2799/J XXI.GP

Eingelangt am: 13.07.2001

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Mag. Terezija Stoisits, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Justiz

 

 

betreffend Strafvollzug in Österreich

 

Der Strafvollzug in Österreich ist in den letzten Wochen sehr in den Blickpunkt der

öffentlichen Diskussion gerückt. Anlaß für das gesteigerte Interesse von Medien am

Strafvollzug waren Zeitungsberichte, Radio - und Fernsehreportagen über Todesfälle

in der Strafvollzugsanstalt Stein, die zahlreiche Fragen aufgeworfen haben.

Der Umgang mit Strafgefangenen insbesondere kranken, drogenabhängigen,

psychiatrisch auffälligen Häftlingen stellt eine besondere Herausforderung an alle im

Strafvollzug tätigen besonders an die MitarbeiterInnen der Justizwache dar.

 

Die Reduktionen im MitarbeiterInnenstand, die Einsparungen im Bereich der Aus -

und Fortbildung begleitet von einer kontinuierlichen Aufgabenvermehrung und

Mehrbelastung für den Strafvollzug kennzeichnet die momentane Situation des

Strafvollzugs in Österreich.

 

Überlange Anhaltungen, unbefriedigende und teils unmenschliche Haftbedingungen

prägen den Alltag der Häftlinge. Aber auch die Arbeitssituation für die Bediensteten

im Strafvollzug verschärft sich von Tag zu Tag.

 

Um die Situation in den Strafvollzugsanstalten Österreichs für alle Beteiligten zu

verbessern stellen die unterfertigten Abgeordneten daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

 

1.   Wieviele Häftlinge sind in den Jahren 1999, 2000 und 2001 in österreichischen

      Haftanstalten verstorben (aufgeschlüsselt nach Jahren, Geschlecht und

      Haftanstalt)?

 

2.   Bei wievielen der unter Punkt 1. angeführten Personen lag Verdacht auf

      Fremdverschulden vor (aufgeschlüsselt nach Jahren, Geschlecht und

      Haftanstalt)?

 

3.   In wievielen Fällen wurden aufgrund des Verdachts auf Fremdverschulden

      gerichtliche Erhebungen durchgeführt (aufgeschlüsselt nach Jahren, und

      Haftanstalt)?

4.   In wievielen der unter Punkt 3. angeführten Fällen richtete sich dabei der

      Verdacht gegen Justizwachebeamte und sonstiges Personal der Haftanstalten?

      (aufgeschlüsselt nach Jahren, und Haftanstalt)?

 

5.   In wievielen der unter Punkt 3 angeführten Fällen richtete sich dabei der

      Verdacht gegen Mithäftlinge? (aufgeschlüsselt nach Jahren, und Haftanstalt)?

 

6.   In wievielen der unter Punkt 4. angeführten Fällen kam es dabei zu einer

      gerichtlichen Verurteilung (aufgeschlüsselt nach Jahren, und Haftanstalt)?

 

7.   In wievielen der unter Punkt 5. angeführten Fällen kam es dabei zu einer

      gerichtlichen Verurteilung (aufgeschlüsselt nach Jahren, und Haftanstalt)?

 

8.   Bei wievielen der unter Punkt 1. angeführten Personen handelte es sich um

      Selbstmorde (aufgeschlüsselt nach Jahren, Geschlecht und Haftanstalt)?

 

9.   Bei wievielen der unter Punkt 1. angeführten Personen blieb die Todesursache

      ungeklärt (aufgeschlüsselt nach Jahren, Geschlecht und Haftanstalt)?

 

10. Bei wievielen der unter Punkt 1. angeführten Personen war eine

      Drogenabhängigkeit bekannt (aufgeschlüsselt nach Jahren, Geschlecht und

      Haftanstalt)?

 

     a.   wieviele davon nahmen an einem Drogenentzugsprogramm teil

          (aufgeschlüsselt nach Jahren, Geschlecht und Haftanstalt)

 

11. Bei wievielen der unter Punkt 1. angeführten Personen war eine

      Medikamentenabhängigkeit bekannt (aufgeschlüsselt nach Jahren, Geschlecht

      und Haftanstalt)?

