2644/J XXI.GP
Eingelangt am:04.07.2001
des Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft & Kultur
betreffend Fackel - Wörterbuch
Es ist im Grunde erfreulich, wenn Ergebnisse akademischer
geisteswissenschaftlicher Forschung - die ja zunehmend unter Rechtfertigungsdruck
gerät - jene mediale Aufmerksamkeit zu gewinnen vermögen, wie sie letzthin dem
Ende 1999 erschienenen und von Werner Welzig herausgegebenen „Wörterbuch der
Redensarten zu der von Karl Kraus 1899 bis 1936 herausgegebenen Zeitschrift Die
Fackel“ zuteil geworden ist.
Einigermaßen befremdlich mutet allerdings an, daß weniger der
wissenschaftliche Wert des seit 1991 mit öffentlichen Mitteln bestens dotierten
Projekts „Wörterbücher der Fackel“ Aufsehen erregt, sondern dessen „Verpackung“.
Nach der Auszeichnung „Schönstes Buch Österreichs“ und einer „Honorable
Mention in Graphics“ des renommierten „International Design Magazine“ wurde der
von der amerikanischen Graphic Designerin Anne Burdick gestaltete Prachtband auf
der heurigen Leipziger Buchmesse zum „Schönsten Buch der Welt“ gewählt.
Nun muß eine wissenschaftliche Publikation gewiß nicht grundsätzlich
spartanisch sein, nur ist im Fall des „Wörterbuchs der Redensarten“ der Verdacht
nicht von der Hand zu weisen, daß es darum ging, die hohen Investitionen des, was
die Dotierung (von 1991 bis 1999 flossen 24 Millionen Schilling allein vom
Wissenschaftsministerium, dem Kulturamt der Stadt Wien sowie dem Fonds zur
Förderung der wissenschaftlichen Forschung; in das Projekt der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften) und Laufzeit (projektiert sind 15 Jahre) betrifft,
ambitioniertesten geisteswissenschaftlichen Einzelprojekts Österreichs mit einer
Haupt - und Staatsaktion von Buch zu rechtfertigen.
Angekündigt wurde zwar eine nationale intellektuelle Kraftanstrengung, deren
Ergebnisse nur an lexikographischen Großunternehmen wie dem „Duden“ und dem
„Goethe - Wörterbuch“ zu messen sein würden; heraus kam jedoch eine eher
nüchterne Matierialsammlung, welche dazu noch Gegenstand zahlreicher äußerst
kritischer Rezensionen und ExpertInnenmeinungen wurde. Ernüchternd war so das
Eingeständnis einer „vorwissenschaftlichen Definition des Begriffs „Redensart“ der
Projektmanagerin im „Der Standard“, vom 2. Dezember 1999, S.15. Versprochen
war jedoch ein Wörterbuch der Redensarten“, ein „Textwörterbuch“‘ das linguistisch -
lexikographische und literaturwissenschaftliche Fragestellungen verknüpfen sollte.
Die Chancen, die in dem Projekt „Wörterbücher der Fackel“ (geplant sind nach
dem „Wörterbuch der Redensarten“ noch ein „Schimpf - und Schmäh - Wörterbuch“
sowie ein „Ideologisches Wörterbuch“) lagen, wurden unzureichend genutzt. Dabei
hat es am Willen der Öffentlichkeit nicht gefehlt. Allein von 1991 bis 1999 hat das
Projekt vorsichtig geschätzte 30 Millionen Schilling an öffentlichen Geldern erhalten
- nicht, wie die Projektmanagerin behauptet „zwölf bis 15 Millionen Schilling“ („Der
Standard“ vom 2. Dezember 1999, S.15).
