2976/J XXI.GP

Eingelangt am: 23.10.2001

 

 

ANFRAGE

 

des Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft & Kultur

 

betreffend Studienbedingungen an den Universitäten

 

 

In den letzten Jahren wurde an den Österreichischen Universitäten viel Geld

eingespart. Allein im Personalbereich an der Universität Wien etwa waren das im

Budgetjahr 2001 ATS 60 Mio. Mit Beginn des Wintersemesters wurden zusätzlich

dazu Studiengebühren eingeführt. Das Resultat ist, dass der Studienbetrieb

qualitativ unverändert bleibt, ja in vielen Fällen durch die ersten Auswirkungen der

Einsparungen sowie des Neuen Dienstrechts sogar eingeschränkt werden muss,

Studierende und lernwillige junge Menschen nun aber zusätzlich dafür zahlen

müssen.

 

Negative Berichte aus einzelnen Instituten blieben daher zu Semesterbeginn nicht

aus. In vielen Studienrichtungen gibt es nicht ausreichend Personal, um die große

Anzahl an Studierenden ordentlich betreuen zu können. Auch die Raumsituation

sieht vielfach nicht besonders gut aus. Abgesehen davon fehlen Labor -  und

Seminarplätze, so dass es bei der Anmeldung zu Lehrveranstaltungen zu

chaotischen Situationen kommt. Anstatt aber hier konstruktive Hilfestellung zu

leisten, ortet Bundesministerin Gehrer mangelndes Management an den

Universitäten und Instituten. Dabei verhindert gerade die Flut an neuen Gesetzen

und Reformbestrebungen adäquate Planungen. Außerdem fehlen vielfach die

personellen Ressourcen.

 

 

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

1. Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um die chaotischen Zustände im

     Zusammenhang mit der Anmeldung zu Lehrveranstaltungen an einzelnen

     Universitätsinstituten zu beheben?

 

2. Was sagen Sie den Studierenden, die trotz der Studiengebühren mit derartigen

     Zuständen konfrontiert werden?

3. Was passiert, wenn Studierende Studiengebühren bezahlt haben und auch die

     fachlichen Voraussetzungen und Qualifikationen erbringt, dann aber keinen

     Labor -  oder Seminarplatz bekommt?

 

4. Welche Regelungen existieren, damit unverschuldete Überschreitungen der

    Regelstudienzeit (z.B. weil nicht ausreichend Praktikumsplätze vorhanden sind)

    nicht den einzelnen Studierenden zur Last fallen?

 

5. Welche Garantien haben Studierende, die ordnungsgemäß ihre Studiengebühren

     bezahlt und einen positiven Studienerfolg nachweisen können, dass sie ihr

     Studium nach dem vorgesehenen Studienplan studieren und abschließen

     können?

 

6. Sind nach der Einführung von Studiengebühren Leistungen der Universitäten von

    den Studierenden einklagbar?

 

7. Ist es nicht zu einfach, die alleinige Verantwortung für diese Zustände auf die

    einzelnen Universitäten und Institute abzuwälzen?

 

8. Gibt es Initiativen seitens Ihres Ministeriums, um die Universitäten in der

     Verbesserung der Studienbedingungen zu unterstützen?

 

9. Wenn ja, welche Initiativen sind das und wie werden sie finanziert?

 

10. Sind die Mittel aus der versprochenen Universitätsmilliarde, die für die

      Verbesserung der Lehre vorgesehen sind, aus Ihrer Sicht tatsächlich

      ausreichend, um die Situation zu entschärfen?

 

11. Wie begegnen Sie den Klagen der UniversitätslehrerInnen, dass ihre

      Lehrkapazitäten in vielen Studienrichtungen ausgeschöpft sind?

 

12. Was entgegnen Sie Berechnungen von Dekan und Studiendekan der

       Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Klagenfurt, denen zufolge

       mit Inkrafttreten des Neuen Dienstrechts mittelfristig mit Mehrkosten von ATS

       1.241 .203.- allein für die Aufrechterhaltung der Pflichtlehre in den

       Studienrichtungen Informatik und ABWL zu rechnen ist?

 

13. Was entgegnen Sie Berechnungen des Rektors der Veterinärmedizinischen

       Fakultät der Universität Wien, denen zufolge mit Inkrafttreten des Neuen

       Dienstrechts mit den vorhandenen Personalressourcen in der Pflichtlehre

       mittelfristig über 600 Stunden fehlen werden?

 

14. Was entgegnen Sie Berechnungen des Studiendekans der Technisch -

       Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Linz, denen zufolge mit

       Inkrafttreten des Neuen Dienstrechts die in den Studienplänen für Informatik

       vorgesehene Lehre - auch wenn alle Mitarbeiter die maximal erlaubte

       Lehrleistung erbringen - lediglich zu 2/3 abgedeckt werden kann?

 

15. Wie reagieren Sie auf die Befürchturigen des Rektors der TU Wien, dass wegen

       Inkrafttretens des Neuen Dienstrechts mittelfristig der wissenschaftliche

     Nachwuchs ausbleiben wird, wodurch auch die Lehre nicht mehr aufrechterhalten

     werden kann?

 

16. Wie können Sie den Studierenden, die durch Studiengebühren erhebliche

       finanzielle Belastungen auf sich nehmen, garantieren, dass trotz all dieser

       Probleme die Studienzeiten verkürzt werden?

 

17. Was können Sie dazu beitragen, um die von Finanzminister Grasser

       versprochene vorzeitige Besetzung der 500 frei werdenden ProfessorInnenstellen

       sicherzustellen?

 

18. Was können Sie dazu beitragen, um die von der Rektorenkonferenz berechneten

      Mehrkosten von ATS 400 bis 500 Mio., die durch den Übergang vom

      Beamtendienstrecht zu vertraglichen Dienstverhältnissen entstehen, nicht auf die

      Budgets der Universitäten umzulegen?

 

19. Wie wollen Sie Ihr Ziel der „Weltklasseuniversität“ erreichen, wenn Sie die

      Mehrzahl der Österreichischen Universitätsangehörigen durch laufende

      Reformvorhaben ohne Zustimmung der Betroffenen demotivieren?

 

20. Glauben Sie wirklich, dass Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes bzw.

       befristete Anstellungsverhältnisse probate Mittel sind um Leistungen in

       Forschung und Lehre verbessern werden können?

 

21 . Umfrageergebnisse der Dienststellenausschüsse der großen Österreichischen

       Universitäten zeigen, dass große Mehrheiten der Universitätsangehörigen gegen

       die Reformvorhaben sind. Wie wollen Sie auf die daraus resultierenden

       negativen Konsequenzen für den Studienbetrieb reagieren?