3217/J XXI.GP
Eingelangt am: 13.12.2001
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Maier
und Genossinnen
an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend “Umbau Bahnhof Salzburg"
Auf Basis von Expertengutachten und unter Einbindung von Vertretern von Bund,
Land und Stadt Salzburg, ÖBB und anderer Verkehrsunternehmen sowie des
Salzburger Verkehrsverbundes wurde am 19.9.1997 von der Salzburger
Landesregierung das NAVIS - Schieneninfrastrukturprogramm beschlossen.
Die darin enthaltenen Ausbaupläne sollten aus dem Salzburger Hauptbahnhof eine
moderne Drehscheibe für den Schienennahverkehr für den Großraum Salzburg
entstehen lassen. Mit der ebenfalls von den ÖBB begonnen Ankündigung einer
großen “Bahnhofsoffensive" ergaben sich für den Salzburger Hauptbahnhof ebenfalls
neue Perspektiven.
Mittlerweile ist von vielen innovativen Plänen nicht mehr viel übrig geblieben.
Streichung von Mitteln, Redimensionierung von Projekten und Verschiebung von
Bauterminen in weite Ferne ist mittlerweile die erkennbare Politik in vielen Fällen der
Verkehrspolitik geworden.
Besonders das Bundesland Salzburg, scheint es, bleibt dabei auf der Strecke. Vom
Ausbau bzw. Umbau des Salzburger Hauptbahnhofes ist überhaupt keine Rede
mehr, die HL-Strecke auf der Westbahnstrecke wird ausgerechnet zwischen
Salzburg und Schwanenstadt zum Flaschenhals und der Ausbau der Tauernbahn
soll erst im Jahr 2021 beginnen.
Der angekündigte Generalverkehrsplan (GVP) soll bis Ende des Jahres 2001 nun
Klarheit bringen.
Es bleibt auf alle Fälle die Tatsache, dass der Hauptbahnhof Salzburg sowohl
funktionell als auch von der sonstigen Infrastruktur dringend verändert und erneuert
gehört.
Der Salzburger Hauptbahnhof zählt zu den drei wichtigsten und
aufkommensstärksten Bundesländerbahnhöfen in Österreich - die Bundeshauptstadt
Wien einmal ausgenommen. Er befindet sich in einem baulich sehr
unbefriedigendem Zustand. Mit seinen rund 66.000 Umsteigern (vergleiche die
Studie von H. Koch aus dem Jahr 1996) kommt er in der Reihung der wichtigsten
Bundesländerbahnhöfe gleich nach Linz und Graz und liegt noch vor Innsbruck und
weit vor Klagenfurt.
Der EU-Beitritt Österreichs und die Aufhebung der Binnengrenzen innerhalb der EU
haben seine Funktion nachhaltig verändert. Bisher ist die bauliche Infrastruktur vor
allem von seiner Aufgabe als Österreichs wichtigster Grenzbahnhof geprägt: eine
Reihe von Kopfbahnsteigen und sonstige bauliche Gegebenheiten zur Kontrolle der
über die Landesgrenzen reisenden Fahrgäste haben dem Rechnung getragen.
Die Verkehrssituation für den
Salzburger Hauptbahnhof stellt sich jedoch mittlerweile
völlig anders dar.
Zum Einen seine Rolle als
zentrales Einfallstor für den Personenverkehr auf der
Schiene von Westeuropa nach Österreich und in die Balkanländer. Zum
Zweiten
seine Funktion als zentrale Drehscheibe für den Nahverkehr im
Großraum Salzburg
und in der Europaregion Salzburg/Berchtesgadener Land.
Für diese neue Aufgabe ist der Salzburger Hauptbahnhof baulich rasch zu
adaptieren. Dafür ist seine grundlegende bauliche und funktionelle
Umgestaltung
notwendig. Die vielen bisherigen Kopfbahnsteigen müssen zu einer
größeren Zahl zu
durchgehenden Bahnsteigen umgebaut werden. Nur so kann ein verstärkter
Regionalverkehr auf der Schiene von Golling bzw. Straßwalchen nach
Taxham/Freilassing und in den angrenzenden bayerischen Raum, für den
Salzburg
immer mehr in die Rolle eines Oberzentrums hineinwächst, effizient und
fahrgastfreundlich
abgewickelt werden.
Dies alles wird unterstrichen
durch die Ergebnisse der letzten Volkszählung. Die
Gemeinden um Salzburg haben einen starken Zuwachs an Wohnbevölkerung
erfahren. So beträgt bspw. der Zuwachs der Bevölkerung im Bezirk
Salzburg
Umgebung rund 15
Prozent. Die Auswirkungen durch den zunehmenden
Straßenverkehr (insbes. dem Pendlerverkehr) sind bereits täglich zu
sehen.