Zu klären ist die Frage, ob die beträchtlichen Summen öffentlicher
Fördergelder, die das Projekt „Wörterbücher der Fackel“ bis jetzt beansprucht hat,
den Kriterien der Sparsamkeit, der Wirtschaftlichkeit und der Zweckmäßigkeit
entsprechend ausgegeben wurden und ob man bei allfälligen Folgeprojekten bereit
ist aus diesen Fehlern die nötigen Lehren zu ziehen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Mit welchen Beträgen (aufgegliedert nach Jahren) hat das
Wissenschaftsministerium das Projekt „Wörterbücher der Fackel“ sowie
Vorarbeiten dazu und Nebenprojekte gefördert (über die Kommission für
literarische Gebrauchsformen und den „Verein zur Förderung der Ausarbeitung
eines Wörterbuchs
‚Der Fackel‘ (Fackellex)“?
2. Mit welchen Beträgen hat der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen
Forschung das Projekt „Wörterbücher der Fackel“ sowie Vorarbeiten dazu und
Nebenprojekte gefördert (über die Kommission für literarische Gebrauchsformen
und den „Verein zur Förderung der Ausarbeitung eines Wörterbuchs ‚Der Fackel‘
(Fackellex)“ (aufgegliedert nach Jahren)?
3. Mit welchen Beträgen hat das Kulturamt der Stadt Wien (MA 7) das Projekt
„Wörterbücher der Fackel“ sowie Vorarbeiten dazu und Nebenprojekte gefördert
(über die Kommission für literarische Gebrauchsformen und den „Verein zur
Förderung der Ausarbeitung eines Wörterbuchs ‚Der Fackel‘ (Fackellex)“
(aufgegliedert nach Jahren)? Mit welcher Begründung hat es die
Jahressubvention inzwischen eingestellt?
4. Mit welchen Beträgen (Ausgaben für Personal, Raummieten, Betriebskosten,
Büroinfrastruktur, Adaption von Räumlichkeiten, Geräte et cetera) hat die
Österreichische Akademie der Wissenschaften das Projekt „Wörterbücher der
Fackel“ sowie Vorarbeiten dazu und Nebenprojekte gefördert (über die
Kommission für literarische Gebrauchsformen und den „Verein zur Förderung der
Ausarbeitung eines Wörterbuchs ‚Der Fackel‘ (Fackellex)“ (aufgegliedert nach
Jahren)?
5. Wie hoch war das Honorar für die Graphic Designerin Anne Burdick bzw.
Mitarbeiter des Büros Budick?
6. Können diese Beträge als im Sinne der Subventionsansuchen und der
Gewährung der Fördergelder widmungsgemäß ausgegeben bezeichnet werden?
7. Welche Beträge wurden darüber hinaus von Beginn an für die begleitende
typographische und Layout - Betreuung des „Wörterbuchs der Redensarten“
ausgegeben (inklusive der Abgeltungen für nicht angenommene typographische
und Layout - Konzepte)?
8. Auf welchen Betrag belaufen sich die Herstellungskosten (Papier, Druck, Bindung
et cetera) eines Exemplars des „Wörterbuchs der Redensarten“?
9. Im Rahmen des Projekts „Wörterbücher der Fackel“ wurde der gesamte Text der
„Fackel“ unter Inanspruchnahme beträchtlicher öffentlicher Mittel eingescannt
und liegt einwandfrei maschinenlesbar in digitaler Form vor - ein wahrer Schatz
für die Karl - Kraus - Forschung. In einer schriftlichen Beantwortung einer
Parlamentarischen Anfrage vom 20.3.1996 stellte das Bundesministerium für
Wissenschaft, Forschung und Kunst fest, daß es „prinzipiell auf dem Standpunkt“
stehe, „daß auch wissenschaftliche Teilergebnisse, die durch den Einsatz
öffentlicher Mittel ermöglicht wurden - wie es etwa die vollständige EDV -
Texterfassung der ‚FACKEL‘ wäre -‚ nach Möglichkeit der scientific community
zur Verfügung gestellt werden müssen“. Das ist bisher nicht geschehen. Welche
Maßnahmen werden Sie setzen, damit die digitale „Fackel“ künftig nicht von der
Kommission für literarische Gebrauchsformen monopolisiert wird, sondern
zumindest auch der Wissenschaftsgemeinde zugänglich gemacht wird?