3116/J XXI.GP
Eingelangt am: 22.11.2001
Dringliche Anfrage
gemäß § 93 Abs. 1 GOG NR
der Abgeordneten Amon MBA, Mag. Sehender
und Kollegen
an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur
betreffend Orientierungslosigkeit der linken Bildungspolitik
Das von der
rot-grünen Führung der Österreichischen Hochschülerschaft
(ÖH) und
von SPÖ-Organisationen als Aktion gegen die Bundesregierung massiv
beworbene
Bildungsvolksbegehren
erreichte mit 173.596 Unterschriften nur den 21. Platz von
den 26 bisher durchgeführten Volksbegehren und ist die “bisher
schwächste Initiative
mit
bildungspolitischen Themen" (APA 161, 14.Nov.01). Das
Bildungsvolksbegehren
stellt
ein “Sammelsurium" von Forderungen dar, die den Bedürfnissen
der an Bildung
beteiligten
und interessierten Personen nicht entsprechen. Das Ergebnis muss somit als
klare
Absage an die derzeitige rot-grüne Bildungspolitik gewertet werden und
zeigt
deutlich, dass die überwiegende Zahl der Österreicher mit der
Bildungspolitik der
Bundesregierung
zufrieden ist.
Das
Bildungsvolksbegehren ist ein klarer Misserfolg. Dies wird umso deutlicher,
wenn
man bedenkt, welch hoher Einsatz für das Volksbegehren von der SPÖ,
insbesondere
ihrem Parteivorsitzenden und der gesamten Werbemaschinerie der
Arbeiterkammer,
des Gewerkschaftsbundes, der Kinderfreunde und der Aktion
kritischer
Schüler geleistet wurde. Dieses “Bildungsvolksbegehren unter ,ferner
liefen'" ist der zweite Fehlschlag der neuen rot-grünen
ÖH-Führung nach dem
misslungenen,
undurchdachten und die Studierenden verunsichernden Aufruf zum
Boykott
der Studienbeiträge. Diese vordergründige parteipolitische Agitation
wird
erfreulicherweise
von der überwiegenden Mehrheit der Österreicher abgelehnt.
Von
den etwa drei Millionen Österreichern, die als Eltern, Lehrerinnen und
Lehrer,
Schülerinnen
und Schüler sowie Studierende mittelbar und unmittelbar am
Bildungssystem mitwirken, haben lediglich etwas mehr als 170.000 (2,98 Prozent
der
Stimmberechtigten)
das Volksbegehren unterschrieben. Daran zeigt sich, dass die
Bildungspolitik
der Regierung in der österreichischen Bevölkerung Vertrauen und
breite
Zustimmung genießt.
Die
geringe Beteiligung hat ihre Ursache auch darin, dass die meisten Forderungen
des
Volksbegehrens
bereits erfüllt sind:
• Der freie Zugang zur Bildung ist gewährleistet.
• Die Durchlässigkeit im Bildungssystem ist gegeben.
• Die soziale Absicherung von Studierenden wurde verbessert.
• Es gibt keine Kürzungen
bei den in den Lehrplänen vorgesehenen
Unterrichtsangeboten.
• Ein modernes, leistungsorientiertes
Dienstrecht für Universitäten ist bereits am
5.
Juli im Nationalrat beschlossen worden und am 1.Oktober dieses Jahres in Kraft
getreten.
Zudem erteilen die Österreicherinnen und Österreicher den beiden “Uralt-Hüten" der
SPÖ und der Grünen, nämlich der Einführung der Gesamtschule und der Abschaffung
der dualen Lehrlingsausbildung, eine Absage.
Von einigen
Unterstützern des Volksbegehrens wurde mit hohem Aufwand und mit
zweifelhaften
Mitteln gearbeitet: So sind den unterfertigten Abgeordneten Meldungen
bekannt,
wonach einzelne Lehrer und Schulinspektoren versucht haben sollen, über
die
Schülerinnen und Schüler massiv Einfluss auf die Eltern zu nehmen.
Bemerkenswert
ist auch die Vorgangsweise der Kinderfreunde, einer mit Steuergeldern hoch
subventionierten
Organisation, die im Wiener VOR-Magazin zweiseitige Inserate mit
der
Aufforderung, das Bildungsvolksbegehren zu unterschreiben, geschaltet hatten.
