3049/J XXI.GP
Eingelangt am: 09.11.2001
ANFRAGE
der Abgeordneten Dr. Kräuter
und GenossInnen
an den Bundesminister für Finanzen
betreffend Geschenkannahme durch Finanzminister
Der
Ausgabe Nr. 45 der Wochenzeitschrift “Format" ist zu entnehmen, dass
Finanzminister
Karl - Heinz Grasser an der Eröffnung einer neuen Filiale der US-Modefirma
Tommy Hilfiger
in der Wiener City teilnahm. Der Geschäftsführer der von
Finanzminister Grasser eröffneten
Filiale berichtete laut Format “von zu langen Anzugshosen, die der Herr
Minister zum Kürzen
bringt, von den Anzugsoberteilen, die er bei den Manschettenknöpfen gerne
länger trägt, und
von den zumindest 2 bis 4 Anzügen, die ihm schon mit nach Hause
gegeben wurden". Ebenso
hält
dieser fest, dass Finanzminister Grasser für diese Textilien
“selbstverständlich nichts"
bezahle.
Der
Geschäftsführer von Madison Clothing, dabei handelt es sich um den Repräsentanten
dieses Designer-Labels,
erklärt
gegenüber Format: “Er (gemeint Bundesminister Grasser)
kriegt bei
unseren Produkten einen guten Preis - sprich Prozente".
Format
berichtet weiters, dass Minister Grasser bis zu 4 Anzüge plus einigen Accessoires
geschenkt
bekommen habe. Fragen über die Zulässigkeit dieses Vorgehens wurden
von
Bundesminister Grasser mit seiner “Verantwortung als Minister, die
Kauffreude der
Staatsbürger zu stimulieren" beantwortet.
Dieser
Bericht über die Annahme von Geschenken bzw. Rabatten durch ein Mitglied
der
Bundesregierung erscheint insofern aufklärungsbedürftig, als den
Beamten der einzelnen
Ressorts die Annahme eines Geschenkes oder eines sonstigen Vorteils im Hinblick
auf ihre
Stellung untersagt ist.
Die
Sozialdemokratischen Abgeordneten werden aufgrund dieses Vorfalles eine Anfrage
an
sämtliche Regierungsmitglieder über Ihre Vorgangsweise bei der
Annahme von Geschenken
richten
und einen entsprechenden Antrag auf eine strenge Regelung der Geschenkannahme
durch Regierungsmitglieder einbringen.
Da
nicht nur unklar ist, ob es in den Aufgabenbereich des Finanzministers fallt,
durch die
Eröffnung von Designer - Boutiquen, die Kauffreude der Staatsbürger
zu stimulieren, sondern
auch diese Vorgehensweise
hinsichtlich des geltenden Verbotes der Geschenkannahme durch
Beamte des
Ministeriums bedenklich erscheint, richten die unterzeichneten Abgeordneten
daher an
den Bundesminister für Finanzen nachstehende
Anfrage:
1.
Welche Geschenke bzw. Vermögensvorteile wurden von Ihnen seit Ihrem
Amtsantritt
angenommen und welchen Wert
repräsentieren diese, jeweils geordnet nach
Zuwendung?
2. Welcher Verwendung wurden die unter l. angefragten Geschenke zugeführt?
3.
Für welche privaten Unternehmen wurden Sie bisher im Zuge von
Veranstaltungen
(z.B.
Filialeröffnungen, Weihnachtsfeiern, Firmenjubiläen, etc.) tätig
und in welcher
Form wurde von Ihnen zum
Gelingen dieser Veranstaltungen beigetragen?
4.
Erhielten Sie für die Teilnahme an den unter 3. angefragten
Veranstaltungen
Gegenleistungen und wenn ja, in
welcher Form, gereiht nach Veranstaltung?
5.
Erhalten Sie aufgrund der unter 3. angefragten Teilnahme an Veranstaltungen
Begünstigungen beim Erwerb
von Produkten (Rabatte) dieser Unternehmen und
wenn ja, in welcher Höhe,
gereiht nach Unternehmen?
6.
Bekommen Sie aufgrund der Teilnahme bei den unter l. angefragten
Veranstaltungen
Zuwendungen von den
durchführenden Unternehmen, und wenn ja, wie hoch beläuft
sich der kapitalisierte
Vermögensvorteil Ihrerseits aus diesen Geschenken und
Rabatten?
7.
Ist es richtig, dass Sie durch die gewählte Vorgangsweise
anläßlich der Eröffnung
einer Filiale der US - Modefirma
Tommy Hilfiger, die Kauffreude der Staatsbürger
stimulieren wollten, und welche
Maßnahmen wurden diesbezüglich von Ihnen
ergriffen?
8.
Wie ist es möglich, dass durch die Annahme von Geschenken bzw. von
gewährten
Rabatten die Kauffreude
der Staatsbürger stimuliert wird?
9.
Wurde zwischen Ihnen und dem unter 7. genannten Unternehmen ein Vertrag
über
ihre Dienstleistungen
zur Eröffnung der Filiale Seilergasse abgeschlossen, und wenn
ja, welchen Inhalt hat
diese Vereinbarung?
10.
Ist die Aussage des Geschäftsführers Nikolas Ivancic, wonach Sie für
erhaltene
Textilien
“selbstverständlich nichts" bezahlen, richtig, und wenn ja, zu
welchem
Prozentsatz besteht Ihre
Garderobe aus unentgeltlich zugewendeten Textilien?
11.
Ist die Aussage des Geschäftsführers von Madison Clothing, Daniel Grieder, wonach
Sie Prozente bei dem von
diesem vertretenen Unternehmen erhalten, richtig und
wenn ja, in welcher Höhe
werden Ihnen Begünstigungen gewährt?
12.
Wieviele Teilnahmen an Eröffnungen von Handelsunternehmen zur Stimulierung
der
Kauffreude der
österreichischen Staatsbürger sind Ihrerseits bis Ende dieses Jahres
geplant?
13.
Wie beurteilen Sie die Annahme von Geschenken durch ein Regierungsmitglied
allgemein und welche Usancen pflegen
Sie hinsichtlich der Geschenkannahme in
Ihrem Bereich?
14. Wie beurteilen Sie die Entgegennahme von Geschenken durch Sie im Lichte der
Tatsache, dass es Ihren Beamten untersagt ist, solche Zuwendungen im Hinblick
auf
deren amtliche Stellung
anzunehmen?
15.
Inwieweit werden die oben näher bezeichneten Zuwendungen in Ihre selbst
auferlegte
Verdienstgrenze eingerechnet?