 

12. Wieviele der unter Punkt 1. angeführten Personen waren zum Zeitpunkt ihres

      Todes mit Hilfe von Gurten fixiert (aufgeschlüsselt nach Jahren, Geschlecht und

      Haftanstalt)?

 

13. Wieviele der unter Punkt 1. angeführten Personen waren zum Zeitpunkt ihres

     Todes in Einzelhaft oder Absonderungszellen untergebracht (aufgeschlüsselt

     nach Jahren, Geschlecht und Haftanstalt)?

 

14. Wieviele der unter Punkt 8. angeführten Personen waren zum Zeitpunkt ihres

     Todes in Einzelhaft oder Absonderungszellen untergebracht (aufgeschlüsselt

     nach Jahren, Haftanstalt und Geschlecht)?

 

15. Wieviele der unter Punkt 8. angeführten Personen hatten zum Zeitpunkt ihres

      Selbstmordes die Möglichkeit zu arbeiten (aufgeschlüsselt nach Jahren,

      Haftanstalt und Geschlecht)?

 

16. Wieviele der unter Punkt 1. angeführten Personen verstarben a. im Krankenhaus,

       b. in der internen Krankenabteilung der Haftanstalt, c. in ihrer Zelle d. an einem

      anderen Ort (aufgeschlüsselt nach Jahren, Geschlecht und Haftanstalt)?

17. Wieviele Personen wurden bzw. werden in den Jahren 1999, 2000 und 2001

      österreichweit in Haftanstalten festgehalten (aufgeschlüsselt nach Jahren,

      Haftanstalt und Geschlecht)

 

18. Wieviele Personen wurden in den Jahren 1999, 2000 und 2001 von

      österreichischen Gerichten zu Freiheitsstrafe mit vorbeugenden Maßnahmen

     (§§21 - 23 StGB) verurteilt und wieviele dieser Häftlinge mußten in den Jahren

     1999, 2000 und 2001 anstatt in psychiatrischen Anstalten im Normalvollzug

     untergebracht werden (aufgeschlüsselt nach Jahren, Haftanstalt und

     Geschlecht)?

 

19. Bei wievielen der unter Punkt 8. angeführten Personen handelt es sich um

       Strafgefangene, bei denen der Vollzug der Freiheitsstrafe mit vorbeugenden

      Maßnahmen verbunden war (§§21 - 23 StGB) und wieviele davon waren im

      Normalvollzug untergebracht (aufgeschlüsselt nach Jahren, Haftanstalt und

      Geschlecht)?

 

20. Wieviele JustizwachebeamtInnen waren bzw. sind in den Jahren 1999, 2000 und

      2001 in Österreichs Haftanstalten beschäftigt (aufgeschlüsselt nach Jahren,

      Haftanstalt und Geschlecht)?

 

      a. wieviele davon machen „Dienst am Häftling“?

 

      b. wieviele davon arbeiten in der Verwaltung?

 

21. Wieviele ÄrztInnen standen bzw. stehen in den Jahren 1999, 2000 und 2001 in

      Österreichs Haftanstalten für die Behandlung und Betreuung der Häftlinge zu

      Verfügung (aufgeschlüsselt nach Jahren, Haftanstalt und Fachrichtung der

      Ärzte)?

 

22. Wieviele Psychiater standen bzw. stehen in den Jahren 1999, 2000 und 2001 in

      Österreichs Haftanstalten für die Behandlung und Betreuung der Häftlinge zu

      Verfügung (aufgeschlüsselt nach Jahren und Haftanstalt)?

 

23. Wieviele PsychologInnen standen bzw. stehen in den Jahren 1999, 2000 und

      2001 in Österreichs Haftanstalten für die Betreuung der Häftlinge zu Verfügung

      (aufgeschlüsselt nach Jahren und Haftanstalt)?

 

24. Wieviel sonstiges medizinisches Personal stand bzw. steht in den Jahren 1999,

      2000 und 2001 in Österreichs Haftanstalten für die Behandlung und Betreuung

      der Häftlinge zu Verfügung (aufgeschlüsselt nach Jahren und Haftanstalt)?

