2953/J XXI.GP

Eingelangt am: 22.10.2001

 

                                                               ANFRAGE

 

der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen

 

betreffend die männerpolitische Enquete Ihres Ministeriums vom 11.10.2001

 

 

Am 11. 10. 2001 veranstaltete die Abteilungs VI/6 des Bundesministeriums für soziale

Sicherheit und Generationen eine „männerpolitische Enquete“ unter dem Titel „Der

gebrauchte Mann?“ im Palais Auersperg in Wien.

Bei dieser Enquete fanden Vorträge verschiedener ExpertInnen zu männerpolitischen bzw.

geschlechterpolitischen Themen statt. Besonders interessant waren dabei die Ausführungen

von Frau Dr. Karin Jäckel, Prof. Theodor Tomandl sowie Dr. Allan Guggenbühl. Speziell zu

diesen Personen bzw. ihren Darlegungen stellen sich einige Fragen, die leider auf der Enquete

selbst nicht gestellt werden konnten, da dort sechs Referate hintereinander vorgetragen

wurden, ohne dass es eine Diskussionsmöglichkeit gab.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

                                                               ANFRAGE:

 

A. Fragen betreffend Dr. Jäckel

Frau Dr. Jäckel, Autorin zahlreicher Bücher wie etwa „Der gebrauchte Mann. Abgeliebt und

abgezockt. Väter nach der Trennung“ sprach in ihrem Vortrag unter anderem von den

„Entartungen der Frauenbewegung“.

Auf der Homepage des in Deutschland aktiven Vereins „Väteraufbruch für Kinder e.V.“

(www.members.ao.com/fathermove/arguments) findet sich unter der Überschrift

„Argumente gegen einseitige und verzerrte Darstellung von Männern & Vätern“ folgendes

Zitat von Frau Dr. Jäckel: „Wer den modernen Amazonenkrieg aufmerksam mitverfolgt, muss

sich fragen, ob das, was in schlimmsten Zeiten die Juden waren beziehungsweise vielerorts

die Asylanten, für die Frauen von heute nun die Männer sind.“

Da Sie als Sozialminister Frau Dr. Jäckel als Expertin zu Ihrer Enquete geladen haben, gehen

wir davon aus, dass Sie ihre Thesen als wissenschaftlich vertretbar beurteilen.

1. Was sagen Sie als Frauenminister dazu, dass eine von Ihnen zu einer Enquete geladene

    Expertin dort von den „Entartungen der Frauenbewegung“ spricht?

2. Ist Ihnen bekannt, was Frau Dr. Jäckel damit meint?

3. Wie sollen Frauen angesichts solcher Zitate auf Veranstaltungen Ihres Ministeriums an die

    von Ihnen vielbeschworene Formel. „Politik für Männer soll nicht „eine Politik gegen

    Frauen sein“, glauben?

4. Was meinen Sie als Frauen- bzw. Männerminister zum Vergleich von Frau Dr. Jäckel -

    „Was Juden (für die Nationalsozialisten) waren, sind Männer für Frauen heute“?

 

B. Fragen betreffend Prof. Tomandl

Prof. Tomandl ist Professor für Arbeitsrecht an der Universität Wien, war bisher allerdings

nicht als Gender - bzw. Männerexperte in Erscheinung getreten. Ein Schwerpunkt in seinem

Vortrag mit dem Titel „Bemerkungen zur Stellung des Mannes im Arbeits - und Sozialrecht“

lag auf der Beschreibung von geschlechtsspezifischen Auswirkungen bestimmter

Vorkommnisse wie etwa dem Verlust des Arbeitsplatzes oder dem Tod des Ehe - oder

Beziehungspartners/ - partnerin. Speziell in diesen zwei Fällen meinte Prof. Tomandl eine

starke Benachteiligung von Männern (insbesondere der mittleren und älteren Generation)

auszumachen. Im Falle von Arbeitslosigkeit deshalb, weil traditionelle Männer diese weit

einschneidender erleben würden als Frauen, die „sich ja in den - ihnen angestammten -

Bereich des Haushalts zurückziehen können, während die Männer ins Nichts fallen“. Auch der

Tod der (Ehe-)Partnerin trifft einen Mann viel stärker als umgekehrt sein Tod die Frau, da der

traditionelle Mann ja nicht gewohnt sei, sich selbst und seine Grundbedürfnisse zu versorgen.

Da Sie als Sozialminister Herrn Prof. Tomandl als Experten zu Ihrer Enquete geladen haben,

gehen wir davon aus, dass Sie seine Thesen als wissenschaftlich vertretbar beurteilen.

1. Was haben diese zwei - von Prof. Tomandl besonders ausführlich dargelegten - Fälle

    mit Arbeits - oder Sozialrecht zu tun?

2. Lässt sich aus der Argumentation Tomandls Ihrer Meinung nach der Schluss ziehen,

    dass es besser ist, wenn Frauen arbeitslos werden als Männer, da es sie weniger „trifft“?