Neben den rein
funktionellen Umbauten im Gleisbereich ist auch eine bauliche
Generalsanierung dringend angesagt. Diese ist ebenfalls für ein gut
funktionierendes
Nahverkehrszentrum
notwendig.
Der derzeitige Zustand des
Hauptbahnhofes Salzburg stellt außerdem kein
Renommee, sondern eher eine Schande für die Festspielstadt Salzburg dar.
Es darf
daran erinnert werden, dass der Bahnhof in der Festspielstadt Bregenz bereits
vor
einigen Jahren grundlegend modernisiert wurde.
Ein zusätzlicher Aspekt
stellt die Bewerbung der Stadt Salzburg als offizieller
Vertreter Österreichs für die Olympischen Winterspiele 2010 beim
Olympischen
Komitee dar. Gut funktionierende Verkehrslösungen sind für eine
erfolgreiche
Bewerbung für Olympische Spiele eine Voraussetzung. Das Olympische Komitee
hat
in Zusammenhang mit Bewerbungen immer wieder darauf hingewiesen. In diesem
Zusammenhang darf daran erinnert werden, dass im Rahmen der Ski WM 2001 in
St. Anton am Arlberg der dortige Bahnhof für rd. 2 Milliarden Schilling
völlig neu
gestaltet
wurde.
Die Situation am Arbeitsmarkt in
Österreich entwickelt sich äußerst unerfreulich. Dies
gilt besonders für die Baubranche. Aus- bzw. Umbauprojekte von
Bahnhöfen würden
für diese notleidende Branche wichtige Impulse bedeuten. Auch aus diesem
Grunde
sollten die von Ihnen vorgenommen Kürzungen der Gelder für die
“Bahnhofsoffensive" neu überdacht und rückgängig
gemacht werden.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für
Verkehr, Innovation und Technologie nachstehende
Anfrage:
1.
Halten Sie die momentane funktionelle und bauliche Situation des Salzburger
Hauptbahnhofes für ausreichend um einen Öffentlichen Personen
Nahverkehr
(ÖPNV) im Großraum Salzburg in befriedigender Weise zu
bewerkstelligen?
Wenn ja, Ihre Begründung für diese Haltung?
2.
Welche Mitteln werden im GVP für Gleisumbauten für den Salzburger
Hauptbahnhof zur Verfügung gestellt?
2.1. Wie sieht der zeitliche Einsatzplan dieser Mittel aus?
2.2. Für welche Gleisumbauten werden diese Mittel bereitgestellt?
2.3. Ist die Bereitstellung dieser Mittel definitiv gesichert?
Wenn ja, gilt diese Zusage
für die Gesamtmittel oder nur für Teile (für welche)
davon?
3.
Falls keine Mittel im GVP für Gleisumbauten für den Salzburger
Hauptbahnhof
vorgesehen sind, welche fachlichen oder sonstigen Begründungen gibt es
dafür?
4.
Welche Mitteln werden im GVP für baulich-funktionelle Umbauten für
den
Salzburger Hauptbahnhof zur Verfügung gestellt?
4.1. Wie sieht der zeitliche Einsatzplan dieser Mittel aus?
4.2. Für welche baulich-funktionelle Umbauten werden diese Mittel bereitgestellt?
4.3. Ist die Bereitstellung dieser Mittel definitiv gesichert?
Wenn ja, gilt diese Zusage
für die Gesamtmittel oder nur für Teile (für welche)
davon?
5.
Falls keine Mittel im GVP für baulich-funktionelle Umbauten für den
Salzburger
Hauptbahnhof vorgesehen sind, welche fachlichen oder sonstigen
Begründungen
gibt es dafür?
6.
Welche Möglichkeiten sehen Sie, für Salzburg als
grenzüberschreitendes
Zentrum (bayrischer Raum), EU-Gelder für Infrastrukturmaßnahmen im
Bahnbereich zu bekommen.
6.1. Wenn ja, welche?
6.2. Werden Sie
Initiativen in diese Richtung unternehmen?
Wenn ja, welche und wann?
Wenn nein, weshalb nicht?
7.
Welche Zusagen können Sie hinsichtlich der Olympiabewerbung der Stadt
Salzburg (als offizieller Bewerber von Österreich) für die
Winterolympiade 2010
im Bereich der Verkehrsinfrastruktur geben?
Sind dafür
Mittel bzw. Garantien bei erfolgreicher Bewerbung im GVP
vorgesehen?
Wenn ja, wie viel und
sind darin auch Mittel für den Umbau des Salzburger
Hauptbahnhofes enthalten?
Wenn nein, weshalb nicht?
8.
Halten Sie eine Forcierung der “Bahnhofsoffensive" für eine
Möglichkeit der
immer größer werdenden Probleme in der Baubranche entgegenzuwirken?
9.
Werden Sie Initiativen in diese Richtung unternehmen?
Wenn ja, welche?
Wenn nein, weshalb nicht?