile ein Konzept für eine österreichische

    Stromlösung ausgearbeitet?

2. Wenn nein, warum nicht?

3. Wenn ja, warum ist es bisher noch nicht präsentiert worden und was sind die Inhalte?

4. In einer Umfrage haben sich zwei Drittel der ÖsterreicherInnen gegen einen Ausverkauf der

    österreichischen Energiewirtschaft ausgesprochen. Hat Ihr Ressort Maßnahmen ergriffen, um den

    Ausverkauf der österreichischen Energiewirtschaft zu verhindern?

5. Wenn nein, warum nicht?

6. Wenn ja, welche?

7. In der Aktuellen Stunde im Nationalrat vom 6. Juni d.J. haben Sie als wesentlichste

    Zukunftsstrategien für die österreichische Stromwirtschaft zum einen die Stärkung der

    österreichischen Wasserkraft und zum anderen die Schaffung einer österreichischen

    Wasserkraftgesellschaft erklärt. Liegen konkrete Pläne zur Stärkung der österreichischen

    Wasserkraft von Seiten des BMWA vor?

8. Wenn nein, warum nicht?

9. Wenn ja, welche?

10. Die SPÖ tritt für die Schaffung eines starken Wasserkraftkonzerns ein (Austrian Hydro Power

      AG), weil damit das Wasserkraftangebot gepoolt werden könnte, und darüber hinaus dieser

      Konzern den Bedarf seiner Mitglieder an österreichischern Wasserkraftstrom durch

      Langfristverträge zu günstigen Konditionen decken könnte. Hat Ihr Ressort zu diesem wichtigen

      Bereich ein Konzept anzubieten?

11. Wenn ja, welches?

12. Die SPÖ tritt vehement für die Gründung einer österreichischen Übertragungs - Netzgesellschaft

      ein, mit der das natürliche Monopol im Übertragungsnetz innerhalb des Wettbewerbs neutral

      gestellt wird. In der bereits genannten Aktuellen Stunde haben Sie erklärt, die Errichtung einer

      solchen Gesellschaft sei ebenso wichtig für Österreichs Stromwirtschaft wie die Stärkung der

      Wasserwirtschaft. Welche Ziele bzw. konkreten Vorhaben hat das BMWA für das

      Übertragungsnetz?

13. Ist - wie von Ihnen versprochen - an die Landesversorger und die anderen Netzbetreiber die

      Einladung ergangen, sich an der Austrian Power Grid zu beteiligen?

14. Wenn nein, warum nicht?

15. Im Regierungsprogramm haben ÖVP und FPÖ die „Förderung der Clusterbildung im

      Energiebereich zur Vernetzung von Infrastruktur, Produktion, Wissen und Dienstleistungen“

      angekündigt. Die SPÖ fordert die Schaffung einer österreichischen Energieholding mit dem Ziel,

      die öffentlichen Interessen des Stromsektors zu wahren und allen Gebietskörperschaften

      ausreichende Mitsprache zu sichern. Mit der Realisierung dieses SPÖ - Vorschlages, könnte eine

      effiziente Verknüpfung der gesamten österreichischen Stromwirtschaft erzielt werden. Wurden im

      BMWA bezüglich des oben genannten Regierungsvorhabens bereits Umsetzungsstrategien

      entwickelt?

16. Wenn nein, warum nicht?

17. Wenn ja, welche?

18. Um die Überkreuzbeteiligungen mit ihrer blockierenden Wirkung in der Energiewirtschaft

       aufzulösen und die Autonomie der österreichischen Stromwirtschaft auf Jahrzehnte

       sicherzustellen, schlägt die SPÖ die Gründung einer Finanzholding vor. In dieser sollen die beiden

       Syndikate ,,Energieallianz“ und "Energie Austria“ Anteile einbringen. Damit würde einerseits die

       gesamte österreichische Stromwirtschaft (mit Ausnahme von Vorarlberg) verknüpft. Andererseits

       könnte ein äußerst kosteneffizienter sowie kartellrechtlich unangreifbarer Betriebsapparat

       geschaffen werden, mit dem die österreichische Stromwirtschaft ausreichende Schlagkraft im

       zukünftigen europaweiten Wettbewerb erlangt. Mit welchen Instrumenten wollen Sie die

       Überkreuzbeteiligungen in der Energiewirtschaft auflösen?

19. Mit welchen Mitteln kann aus Ihrer Sicht die langfristige Autonomie der österreichischen

      Stromwirtschaft gesichert werden?

20. Wie sehen hierbei Ihre Umsetzungstrategien aus?