2869/J XXI.GP

Eingelangt am: 26.09.2001

 

ANFRAGE

 

der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Inneres

 

betreffend Duldung von gefährlichen Angriffen auf Tierschutzaktivistinnen

 

 

Anlässlich einer Demonstration von Tierschutzaktivistinnen ist es offenbar zu

schweren körperlichen Verletzungen von TierschutzaktivistInnen gekommen. Das

Vorkommen wird von einem betroffenen Aktivisten wie folgt beschrieben (die Namen

der Beteiligten werden zum Schutz der Betroffenen nachfolgend anonymisiert):

 

„Ich war am 15. September 2001 gegen 14 Uhr nach Bad Ischl gekommen, um die

vom Verein gegen Tierfabriken in Bad Ischl ordnungsgemäss angemeldete

Versammlung vor dem Eingang des Zirkus Belly - Wien beim Rennbahngelände in

Bad Ischl zu leiten. Wir Tierschützer hatten die Intention dort eine friedliche

Versammlung abzuhalten, um die Öffentlichkeit über die Haltungsbedingungen von

Wildtieren im Zirkus durch Plakate, Transparente, ein TV - Gerät und ein Megaphon

zu informieren. Insgesamt waren rund 1 Duzent Tierschützer anwesend.

 

Bereits am 8. September 2001, also genau eine Woche vorher, hatte bei einer

ähnlichen Veranstaltung vor demselben Zirkus in Salzburg, wie berichtet wurde, ein

schwerer Angriff des Zirkusdirektors und seiner Angestellten gegen Tierschützer

stattgefunden. Bei diesem Angriff wurden alle 4 Tierschützer verletzt und mussten im

Spital behandelt werden. Weiters war mir bekannt, dass der Zirkusdirektor

zusammen mit seinem Schwager schon am 20. August 1990 vor dem Zirkus Belly in

Weiz bei Graz 2 Gendarmen mit ihren Fäusten zu Boden geschlagen hatten und nur

nach der Abgabe von Warnschüssen mit Androhung von Waffengewalt von Beamten

festgenommen werden konnten. Aufgrund dieser Information rief ich vor Beginn der

Versammlung die Gendarmerie an, um sie zu bitten vor Ort zu sein, um weitere

Angriffe des Zirkus Belly - Wien auf Tierschützer hintan zu halten. Die Gendarmerie

erschien daraufhin nach einiger Zeit.

 

Einer der beiden Beamten, ein jüngerer Mann, erklärte mir, dass es nicht seine

Aufgabe wäre, uns zu schützen, und wenn wir uns vor dem Zirkus fürchten würden,

dann sollten wir eben nach Hause gehen.

 

Der andere, ältere Beamte war wesentlich freundlicher sagte aber ebenfalls, dass er

nicht hierbleiben könne, und dass keine Gefahr bestünde. Er hinterliess aber seine

Telefonnummer und das Versprechen, ab und zu vorbei zu schauen. Zusätzlich

würde er mit der Frau des Zirkusdirektors sprechen.

 

Dann verliessen die Beamten den Ort und wir führten unsere Versammlung fort.

Dazu stellten wir unseren Fernseher an den Fahrbahnrand, sodass er weder den

Eingang in den Zirkus noch den Fahrbahnrand behinderte. Zusätzlich hielten einige

Aktivisten Transparente und verteilten Flugblätter. Eine Person las über Megaphon

den Inhalt des Flugblattes vor. Zu keiner Zeit hat irgendein Versammlungsteilnehmer

das Zirkusgelände betreten oder provozierende Bemerkungen oder Beleidigungen

gegen Zirkusleute ausgesprochen. Zunächst reagierte der Zirkus überhaupt nicht.

Die Frau des Zirkusdirektors erschien und ging in die Kassa. Ein

Versammlungsteilnehmer, Herr x, hatte noch ein blau geschlagenes Auge vom

Überfall eine Woche davor. Die Frau des Zirkusdirektors rief daraufhin laut hörbar zu

ihm hinüber, dass er schon ein blaues Auge hätte, und dass er heute ein zweites

blaues Auge bekommen würde.

 

Bis ca. 15.30 Uhr verlief die Versammlung ruhig und ohne Zwischenfälle. Dann

erschien das Gendarmerieauto noch einmal. Die Beamten stiegen aber nicht mehr

aus, sondern fuhren einfach wieder davon.

