3642/J XXI.GP
Eingelangt am: 20.03.2002
ANFRAGE
des Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft & Kultur
betreffend Rückgang der Studierendenzahlen nach Einführung der Studiengebühren
Nach Einführung der
Studiengebühr gibt es im Wintersemester 2001/02 an den
österreichischen Universitäten 45.000 Studierende weniger als im
Semester davor.
Das ist ein Minus von 20%.
Außerdem haben sich fast 4.000 Menschen weniger als
im Vorjahr dazu entschlossen,
ein Studium an einer österreichischen Universität zu
beginnen. Das ist ein
Rückgang um 14%. Und das, obwohl in Österreich schon vor
Einführung der Studiengebühren bereits deutlich weniger Menschen ein
Studium
anfingen als in anderen
Industrieländern (OECD). Auch die AkademikerInnenquote
ist in Österreich bekanntermaßen im internationalen Vergleich sehr
gering. Wir reden
zwar von Wissengesellschaft, Knowledge Economy, etc., aber die Teilnahme an
hochqualifizierter Bildung ist in Österreich unterdurchschnittlich.
Es ist zu vermuten bzw. zu
befürchten, dass aufgrund des deutlichen Rückgangs der
Erstzugelassenen, bestimmte Gruppen selektiv von einem Universitätsstudium
abgehalten werden. Es ist daher in höchstem Maße wünschenswert
und notwendig,
dass die Bundesregierung detailliertere Inskriptionsdaten veröffentlicht,
die Auskunft
über Alter, Vorbildung, soziale Herkunft usw. der Studierenden und
Erstzugelassenen geben. Erst dann wird man wirklich die Auswirkungen der
Studiengebühren beurteilen können.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1.
Gibt es Ihrerseits Bemühungen, den Rückgang der Studierendenzahlen
analysieren zu lassen?
2. Wie
kommen Sie als Bildungsministerin dazu, einen Rückgang an Studierenden
als Erfolg zu bezeichnen?
3. Wer
sind diese fast 4.000 Menschen, die vielleicht ohne Studiengebühren ein
Studium begonnen hätten?
4. Kommen sie aus reicheren oder ärmeren Familien?
5. Haben ihre Eltern
auch studiert, oder wären sie die ersten in ihrer Familie
gewesen, die ein Studium begonnen hätten?
6. Sind sie eher
jünger oder sind es eher Ältere, die vielleicht für ihre
Weiterbildung
und ihr berufliches Fortkommen ein Studium
aufnehmen hätten wollen?
7. Wo sind diese
Menschen jetzt und was machen sie anstelle eines
Universitätsstudiums?
8. Werden sie die so dringend benötigte Höherqualifikation anderweitig erwerben?
9. Kann es sein, dass ihnen echte Lebenschancen verbaut wurden?
10. Sind sie an einem der
vielen Fachhochschulstudiengänge, die im letzten Herbst
begonnen haben, untergekommen?
11.Warum beginnen so viel weniger Menschen ein Studium?
12. Reichen die von der Regierung versprochenen
zusätzlichen Förderungen, die
bedürftigen Studierenden die Studiengebühren ersetzen sollen, vielleicht
doch
nicht aus, um allen, die studieren wollen, dies auch wirklich zu
ermöglichen?