 

25. Wieviele SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen standen bzw. stehen in

      den Jahren 1999, 2000 und 2001 in Österreichs Haftanstalten für die Behandlung

      und Betreuung der Häftlinge zu Verfügung (aufgeschlüsselt nach Jahren und

      Haftanstalt)?

 

26. Bestand bzw. besteht für die JustizwachebeamtInnen in den Jahren 1999, 2000

      und 2001 die Möglichkeit der Betreuung durch Supervision?

 

      a.   wenn ja: in welchem Ausmaß steht bzw. stand diese Möglichkeit der

            Supervision zur Verfügung? (in Stunden pro Monat, aufgeschlüsselt nach

           Jahren, und Haftanstalt)?

      b. wenn nein: warum nicht?

 

27. Werden Sie sich für eine höhere Entlohnung der JustizwachebeamtInnen

      angesichts der enormen Belastung einsetzen?

 

28. Wieviele der in den Jahren 1999, 2000 und 2001 in Österreichs Haftanstalten

      beschäftigten JustizwachebeamtInnen sind im Umgang mit suizidgefährdeten

      Häftlingen und in der Selbsflötungsprävention geschult (aufgeschlüsselt nach

      Jahren, Haftanstalt und Geschlecht)?

 

29. Wie sehen diesbezügliche Schulungsmaßnahmen für die Zukunft aus? Wieviele

      JustizwachebeamtInnen sollen in den Jahren 2001 und 2002 im Umgang mit

      suizidgefährdeten Häftlingen und in der Selbsttötungsprävention geschult werden

      und welcher diesbezügliche Ausbildungsstand wird damit erreicht sein?

      (aufgeschlüsselt nach Jahren und Haftanstalt)?

 

30. Wieviele Häftlinge wurden in den Jahren 1999, 2000 und 2001 in

      Krankenanstalten behandelt (aufgeschlüsselt nach Jahren, Geschlecht und

      Haftanstalt)?

 

31. Wieviele der Haftzellen in Österreichs Haftanstalten verfügten in den Jahren

      1999, 2000 und 2001 über eine Videoüberwachung (aufgeschlüsselt nach Jahren

      und Haftanstalt)?

 

32. Werden Sie sich im Rahmen Ihres Verantwortungsbereiches dafür einsetzten,

     daß in Zukunft Häftlinge gegen Unfall und Krankheit bei den Krankenkassen

     versichert werden?

 

     a.    wenn ja: welche diesbezüglichen Aktivitäten werden Sie setzten und bis

            wann ist mit Ergebnissen zu rechnen?

 

     b.   wenn nein: warum nicht?

 

33. Wieviele Zellen mit Fußbodenheizung gibt es in den einzelnen Haftanstalten

      Österreichs (aufgeschlüsselt nach Haftanstalten)?

 

34. Zu welchem Zweck wurden Zellen mit einer Fußbodenheizung eingerichtet?

 

35. Werden Sie sicherstellen, dass mittels technischer Maßnahmen ein extremes

      Aufheizen dieser Zellen unmöglich gemacht wird?

 

36. Ist dem Komitee zur Vermeidung von Folter und unmenschlicher Behandlung das

      Vorhandensein derartiger Zellen bekannt?

 

37. Wie lautet der Bericht zu den Strafvollzugsanstalten des CPT - Komitees?

 

38. Wie lautet die Stellungnahme Ihres Ministeriums zum CPT - Bericht?

 

39. Gibt es Untersuchungen, der in den Medien erwähnten fünf Todesfälle der letzten

      Wochen in der Justizanstalt Stein? Wie lauten die Untersuchungsergebnisse?

 

40. Welche Konsequenzen ziehen Sie aus den Untersuchungsergebnissen?

41. Was ergaben die Obduktionsbefunde?

 

42. Werden Sie sich angesichts der aufgezeigten Mißstände, insbesondere in der

      Justizanstalt Stein, für eine bessere externe Kontrolle einsetzen?

      Wenn nein, warum nicht?

 

43. Was werden Sie unternehmen, um derartige Mißstände abzustellen und in

      Hinkunft zu vermeiden?