 

Gegen 15.40 Uhr kam plötzlich der mir vom Sehen persönlich bekannte

Zirkusdirektor mit 2 Elefanten die Strasse herauf und mitten auf unsere

Versammlung zu. Er hielt einen ungefähr 80 cm langen Gummiknüppel in den

Händen, und schrie und johlte. Er führte die Elefanten mitten unter die

Versammlungsteilnehmer, warf seine Hände in die Höhe und schrie laut „Hey, Hey“

um die Elefanten aufzuhetzen und zu beunruhigen. Einige Versammlungsteilnehmer

waren beim Eintreffen der Elefanten über den Zaun weg vom Zirkus geflohen. Ich

blieb vor dem Fernseher stehen, um ihn davor zu schützen von den Elefanten

zertrampelt zu werden. Die Elefanten schwangen ihre Rüssel umher, einmal nicht

mehr als 50 cm vor meinem Gesicht, und drehten sich heftig im Kreis. Der

Zirkusdirektor und einige Zirkusangestellte, die plötzlich erschienen waren, johlten

und kreischten laut. Die Elefanten waren für mich sehr bedrohlich, und wurden

absichtlich vom Zirkusdirektor vor mir aufgehetzt um mich zu gefährden.

 

Mir war bekannt, dass einer dieser Elefanten im Juli 1998 in Amstetten, NÖ, einen

22 jährigen Zirkusbesucher mit dem Rüssel zu Boden geschleudert und dann zu

zerquetschen versucht hatte. Der Mann wurde lebensgefährlich verletzt und musste

vom Notarzt in künstlichen Tiefschlaf versetzt werden. Derselbe Elefant stand nun 1

m vor mir und schwang seinen Rüssel gereizt im Kreis.

 

Plötzlich lief der Zirkusdirektor zu einem unserer Transparente, von dem diejenigen

Versammlungsteilnehmer, die es gehalten hatten, bereits geflohen waren, und

begann es zu zerreissen und zu zerstören. Daraufhin ging ich zu ihm hinüber um ihn

zur Rede zu stellen. Dazu kam es aber nicht mehr, weil der Zirkusdirektor

unvermittelt mit dem Gummiknüppel auf mich einzuschlagen begann. Dabei traf er

mich derart heftig auf der Wirbelsäule am Hals, dass sich über meinen ganzen

Körper eine Lähmung ausbreitete, und ich kurzfristig jegliches Gefühl im Körper,

aber auch jegliche sonstige Wahrnehmungsfähigkeit wie die Fähigkeit zu sehen und

zu hören verlor. Für einige Zeit konnte ich mein Umfeld nicht mehr wahrnehmen.

Als ich wieder zu mir kam, merkte ich, wie der Zirkusdirektor und einige andere

Zirkusangestellte mit aller Gewalt auf Herrn xx, ein Teilnehmer meiner Versammlung

und unser Rechtsberater vor Ort, einschlugen. Herr xx war bereits am Boden und

wurde brutalst von mehreren Zirkusleuten, insbesondere dem Zirkusdirektor, seinem

Sohn und seiner Frau mit Gummiknüppeln geschlagen. Ich floh in Panik, besonders

angesichts meiner schweren Verletzung und Lähmungserscheinung, die mir

Todesangst eingeflösst hatte. Ich lief über die anschliessende Wiese vom Zirkus

davon und direkt auf einen dort fassungslos stehenden Passanten zu. Ich fragte ihn,

ob er die Polizei rufen würde, und ob er hierbleiben könnte, um als Zeuge

auszusagen. Er sagte beides zu.

 

Aus ca. 20 m Distanz sah ich dann, wie rund 10 Zirkusleute einen nach dem anderen

der Versammlungsteilnehmer angriffen, teilweise zu Boden schlugen, und schwer

misshandelten. Keiner der Versammlungsteilnehmer wehrte sich auch nur im

geringsten, sie kamen sich nicht einmal gegenseitig zu Hilfe. So sah ich, wie die

Zirkusleute, allen voran der Zirkusdirektor samt Familie, den

Versammlungsteilnehmer Herrn xxx auf den Boden warfen und mit unglaublicher

Brutalität auf ihn einschlugen, ihn an den Haaren rissen, und ihn mit den

Gummiknüppeln auf den Körper und die Beine schlugen. Besonders die Söhne vom

Zirkusdirektor taten sich mit brutalster Gewalt hervor; wie sie auf den wehrlosen

Herrn xxx am Boden einschlugen.

 

Ich hörte dann eine Zirkusangestellte hysterisch schreien. Ich schaute zu ihr hinüber

und sah wie sie auf die Elefanten deutete und schrie, dass einer am Bein bluten

würde, und dass „die Tierschützer“ den Elefanten verletzt hätten.

