2780/J XXI.GP

Eingelangt am: 13.07.2001

 

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Glawischnig Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Wirtschaft & Arbeit

 

betreffend Verbund/E.ON - Deal

 

Die Zusammenlegung der Wasserkraftkapazitäten von Verbund und dem deutschen

Atomriesen E.ON ist nach dem Einstieg der EdF in der Steiermark und der RWE in

Kärnten der dritte Sündenfall der österreichischen Energiepolitik. Mit dem Einstieg

eines weiteren ausländischen Atomriesen in Österreich ist nicht nur die

österreichische Anti - Atom - Politik vollends unglaubwürdig, sondern auch eine

saubere österreichische Energielösung endgültig gestorben. Die jahrelangen

Versäumnisse zur Kooperation in der österreichischen Energiewirtschaft zeigen nun

genau die Konsequenzen, vor denen die Grünen jahrelang gewarnt haben.

Tausende ÖsterreicherInnen haben sich bei einer Unterschriftenaktion der Grünen

gegen einen Ausverkauf der E - Wirtschaft und eine österreichische Lösung

ausgesprochen. Die Wasserreserven sind das wichtigste energiepolitische

Vermögen Österreichs. Anstatt diese sauber und nachhaltig im Rahmen einer

österreichischen Lösung zu nutzen, dienen sie nun dazu, das angeschlagene Image

des zweitgrössten europäischen Atomstromproduzenten zu säubern.

 

Der 40% - Anteil der E.ON an den gemeinsamen Wasserkraftkapazitäten mit dem

Verbund soll angeblich nur der erste Schritt sein, da bereits eine Option auf einen

49% - Anteil ausgehandelt sei. Ausserdem befindet sich der deutsche Atomriese auf

klarem Expansionskurs im Ausland mit dem Ziel, der weltgrösste Strom -  und

Gaskonzern zu werden. Dafür verfügt die E.ON über eine prall gefüllte Kriegskasse

von 30 bis 45 Mrd. Euro (413 bis 619 Mrd S).

 

E.ON setzt weiter auf den Ausbau der Atomenergie und übt im Rahmen der

Atomlobby Atomforum Druck auf die deutsche Regierung aus, den Atomausstieg

zurückzunehmen. Der Strommix der E.ON besteht aus 51% Atomstrom und 39%

Strom aus Kohlekraftwerken. Zudem baut die E.ON Zwischenlager für seine

Atomkraftwerke, die Atommüll eines Kraftwerkbetriebes von 40 bis 50 Jahren

aufnehmen können und nicht nur für die nächsten 20 Jahre, wie im Ausstiegsvertrag

versprochen. E.ON ist auch nach wie vor einer der Hauptbieter für den

tschechischen Atomstromkonzern CEZ, der unter anderem Temelin und Dukovany

betreibt. Ausserdem importiert E.ON weiterhin Atomstrom aus Tschechien, jetzt

allerdings über den europäischen Zwischenhändler Enron. Laut Geschäftsbericht

2000 will die E.ON auch im Bereich der Wasserversorgung und

Abwasserentsorgung die Position eines international führenden Unternehmens

erreichen.

 

Dieses Unternehmensprofil steht diametral zur starken Ablehnung von Atomstrom in

der österreichischen Bevölkerung und zu den bestehenden österreichischen

Gesetzen. Ausserdem lehnen 57% der ÖsterreicherInnen den Verkauf von

Energieversorgungsunternehmen ab, gar 66% befürchten eine Verschlechterung der

zukünftigen Trinkwasserversorgung bei einer Übernahme durch ausländische

Konzerne.

 

Die Begründung für das „Bundesverfassungsgesetz für ein atomfreies Österreich“

lautet. „Diese Anti - Atom - Politik besteht nicht nur in dem eigenen Verzicht auf die

friedliche Nutzung der Kernkraft zum Zwecke der Energiegewinnung, sondern wirkt

allgemein darauf hin, risikoreichen Umgang mit spaltbarem Material zu verhindern

und andere Staaten dazu zu bewegen, auf die Nutzung der Atomkraft zu verzichten.“

Damit widerspricht diese Zusammenarbeit, die ganz klar einem Atomstromkonzern

zu einem wirtschaftlichen Vorteil verhilft, der Zielsetzung der Verfassung.

 

Die Aussagen der beteiligten Regierungsmitglieder und des Verbundvorstandes, der

Verbund habe in der zukünftigen Konstruktion das Sagen und die Verfügungsgewalt

über die Wasserreserven blieben unangetastet, ist angesichts des Grössen -  und

Machtunterschiedes zwischen den beiden Partnern reines Wunschdenken.

 

Für die Zukunft der österreichischen Wasserkraft und die Glaubwürdigkeit im

Bereich der Anti - Atom - Politk spielen die genauen Vertragsbedingungen eine grosse

Rolle.

 

Die Bevölkerung Österreichs hat das Recht, über Einzelheiten und Hintergründe

dieser Zusammenarbeit, die Auswirkungen auf die österreichischen Wasserreserven

und Importe von Atomstrom informiert zu werden.

 

Aus all diesen Gründen stellen die unterfertigten Abgeordneten daher folgende

 

ANFRAGE:

 

1. Gibt es bereits eine Option für die Erhöhung des Anteiles der E.ON von 40 auf

     49%?

2. Wenn nein, ist eine solche vorgesehen?

3. Ist es richtig, dass alle wichtigen Entscheidungen durch E.ON und Verbund

    einstimmig getroffen werden müssen (Einstimmigkeitsprinzip)?

4. Wenn ja, erlangt damit nicht die E.ON die Mitverfügungsgewalt über die

     österreichischen Wasserreserven?

5. Beabsichtigen Sie, alle Verträge und Absprachen zwischen der E.ON und dem

     Verbund offen zu legen und dem Parlament und der österreichischen

     Bevölkerung zugänglich zu machen?

6. Wenn nein, warum nicht?

7. Rechtfertigt die Bewertung der eingebrachten Wasserkraftwerke von Verbund

    und E.ON wirklich ein Beteiligungsverhältnis von 60 zu 40 für den Verbund?

8. Wie lauten konkret die erwarteten ökonomischen und ökologischen Vorteile für

    den Verbund aus der Zusammenarbeit mit der E.ON?

9. Wie sehen die zukünftigen Eigentumsrechte an den österreichischen

    Wasserreserven (9 Donaukraftwerke, 41 Kraftwerke an der Drau, Salzach, Enns,

    Mur und Inn und 15 Speicherkraftwerke in den Alpen) aus?