2657/J XXI.GP

Eingelangt am:04.07.2001

 

Anfrage Dringliche

 

der Abgeordneten Mag. Kukacka, Haigermoser

und Kollegen

 

an den Bundesminister für Inneres

 

betreffend gewalttätige Demonstrationen gegen den Gipfel des

                Weltwirtschaftsforums in Salzburg

 

gemäß § 93 Abs. 1 GOG

 

                Am vergangenen Wochenende fand in Salzburg der Wirtschaftsgipfel statt, an

dem eine Reihe wichtiger in - und ausländischer Politiker, auch aus der EU

teilnahmen.

 

                Insbesondere nach den besorgniserregenden Ereignissen in Göteborg gab es

in der Öffentlichkeit berechtigte Befürchtungen, dass es zu gewalttätigen

Ausschreitungen durch die linksextremistische Szene sowohl aus dem Inland aber

auch aus dem Ausland kommen würde. Um Ausschreitungen nach Möglichkeit zu

verhindern, wurde für die Zeit vor dem Gipfel sogar das Schengener

Durchführungsübereinkommen außer Kraft gesetzt, um durch Kontrollen an den

Staatsgrenzen gewaltbereite Aktivisten zu finden und an der Einreise nach

Österreich hindern zu können. Daß diese Kontrollen notwendig waren, beweist der

Aufgriff von vierzig Personen in Bayern, die versucht hatten, mit Eisenstangen und

sonstigen Geräten zum Gipfel nach Salzburg anzureisen. Die Beispiele von Davos,

Göteborg, Prag und anderen Veranstaltungsorten des WEF haben die Gefahr, die

von den zu erwartenden Demonstranten, Anarchisten und linken Gewalttätern

ausgehen, deutlich gezeigt. Diese Gefahr wurde auch durch die Beschlagnahme von

gefährlichen Gegenständen (Molotow - Cocktails, Schlagstöcken etc.) unterstrichen.

 

                Die Kundgebung war nur als Standdemonstration angemeldet. Dennoch

verließ ein Teil der Demonstranten jedoch gegen 16.00 Uhr den Bahnhofsvorplatz

und marschierte - nicht genehmigt - in Richtung Kongreßhaus. Gegen 17.00 Uhr

eskaliert sodann die Gewalt. Linke Demonstranten werfen Flaschen und Steine und

schlagen mit Fahnenstangen auf die Polizeibeamten ein. Um etwa 18.00 Uhr kesselt

die Polizei sodann die Demonstranten ein. Nach Verhandlungen gelingt es sodann,

einige Demonstranten zu einem freiwilligen Abzug zu bewegen. Der letzte Rest der

gewaltbereiten Demonstranten, unter denen Demonstranten der Wiener

Opernballdemo erkannt worden sind, konnte sodann gegen Mitternacht zum Bahnhof

gebracht und mit einem Sonderzug nach Wien abgeschoben werden.

 

                Bei den Demonstrationen kam es durch die Gewaltanwendung von

Demonstranten zur Verletzung mehrerer Exekutivbeamter. Im Zuge der

Demonstration wurden mehrere Personen festgenommen, einige der etwa 200

amtsbekannten Randalierer wurden angezeigt.

 

                Demokratiepolitisch äußerst bedenklich ist es, daß es im Rahmen der

Vorbereitung der Demonstration offenbar zu einer Zusammenarbeit von Teilen der

SPÖ und der Arbeiterkammer mit gewalttätigen und kommunistischen

Gruppierungen gekommen ist. Nicht nur, daß VSStÖ, die SJ und GRAS an der

Demonstration mitmarschierten, die Spitze der SPÖ bzw. der Grünen hat auch gar

nichts gegen die Teilnahme ihrer Teilorganisationen an dieser gewalttätigen

Demonstration unternommen. Offenbar haben SPÖ und Grüne keinerlei

Berührungsängste und Hemmungen, mit den kommunistischen Demonstranten zu

kooperieren, die das KPÖ - Heim in der Elisabethstraße als Drehscheibe der Proteste

und als Zentrale der Globalisierungsgegner eingerichtet hatten. Besonders

fragwürdig ist aber auch der Umstand, daß AK - Mitarbeiter in ihrer Dienstzeit und in

den Räumlichkeiten der AK bei der Herstellung von Plakaten gegen das WEF

mitgewirkt haben.

 

                Bezeichnend für die Nähe der SPÖ und der Grünen zu den Demonstrationen

ist auch der Umstand, daß Bürgermeister Schaden nach Ende der Demonstrationen

gesagt haben soll, daß er die meisten Demonstrationsteilnehmer, unter ihnen

Schwaighofer, Dr. Hüttinger und Ellensohn gekannt habe.