 

Als nächstes sah ich, wie der Versammlungsteilnehmer x von den Zirkusleuten,

wieder allen voran der Zirkusdirektor und Familie, angegriffen wurde. Sie schlugen

ihn brutalst ins Gesicht, sodass ihm die Lippen platzten und seine Nase in Strömen

zu bluten begann. Dann warfen sie ihn auf den Boden, traten ihn und schlugen mit

Gummiknüppeln mit aller Gewalt auf ihn ein.

 

Ich lief daraufhin zu zwei Erste Hilfe Leuten, einen Mann und eine Frau, die offenbar

für die Zirkusveranstaltung Dienst zu versehen hatten, hinüber und bat sie zu helfen.

Sie sagten, dass sie bereits die Polizei gerufen hätten, dass sie aber nicht

einschreiten könnten. Es war offensichtlich, dass sie die sich wie wahnsinnig

gebährdenden Zirkusleute für so gefährlich hielten, dass sie auch um ihre eigene

Sicherheit bangen mussten. Ich konnte die Namen dieser beiden Personen nicht

feststellen. Sie müssen aber als diensthabende Erste Hilfe Leute für die Behörde

eruierbar sein.

 

Ich sah dann, wie die Frau des Zirkusdirektors der Versammlungsteilnehmerin Frau y

einmal mit aller Kraft ins Gesicht schlug. Herr xxxx, ebenfalls

Versammlungsteilnehmer; stand daneben und zog rasch Frau y davon. Daraufhin

schlug einer der Söhne vom Zirkusdirektor Herrn xxxx mit dem Gummiknüppel von

rechts auf die linke Seite des Kopfes. Er schlug dann noch mehrmals auf Herrn xxxx

ein, der sich nicht wehrte sondern nur beschwichtigend auf den Angreifer einzureden

versuchte. Herr xxxx hob noch die Hand um sich vor weiteren Schlägen zu schützen

und wurde dabei vom Gummiknüppel an der Hand getroffen und schwer verletzt.

Dabei ging auch seine Uhr zu Bruch und flog über die Strasse.

Dann sah ich wie der Zirkusdirektor wieder auf Herrn xx einzuschlagen begann. Die

Brutalität der Schläge liessen mich um das Leben von Herrn xx bangen. Er wurde

wiederholt vom Gummiknüppel mitten ins Gesicht und auf den Kopf getroffen und

begann heftig zu bluten. Sein ganzer Kopf war bereits vollkommen blutüberströmt.

Ich lief daraufhin zu Herrn xx um mich zwischen dem Zirkusdirektor und ihn zu

stellen. Dabei wurde ich von einer Gruppe von rund 5 Zirkusleuten, speziell von

einem kräftig gebauten, etwa 1,80 m grossen, schwarzhaarigen Mann mit dunklem

Pullover, abgefangen und angegriffen. Speziell dieser Mann, aber auch weitere

Zirkusleute und in der Folge auch der Zirkusdirektor persönlich, begannen auf mich

einzuschlagen. Ich hielt beide Hände auf meinen Kopf um mich zu schützen,

unternahm aber nicht den geringsten Versuch zurückzuschlagen oder mich zu

wehren. Der schwarzhaarige Mann und der Zirkusdirektor schlugen mir mindestens

10 mal mit der Faust mit aller Kraft auf den Kopf und ins Gesicht Zusätzlich wurde

ich getreten und mit dem Gummiknüppel auf den Oberkörper und die Schultern

geschlagen.

 

Als man von mir abliess wurde ich gewahr, dass der Zirkusdirektor den

Versammlungsteilnehmer xxxxx entdeckt hatte, der die gesamte Szene bisher mit

seiner Videokamera gefilmt hatte. Der Zirkusdirektor lief sofort zu xxxxx hinüber,

schlug auf ihn ein und wollte ihm die Kamera entreissen. Herr xxxxx fiel zu Boden

und versuchte die Kamera an seinem Körper zu schützen, indem er sich einrollte.

Der Zirkusdirektor und weitere Zirkusleute, vor allem die Frau des Zirkusdirektors

und sein Sohn, begannen Herrn xxxxx zu schlagen, zu treten und ihn an den Haaren

zu reissen. Ich lief hinüber und wollte versuchen die Kamera zu übernehmen. Aber

es gelang dem Zirkusdirektor, die Kamera an sich zu reissen, und er zerschlug sie

am Betonboden. Dann nahm er den Kamerateil mit dem Videoband an sich. Die

anderen Zirkusleute, allen voran die Frau des Zirkusdirektors, schlugen unterdessen

weiter auf Herrn xxxxx ein und entrissen ihm auch seine digitale Fotokamera und die

Frau des Zirkusdirektors zertrümmerte diese ebenfalls.