3. Wissen Sie, ob Prof. Tomandl seine Darstellung der genannten zwei Beispiele als eine

    Art „Gender - Mainstreaming“ sieht?

4. Sehen Sie sie so?

5. Finden Sie es auch diskriminierend (wie offensichtlich Prof. Tomandl), dass es die

    (Ehe -)partnerlnnen älterer Männer wagen können, einfach wegzusterben und einen

    hilflosen Mann zurückzulassen, anstatt ihre Versorgerinnenfunktion für diesen gefälligst

    bis zu seinem Lebensende auszuüben?

6. Können Sie sich vorstellen, dass ein Mann, dessen (Ehe -)partnerin stirbt,

    möglicherweise primär traurig ist, weil ein ihm nahestehender Mensch gestorben ist und

    sich nicht in erster Linie diskriminiert fühlt, weil ihm nun keine mehr die Socken

    wäscht, die Wohnung putzt, etc.?

 

C. Fragen betreffend Dr. Guggenbühl

Von Dr. Guggenbühl war bereits zu Anfang der Enquete auf allen Sitzplätzen ein Papier mit

„Thesen zur männlichen Identität“ vorzufinden. Darauf finden sich unter anderem folgende

Sätze: Unter Punkt "3) Von der Schönheit eines Krans“ ist zu lesen: „Der Mann ist kein

Gefühlskrüppel, sondern er drückt seine Emotionen weniger über Worte, sondern über

Handlungen oder Objekte aus. Für ihn ist z.B. ein Auto kein Gebrauchsgegenstand, sondern

ein Symbol in der eigenen Seelenlandschaft.“ Unter "5) Grandiosität als Chance“ steht

folgendes: „Im Prahlverhalten manifestiert sich eine männliche Form der Selbstmotivation.

Diese Grandiositäten des Mannes können eine Quelle für neue Ideen und Visionen sein und

dürfen nicht einfach als eine Machoeigenschaft abgetan oder bekämpft werden“. Punkt „8)

Uberholte Axiome“ belehrt uns: „Diverse Axiome aus den Anfangszeiten der Emanzipation

müssen kritisch hinterfragt und tabufrei im öffentlichen Diskurs debattiert werden. Vieles hat

sich in der Zwischenzeit als Behauptung herausgestellt (z.B. dass Männer in Beziehungen

gewalttätiger sind oder Frauen über mehr Empathie verfügen).“

Da Sie als Sozialminister Herrn Dr. Guggenbühl als Experten zu ihrer Enquete geladen

haben, gehen wir davon aus, dass Sie seine Thesen als wissenschaftlich vertretbar

beurteilen.

1. Was halten Sie - angesichts der Thesen von Dr. Guggenbühl - von der Idee, aus Mitteln

    Ihres Ministeriums jedem Mann ein Luxusauto zu finanzieren: einerseits könnte damit

    die männliche Seelenlandschaft bereichert, andererseits über das dann erfolgende

    Prahlverhalten die Selbstmotivation der Männer gestärkt werden, was wiederum neue

    Ideen und Visionen bei ihnen auslösen könnte?

2. Sehen Sie beim - von Dr. Guggenbühl so positiv bewerteten - männlichen

    Prahlverhalten nicht die Gefahr, dass sich dies eventuell auch in Form einer sexuellen

    Belästigung gegenüber einer Frau/Frauen äußern könnte? Wie sollte dann reagiert

    werden?

3. Bitte nennen Sie Ihnen bekannte wissenschaftliche Quellen, aus denen sich ergibt, dass

    „es sich als Behauptung herausgestellt hat, dass Männer in Beziehungen gewalttätiger

    sind als Frauen“.

4. Teilen Sie als Frauenminister die Meinung von Herrn Dr. Guggenbühl, dass „es sich

    zwischenzeitlich als Behauptung herausgestellt hat, dass Männer in Beziehungen

    gewalttätiger sind als Frauen“?

5. Was antworten die MitarbeiterInnen Ihres Ministeriums, wenn jemand von Ihrem

    Ministerium Daten über Gewalttaten in Beziehungen erfragt (in wieviel Prozent der

    Lebensgemeinschaften kommt es zu Gewaltausübung, in wieviel Prozent dieser Fälle

    sind Männer die Täter)?

6. Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit einer finanziellen

    Absicherung bzw. eines weiteren Ausbaus von Frauenhäusern und anderen

    Gewaltschutzeinrichtungen für Frauen/Kinder?

 

1). Allgemeine Fragen zur „Männer“ - Enquete

1. Wer hat die ReferentInnen für diese Enquete ausgesucht?

2. Welche Honorare wurden an die ReferentInnen bezahlt?

3. Wie hoch waren die Gesamtkosten dieser Enquete?

4. Was waren aus Ihrer Sicht die Ergebnisse der Enquete?

5. Welche politischen Konsequenzen ziehen Sie als Minister aus diesen Ergebnissen?