 

                Dank gebührt jedenfalls den Beamten, die durch ihren unermüdlichen Einsatz

dazu beigetragen haben, daß es in Salzburg nicht zu solch gewaltbereiten Szenen

wie in Göteborg gekommen ist. Auch der Initiator des Salzburger

Weltwirtschaftsgipfels Schwab hat den Einsatz der Exekutive gelobt.

 

                Im Hinblick darauf richten die unterfertigten Abgeordneten daher an den

Bundesminister für Inneres nachstehende

 

Anfrage:

 

1. Wie war die Kundgebung gegen das WEF angemeldet?

 

2. Haben sich die Befürchtungen auf Ausschreitungen und Gewaltakte durch die

    linke Anarchoszene bewahrheitet?

 

3. Wie stellte sich aus ihrer Sicht der polizeiliche Einsatz dar?

 

4. Wie viele Beamte und welche Einsatzmittel standen im Einsatz?

5.   Waren die Ausrüstungsgegenstände und Einsatzmittel ausreichend und der

      Situation angepasst?

 

6.   Welche Kosten hat dieser polizeiliche Einsatz verursacht?

 

7.   Wie viele Polizei - und Gendarmeriebeamte, wie viele Demonstrationsteilnehmer

      und wie viele Unbeteiligte wurden im Zuge des polizeilichen Einsatzes verletzt?

 

8.   Was wurde von der Exekutive unternommen, um Unbeteiligte gegen die

      Demonstranten zu schützen?

 

9.   Welche materiellen Schäden an öffentlichem und privatem Eigentum sind im

      Rahmen "European Economic Summit“ entstanden?

 

10. Werden Sie die Frage, wie Schadenersatzansprüche des Bundes nach

      Demonstrationen durchgesetzt werden könne, rechtlich prüfen lassen?

 

11. Wie viele Festnahmen, gegliedert nach Nationalitäten, wurden ausgesprochen?

 

12. Wie viele gefährliche Gegenstände, gegliedert nach ihrer Art, wurden

      beschlagnahmt?

 

13. Wie erfolgte die Zusammenarbeit mit den ausländischen

      Sicherheitsdienststellen?

 

14. Wie erfolgte die Zusammenarbeit mit dem Bundesheer?

 

15. Hat sich die temporäre Wiedererrichtung der Grenzkontrollen bewährt und wie

      viele Amtshandlungen, gegliedert nach der Art des Einschreitens, sind

      angefallen?

 

16. In welcher Weise wurde sichergestellt, dass nur Teilnehmer am Wirtschaftsgipfel

      und in der Umgebung der Veranstaltungsorte wohnende Menschen Zugang zu

      den Veranstaltungsorten hatten?

 

17. Wurden nach dem Sicherheitspolizeigesetz vorgesehene allgemeine

      Anordnungen getroffen, damit die Sicherheitsbehörden den zu erwartenden

      Gefahren lagen wirksam begegnen konnten?

 

18. Durch welche Maßnahmen konnte die Anzahl gewaltbereiter Personen aus dem

      Ausland im Vergleich zu ähnlichen Anlässen (z. B. Göteborg, Davos, Prag) beim

      Wirtschaftsgipfel so gering gehalten werden?

 

19. Das Versammlungsrecht wird häufig in einer Weise in Anspruch genommen, wie

       etwa auch zuletzt in Salzburg, dass auch unbeteiligte Menschen davon betroffen

       werden.

       Inwieweit stehen solche Aktionen mit dem Gesetz im Einklang?

20. Kam es im Laufe der Demonstration/bei Festnahmen zu Interventionen von

       Abgeordneten des Nationalrates?

 

21.Waren an den Ausschreitungen auch Mitglieder der Sozialistischen Jugend

      beteiligt?

 

22. Welche Rolle spielte eine Gruppe von Kurden, die an der Demonstration

      teilnahm?

 

23. Welche Rolle spielte der Bürgermeister der Stadt Salzburg im Zuge der

      Demonstration?

 

24. Treten Sie dafür ein, daß in Hinkunft Personen, deren Aufmachung darauf

       ausgerichtet ist, die Feststellung der Identität zu verhindern, die Teilnahme an

       Demonstrationen verboten sein soll („Vermummungsverbot“)?

 

Die unterfertigten Abgeordneten verlangen, daß diese Anfrage gemäß § 93 Abs. 1

GOG dringlich behandelt und dem Erstunterzeichner Gelegenheit zur Begründung

gegeben wird.