3413/J XXI.GP

Eingelangt am: 14.02.2002

ANFRAGE

der Abgeordneten Glawischnig, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für Inneres

betreffend Sicherheitscheck des Microsoftbetriebssystemes Windows XP

In der APA-OTS vom 30. November 2001 gab das Imicrosoft Österreich folgendes bekannt:

"Das österreichische Bundesministerium für Inneres ist europaweit die erste
Regierungsstelle, die von Microsoft Einblick in den Quellcode von Windows XP bekommt. Im
Rahmen der Shared-Source-lnitiative nutzt das Ministerium die Einsicht in den Quellcode,
um noch mehr Sicherheit für die Bürger in Österreich zu gewährleisten."

Bei dem Quellcode (englisch: sourcecode) handelt es sich um von Menschen lesbare

Programmanweisungen. Diese werden später in einen für den Computerchip lesbaren
Maschinencode übersetzt. Das aktuelle Windows 2000 allein besteht aus rund 30 Millionen Zeilen
Quellcode. Es kann also davon ausgegangen werden, daß Windows XP ähnlich umfangreich ist. In
welchem Umfang und Zeitraum kann also dieser Sourcecode vom Innenministerium sinnhaft und
verläßlich auf Sicherheitsmängel überprüft werden? Gleichzeitig sind am Markt opensource Produkte
erhältlich deren Einsicht in den Sourcecode von Anfang an jederzeit gewährleistet ist.

Mit Bezug auf die obzitierte Pressemeldung der Firma Microsoft ergeben sich nicht nur Fragen über

die Sicherheit der im Bundesministerium für Inneres eingesetzten Betriebssysteme, sondern auch
Fragen über die zweckmäßige und sparsame Verwendung der dafür aufgewendeten Mittel.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1.   Welche Pläne für die Einführung des Betriebssystemes Microsoft Windows XP bestehen im

Bereich des Bundesministerium für Inneres bzw. in welchem Umfang wird dieses Betriebssystem
bereits derzeit auf Arbeitsplätzen und auf zentralen Systemen des Innenministeriums und seiner
nachgeordneten Dienststellen eingesetzt?

2.   Welche Systeme werden/wurden bisher verwendet?

3.   Welche funktionalen Vorteile erwartet sich das Innenministerium durch den Einsatz dieses
Betriebssystemes, über eine Vereinheitlichung hinaus, gegenüber den bisher verwendeten
Betriebssystemen und in welcher Form wurden diese zu erwartenden Vorteile ermittelt?

4.    Wie hoch sind die mit der Einführung dieses Betriebssystemes verbundenen Kosten für Lizenzen
(Nutzungsrechte) und Kosten der Systemadministration für die Dauer der geplanten Einsatzzeit?

5.    Bestanden gegen dieses Betriebssystem seitens des Bundesministerium für Inneres bereits vorab
Sicherheitsbedenken und in welcher Form wurde die Firma Microsoft aufgefordert, zu diesen
Sicherheitsbedenken Stellung zu nehmen oder hat die Firma Microsoft von sich aus auf die
fragliche Sicherheit dieses Betriebssystemes hingewiesen? Wenn ja, in welcher Form?


6.   Welchen Umfang (in Millionen Zeilen Programmcode oder einer vergleichbaren Angabe) hat der
von der Firma Microsoft im Zuge deren " Shared-Source-lnitiative" zur Verfügung gestellte Source
Code des Betriebssystemes Windows XP?

7.   Wie wird seitens des Bundesministeriums geprüft, ob der von der Firma Microsoft beigestellte
Programmcode vollständig ist und mit den tatsächlich eingesetzten Programmversionen über-
einstimmt?

8.   Wie wird sichergestellt, dass diese Übereinstimmung auch bei der Auslieferung von neuen

Versionen des Betriebssystemes oder nach der Installation so genannter "Service Packs"
gewährleistet bleibt?

9.   Wie wird sichergestellt, dass Sicherheitsprobleme im Betrieb bei der Kombination von geprüften
Teilen des Betriebssystemes mit Anwendungsprogrammen des selben oder anderer Hersteller,
die nicht in der selben Form geprüft werden können, ausgeschlossen werden können?

10. Wie viele Bedienstete des Ministeriums sind mit der Prüfung des übergebenen Programmcodes
beauftragt und nach welcher Methode wird bei der Prüfung vorgegangen? (das aktuelle Windows
2000 allein besteht aus rund 30 Millionen Zeilen Quellcode).

11. Wurden diesbezüglich externe Firmen beauftragt? Wenn ja, welche und mit welchen Aufgaben?

12. Welche spezifische Qualifikation über die Funktionsweise von Betriebssystemen haben die mit der

Sicherheitsprüfung befassten Bediensteten?

13. Welche internen und welche externen Kosten entstehen aus der Überprüfung für welche
Tätigkeiten und Leistungen und wer trägt diese Kosten?

14. Wie wird sichergestellt, dass diese Prüfung sicherheitsrelevante Probleme des Betriebssystemes
Windows XP zuverlässig erkennt und in welcher Form hat sich die Firma Microsoft verpflichtet, die
Behebung solcher Mängel durchzuführen?

15. Wird mit dem Einsatz des Betriebssystemes Windows XP bis zum Abschluss der Sicher-
heitsüberprüfungen durch das Bundesministerium gewartet oder wird das Betriebssystem
ungeachtet der nicht abgeschlossenen Sicherheitsprüfung verwendet?

16. Welche Verbesserung der Sicherheit der eingesetzten IT- Systeme erwartet sich das Bundes-
ministerium für Inneres aus dem Einsatz von Systemen mit einem im Zuge der Shared-Source-
lnitiative geprüften Betriebssystemes Windows XP im Vergleich zu den zuvor verwendeten
Systemen?

17. In welcher Form wurde seitens des Bundesministeriums für Inneres auch der Einsatz von anderen
Betriebssystemen, insbesonders von Open Source Systemen, geprüft und welches Ergebnis
hinsichtlich der funktionalen und wirtschaftlichen Unterschiede ergab diese Prüfung?

18. Wird dem Ministerium für Inneres die Arbeit an der Verbesserung der Software entsprechend
abgegolten, oder handelt es sich um Entwicklungshilfe des österreichischen Steuerzahlers an
einen amerikanischen Multikonzern?