Mit dem
Bildungsvolksbegehren wurde versucht, das gute und international
anerkannte
österreichische Bildungssystem krank zu jammern. Die
Österreicherinnen
und Österreicher wissen, dass wir gute Universitäten und gute
Schulen, engagierte
Lehrer
und Lehrerinnen sowie Hochschullehrer und Hochschullehrerinnen haben und
dass
allen jungen Menschen der Zugang zu den Bildungseinrichtungen offen steht.
Eine weitere
Facette der fragwürdigen SPÖ-Bildungspolitik stellt ihre Forderung
nach
Abschaffung der international üblichen Studienbeiträge dar. Damit
würden den
Universitäten
zusätzliche, notwendige Einnahmen vorenthalten.
In
Österreich gibt es aktuell 203.200 Studierende an Universitäten und
Fachhochschulen,
womit von einem “Einbruch" bei der Zahl der Studierenden durch
die
Einführung der Studienbeiträge keinesfalls gesprochen werden kann.
189.000
haben sich zum heutigen Stand zum Studium an einer österreichischen
Universität an-
oder weitergemeldet (die ÖH schätzte ursprünglich 164.400), an
den Fachhochschulen
beträgt die Zahl der Studierenden 14.500. Das ist insgesamt ein gutes
Ergebnis, vor
allem
im Vergleich zu Bayern mit zwölf Millionen Einwohnern und 150.000
Studierenden
oder zur Schweiz mit sieben Millionen Einwohnern und 98.000
Studierenden.
Kritisierenswert
ist weiters, dass die rot-grüne Führung der Österreichischen
Hochschülerschaft die Pflichtbeiträge der Studierenden nicht
verwendet, um ihrer
Informationspflicht
nachzukommen, sondern um parteipolitische Agitationen zu
unterstützen. Dabei hätte die ÖH alle Hände voll zu tun:
Obwohl genügend Mittel zur
Förderung
jedes vierten Studierenden zur Verfügung stehen, haben bisher erst
17 Prozent der Studierenden eine Studienförderung beantragt.
Die
SPÖ ignoriert auch die Erfolgsgeschichte der Fachhochschulen: Zuletzt gab
es
rund 11.800 Studierende in Fachhochschul-Studiengängen. Gegenüber dem
Vorjahr ist
der Fachhochschulsektor um 26 Studiengänge auf 93 Studiengänge mit
rund 14.500
Studierenden erweitert worden, die Zahl der Studierenden ist um mehr als 22
Prozent
angestiegen.
Auch
hinsichtlich des schulischen Bereichs betrieb und betreibt die SPÖ mit dem
Bildungsvolksbegehren
durch Desinformation und Aktionismus Gesellschaftspolitik
auf
dem Rücken der Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie
deren Eltern. Dazu
gehört
die Forderung nach Senkung der gesetzlichen Klassenschülerhöchstzahl
auf 25.
In
diesem Zusammenhang muss darauf verwiesen werden, dass Prognosen aufgrund
von
geringeren Geburtenraten von einem Rückgang der Schülerzahlen
ausgehen. Der
Einsatz
von Begleit- bzw. Stützlehrern, die Möglichkeit von
Wahlpflichtfächern in
AHS
und BMHS, die Leistungsgruppen in der HS und die fächerübergreifenden
Unterrichtsmöglichkeiten durch die Freiräume auf Basis der
Schulautonomie fuhren
generell zu Unterrichtssituationen mit weniger Schülerinnen und
Schülern.
Die Bilanz
der Bildungspolitik der Österreichischen Bundesregierung kann sich sehen
lassen.
Diese wird an einer Reihe von Reformen gemessen wie zum Beispiel
• ein neues Hochschullehrerdienstrecht,
• die “Universitätsmilliarde",
• ein neues Landeslehrerdienstrecht,
• die Ermöglichung von Verhaltensvereinbarungen an Schulen,
• die Computermilliarde und IT-Offensive oder
• die Einführung der Politischen Bildung.