 

Da wurde ich auf einen Passanten aufmerksam, der in einiger Distanz die Szene

gefilmt hatte. Ich lief zu ihm hinüber. Er war offensichtlich verängstigt und fürchtete,

selber angegriffen zu werden. Wie wir alle stand auch er schwer unter Schock, als

ich mit ihm reden wollte. Er erzählte mir, dass sein Sohn den gesamten Überfall von

Anfang an mitgefilmt hatte, und er dann gekommen wäre und das Filmen

übernommen hätte. Er gab mir seine Identität bekannt und ich gab diese später an

die Gendarmerie weiter. Er sagte zu, als Zeuge auszusagen und das Videoband als

Beweisstück am kommenden Montag an die Gendarmerie zu senden. Da die

Exekutive noch immer nicht erschienen war, rief ich jetzt mit meinem Handy den

Notruf. Es wurde mir zugesagt, dass sofort ein Einsatzfahrzeug zum Tatort geschickt

würde.

 

Ich sah dann wie die Zirkusleute die digitale Fotokamera von Herrn x entdeckt

hatten. Er lief laut um Hilfe schreiend von den Zirkusleuten davon und auf mich zu.

Ich lief ihm entgegen, nahm die Kamera an mich und lief rasch davon. In sicherer

Entfernung steckte ich die Kamera in meine Kleidung.

 

Kurz darauf erschien endlich, gegen 16 Uhr, ein Gendarmeriewagen. Ich kam sofort

vor den Eingang des Zirkus zurück. Die Angreifer waren noch immer am

Zirkuseingang. Erst jetzt, als die Anspannung nachliess, wurde mir bewusst wie stark

mir der Kopf brummte. Ich war ganz benommen und konnte nicht aufrecht gehen.

Der ältere Gendarmeriebeamte von vorher stieg aus dem Auto und winkte mich als

Versammlungsverantwortlichen zur Seite. Ich vermutete er würde mich danach

fragen, was passiert wäre und dass ich die Angreifer identifizieren solle. Stattdessen

verkündete er mir, dass er die Versammlung für aufgelöst erkläre und jegliche

weitere Versammlung am Abend desselben Tages und am nächsten Tag untersagt

sei. Ich schaute ihn fassungslos und benommen an, deutete auf die schwer

verletzten, blutenden Versammlungsteilnehmer um uns herum und fragte nur, wann

endlich die Rettung käme.

 

Kurz darauf erschienen mehrere Rettungsautos und insgesamt wurden 7

Versammlungsteilnehmer ins Spital Bad Ischl gebracht. Bei mir persönlich stellte der

Arzt eine Prellung am Rücken fest, einen Bluterguss an der Schulter, sowie drei

starke Schwellungen im Gesicht, einen Bluterguss am linken Auge und zwei

blutende Wunden unter einem Auge und an der Stirn. Herr xx hatte ein gebrochenes

Nasenbein, eine Platzwunde neben dem Auge und ein Schillingstück - grosses Loch

im Kopf. Herr xxx hatte Blutergüsse und Prellungen am ganzen Körper und an den

Beinen. Herr xxxxx hatte einige Haare verloren und mehrere z. T. blutende Wunden

an den Beinen. Herr x hatte aufgeplatzte Lippen und eine blutende Nase sowie

geschwollene Gesichtspartien. Zusätzlich wurde bei einer Untersuchung festgestellt,

dass er Blut im Urin hatte, also an den Nieren verletzt worden ist. Frau y hatte eine

geschwollene Schläfe. Herr xxxx hatte einen rund 10 cm langen, 2 cm breiten und 5

mm erhaben angeschwollenen roten Striemen quer über das Gesicht. Zusätzlich

hatte er eine geschwollene Hand ebenfalls mit einem geschwollenen Striemen quer

darüber. Weiters hatte er mehrere blutende Wunden und Prellungen am Körper.

 

Der Zirkusdirektor und seine Familie sowie andere Zirkusangestellte haben

Gegenstände von Versammlungsteilnehmern im Wert von rund 100.000 Schilling

zerstört. Dazu gehören eine digitale Videokamera, eine digitale Fotokamera, eine

Armbanduhr, ein Stromgenerator, ein Videorecorder, ein Fernseher, mehrere Plakate

und Transparente sowie einige tausend Flugblätter.

