2861/J XXI.GP

Eingelangt am: 26.09.2001

 

Anfrage

 

der Nationalräte Heinzl und Genossinnen

 

an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit

 

betreffend überhöhte Treibstoffpreise

 

Österreichs Tankstellen veranstalten seit geraumer Zeit eine Treibstoffpreisrally. Aufgrund der

ausserordentlich starken kurzfristigen Preisschwankungen ist es für Konsumenten ohne hohen

Aufwand für Informationsbeschaffung nicht mehr ersichtlich, ob das Angebot an der nächstgelegenen

Tankstelle preiswert oder teuer ist.

 

Vor allem in den Ballungszentren liegen die Treibstoffpreise merklich über dem Preisniveau des

Umlandes. An den Zapfsäulen der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten bezahlen die

Konsumenten um mehr als 10 Prozent höhere Preise als bei den Tankstellen im ländlichen Raum. Der

Gemeinderat von St. Pölten hat bereits eine Resolution an den Justizminister verabschiedet und eine

gerichtliche Untersuchung der vermuteten Preisabsprachen verlangt.

In den Lokalzeitungen kursieren bereits Bauanleitungen für Diesel - Tankstellen für den Eigenbedarf,

damit auch Endverbraucher in den Genuss der Treibstoff - Großhandelspreise kommen können. Dieser

Trend ist nicht zuletzt aus umwelttechnischer Sicht bedenklich. Ordentliche Preise an ordentlichen

Tankstellen sind gefragt. Der derzeitige Zustand ist unhaltbar.

 

Marktwirtschaft funktioniert nur dann, wenn die Konsumenten über die verlangten Preise informiert

sind. Wenn aber, wie bei den Treibstoffpreisen derzeit üblich, die Tankstellenpreise mehrmals täglich

und je nach Lage einer Tankstelle unterschiedlich geändert werden, dann funktioniert der Markt auch

nicht mehr und die Konsumenten sind zu Recht verärgert, weil sie diese „Freuden“ der freien

Marktwirtschaft aus der eigenen Tasche blechen müssen.

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterzeichneten Abgeordneten nachstehende

 

Anfrage

 

1. Was die Konsumenten nicht verstehen, sind die großen Preisschwankungen innerhalb einer Stadt,

     eines Bezirkes bzw. eines Bundeslandes. Was wird von Ihrer Seite unternommen, dass räumliche

     Wettbewerbs - und Preisverzerrungen an den österreichischen Zapfsäulen eliminiert werden?

 

2. Werden Sie eine Untersuchung auf Preisabsprachen bei St. Pölten Tankstellen durch die

     Preiskommission durchführen lassen?

 

3. Verfolgen die Mineralölgesellschaften in St. Pölten eine ungerechtfertigte Preispolitik laut dem

    Preisgesetz?

 

4. Auf wessen Gutachten basiert Ihre Aussage zu Frage 3?

 

5. Werden Sie die Betreiher der Tankstellen verpflichten, neben ihren aktuellen Angebotspreisen für

    die diversen Treibstoffsorten auch die aktuellen österreichische Mittelpreise den Konsumenten

    bekanntzugeben, damit eine Wettbewerbsverzerrung aufgrund unvollständiger Information

    ausgeschlossen werden kann? Die Mittelpreise könnten beispielsweise von den Autofahrerklubs

    ARBÖ und ÖAMTC zur Verfügung gestellt werden, da beide Klubs die Treibstoffpreise

    überwachen.

 

6. Vor der Sommerreisewelle gab es im Wirtschaftsministerium eine Expertenrunde. Sie waren nicht

     anwesend. Wann gedenken Sie mit der Spitze der Mineralölwirtschaft das Gespräch über die

     Ausarbeitung und Umsetzung des mehrfach diskutierten Stufenplans zur Reduzierung der

     Treibstoffpreise in Österreich zu führen?

 

7. Aussagen von Vertretern der Mineralöl wirtschaft zufolge würde allein eine Rahmenverbesserung

    im Tankstellen - Shopgeschäft die Treibstoffpreise um 20 bis 25 Groschen pro Liter billiger werden

    lassen. Gerade Sie als zuständiger Bundesminister habe es in der Hand, die Restriktion beim

    Tankstellen - Shopgeschäft bezüglich Verkaufsfläche und Sortiment im Interesse der Konsumenten

     abzubauen. Was haben Sie bisher unternommen und was werden Sie weiterhin unternehmen?

 

8. Seit dem Zusammenschluß von BP und ARAL ist die OMV nur mehr die Nummer 2 im Lande.

    Werden Sie die unbefristete Vereinbarung der 40-Groschen-Bandbreitenregelung bei den

     Nettotreibstoffpreisen auch von der neuen Nummer 1 in Österreich, der BP, einfordern?

 

9. Vergleicht man die österreichischen Nettopreise zum EU - Durchschnitt für das Jahr 2001, so ist

    eine Entwicklung erkennbar, die eine neue Bandbreitenregelung von 20 Groschen zulässt. Es ist

    nicht einzusehen, dass ein 40 Groschen - Differenzbetrag für ewige Zeiten vereinbart und damit

    auch genutzt werden kann, wann gedenken Sie hier endlich die Schritte zur Senkung der

    Nettopreisdifferenz Richtung 20 Groschen zu setzen?

 

10. Die Nettopreise gehören letztendlich kontinuierlich an den EU - Durchschnitt angeglichen. Wann

      gedenken Sie, die Schritte Richtung Senkung der Nettopreisdifferenz Richtung EU - Durchschnitt

      zu setzen?

 

11. Das österreichische Tankstellennetz ist zu modernisieren. Es wird auch immer gesagt, dass

      Österreich zu viele Tankstellen bat. Welche Auswirkungen haben die strengeren Ökoauflagen für

      das Tankstellennetz? Wie viele Tankstellen müssen geschlossen werden und welche

      Auswirkungen hat das auf die Treibstoffpreisreduzierung?