In einer
Umfrage des IFES-Institutes vom Mai 2001 bewerten 75 Prozent der
Österreicherinnen und Österreicher die Qualität des Schul- und
Bildungswesens mit
“Sehr
gut" oder “Gut". Damit wird auch die gute und engagierte Arbeit
unserer
Lehrerinnen
und Lehrer anerkannt.
Völlig
unverständlich ist der Vorschlag des SPÖ-Vorsitzenden, die
Schulpflicht um
ein
Jahr vorzuverlegen. Wie international üblich, beginnen die Kinder zwischen
6 und
7 Jahren mit dem Schuleintritt. Eine Vorverlegung auf das fünfte
Lebensjahr würde
ihnen einen Teil der Kindheit und Entwicklungszeit rauben. Eine klare Absage
erteilen
wir
auch dem neuerlichen Versuch der SPÖ, die bewährten und qualitativ
hochwertigen
Schularten AHS und BHS, die völlig verschiedene Ausbildungsziele
verfolgen,
zusammenzulegen.
Höchst
fragwürdig ist auch die unverantwortliche Kampagne der Sozialistischen
Jugend
an den Schulen zur Verharmlosung von Drogen. Zahlreiche Eltern, Schüler
sowie Lehrerinnen und Lehrer haben sich darüber empört gezeigt. In
diversen
Materialien
werden Aussagen zur Suchtproblematik getätigt, die zu Drogenkonsum
auffordern oder den Drogenkonsum zumindest verharmlosen. Wer die Auswirkungen
jedweden
Drogenkonsums etwa auf die Verkehrssicherheit kennt, weiß, dass dieser
Slogan im wahrsten Sinne des Wortes lebensgefährlich ist.
Die Eltern
bemängeln, dass es bei dieser Kampagne nicht darum geht, den
Drogenkonsum zu minimieren oder dessen Ursache zu bekämpfen sowie den
Betroffenen
zu helfen, sondern ein noch breiteres Spektrum an gesundheitlichen
Gefahren
zu verharmlosen. Es ist untragbar, dass Schülervertreter von der
Sozialistischen Parteijugend dazu benutzt werden, an den Schulen
Drogenpropaganda
zu
betreiben! Minderjährige Kinder zu Drogenkonsum und ungehemmter
Sexualität
aufzufordern,
ist eine unfassbare Verantwortungslosigkeit!
Die
unterfertigten Abgeordneten nehmen die Sorgen jener, die das Volksbegehren
unterschrieben
haben, ernst und wollen allfälligen Bedenken der Unterzeichner mit
einer
überzeugenden Bildungspolitik und einer entsprechenden Diskussion des
Volksbegehrens
im Parlament entgegenwirken.
Daher stellen
die unterzeichneten Abgeordneten an die Bundesministerin für Bildung,
Wissenschaft und Kultur folgende
Dringliche Anfrage:
1. Wie beurteilen Sie die Forderungen des Bildungsvolksbegehrens?
2. Wie hoch sind die Investitionen der Bundesregierung in die Bildung?
3. Welchen Rang nimmt Österreich dabei im
Vergleich zu den EU-Staaten und
OECD-Staaten
ein?
4. Wie hoch sind die durchschnittlichen
Klassenschülerzahlen in den einzelnen
Schularten?
5. Welche Zukunftsszenarien hinsichtlich der Entwicklung der
Klassenschülerzahlen sind aufgrund von Schülerzahlprognosen zu erwarten?
6. Wie stehen Sie zu einer Senkung des Schuleintrittsalters?
7. Welche Schwerpunkte setzen Sie zur Sicherung der Qualität in Schulen?
8. Welche Schwerpunkte setzt die Bundesregierung im
Bereich der
Informationstechnologien
?
9. Wie viele Studierende haben bisher Anträge
für den Bezug einer
Studienbeihilfe
gestellt?
10. Wofür wird die “Universitätsmilliarde" 2001 und 2002 konkret verwendet?
11. Wie beurteilen Sie die Drogen-Kampagne der
Sozialistischen Jugend an den
Schulen?
In formeller Hinsicht wird beantragt, diese
Anfrage gem. § 93 Abs. 1 GOG NR als
dringlich
zu behandeln und dem Erstunterzeichner Gelegenheit zur Begründung zu
geben.