 

Nach der Erstversorgung im Spital wurden wir von Gendarmeriebeamten zum

Gendarmerieposten gefahren und gaben dort unsere Zeugenaussagen ab. Man

überreichte mir auch eine offizielle Untersagung weiterer Versammlungen vor dem

Zirkus in Bad Ischl. Ich beantragte, dass wir zum Zirkus gefahren werden, um dort

die Täter und Täterinnen identifizieren zu können. Nach Rücksprache mit der

Staatsanwältin wurde das aber nicht gestattet. Die offizielle Begründung dafür war,

dass ein Videofilm existieren würde, der am kommenden Montag der Gendarmerie

übergeben würde, was als Identifizierung genügen würde. Das wurde behauptet,

bevor der Film überhaupt gesichtet worden war. Falls es notwendig werden sollte,

könnte ich dann immer noch für Identifizierungen von Tätern und Täterinnen

herangezogen werden, sagte man mir. Auf meinen Einwurf, dass die Täter und

Täterinnen dann längst über alle Berge sein könnten, und dass ich mich in einem

halben Jahr auch nicht mehr genau würde erinnern können, wie die Täter und

Täterinnen ausgesehen haben, wurde mir nur geantwortet, dass die Beamten jetzt

nach Hause gehen wollten, weil Dienstschluss wäre. Zuletzt wurde mir noch

mitgeteilt, dass der Zirkusdirektor am nächsten Tag, dem Sonntag, zur Befragung

vorgeladen wäre. Meine Kritik, dass er dann aber 24 Stunden Zeit hätte, eine

Geschichte zu fabrizieren und Zeugenaussagen zu fälschen, wurde nicht für wichtig

erachtet.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

1.   Wie beurteilen Sie das Verhalten der Sicherheitskräfte im oben angeführten Fall?

 

2.   Den Sicherheitsbehörden obliegt lt. Sicherheitspolizeigesetz im Rahmen des

      Streifen - und Überwachungsdienstes die besondere Überwachung gefährdeter

      Vorhaben, Menschen oder Sachen, wenn der Gefährdete nicht in der Lage ist,

      den erforderlichen Schutz selbst zu gewährleisten. Warum wurden seitens der

      Sicherheitsbehörden keine Vorkehrungen gegen die zu erwartenden

      Gewaltausschreitungen getroffen, obwohl sie von den

      VersammlungsteilnehmerInnen um Schutz ersucht und darauf aufmerksam

      gemacht worden waren, dass es schon eine Woche zuvor anlässlich einer

      Kundgebung zu Gewalthandlungen seitens des Zirkusdirektors bzw. dessen

      Mitarbeiter gekommen war?

 

3.   Laut Sicherheitspolizeigesetz sind die Organe des öffentlichen

      Sicherheitsdienstes ermächtigt, Menschen zu bewachen, wenn auf Grund

      bestimmter Tatsachen anzunehmen ist, es stehe ein gefährlicher Angriff gegen

      deren Leben oder Gesundheit bevor. Ebenso haben die Sicherheitsbehörden auf

      die Beilegung von Streitigkeiten bzw. eine Gefahrenminderung hinzuwirken. Wie

      wird begründet, dass die Beamten trotz der zu erwartenden

      Aggressionshandlungen abgezogen sind?

 

4.   Warum sind die Sicherheitskräfte trotz der Anrufe und Verständigungen der

      VersammlungsteilnehmerInnen und anderer Zeugen erst so spät am Tatort

      eingelangt bzw. wie wird das parteiische Verhalten der Beamten zugunsten des

      Zirkus gerechtfertigt?

 

5.   Wie beurteilen Sie das Verhalten der Sicherheitsbehörden hinsichtlich des

      Versammlungsgesetzes?

 

6.   Wie beurteilen Sie das Nichteingreifen der Behörden angesichts der

      absichtlichen, schweren Körperverletzungen?

 

7.   Wie beurteilen Sie angesichts der schweren Körperverletzungen der

      TierschutzaktivistInnen, dass die Sicherheitskräfte nach Einlangen lediglich die

      Auflösung der Versammlung verkündeten?

 

8.   Wie beurteilen Sie, dass trotz schwerer, vorsätzlicher Körperverletzungen mit

      möglichweise langjährigen Folgen und trotz Verdunkelungs - und Fluchtgefahr

      keine Festnahme der Täter vorgenommen wurde?

 

9.   Was werden Sie unternehmen, um in Hinkunft ein solches Fehlverhalten der

      Sicherheitsbehörden zu vermeiden und was wäre in diesem Fall das korrekte

      Vorgehen der Behörden gewesen?