3701/J XXI.GP

Eingelangt am: 22.03.2002

ANFRAGE

des Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft & Kultur
betreffend erzwungener Studienabbruch durch Erwerbstätigkeit

Eine kürzlich auf der Universität Wien abgehaltene Tagung beschäftigte sich mit der
Frage, warum beinahe 50% der Studierenden ihr Studium vorzeitig abbrechen. Pro
Jahr sind das durchschnittlich 11.000 Hörerinnen. Laut einer Untersuchung des
Instituts für Soziologie der Universität Wien an allen österreichischen Universitäten
gibt jeder zweite Studierende als Grund für den vorzeitigen Studienabbruch an, dass
das Studium nicht mehr mit der Erwerbstätigkeit vereinbar gewesen sei. Durch die
Einführung der Studienbeiträge haben 45.000 Studierende ihr Studium nicht
weitergeführt. Die Annahme liegt daher nahe, dass der Studienabbruch durch
Studiengebühren und die daraus resultierende Notwendigkeit zu Erwerbstätigkeit
vielfach geradezu erzwungen wird. Immerhin - so ergab eine Studie des Instituts für
Psychologie der Universität Graz - müssen 53% der Studierenden für die
Studiengebühren selbst aufkommen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1. Was sagen Sie als zuständige Ministerin zu den oben erwähnten Ergebnissen?

2.  Was entgegnen Sie den Annahmen, dass die Studiengebühren zu einer
Verschärfung der Situation führen könnten?

3. Welche Maßnahmen haben Sie gesetzt, um die 53% der Studierenden, die für die
Studiengebühren selber aufkommen müssen, finanziell zu unterstützen?

4.  Sind die vorhandenen Mittel für Stipendien aus Ihrer Sicht ausreichend?

5.  Welchen Rang in bezug auf die vorhandenen Mittel für Stipendien nimmt
Österreich innerhalb der EU ein?

6. Wie hoch ist der Anteil an Stipendienbezieherlnnen in Österreich?

7.  Wie hoch ist der Anteil an Stipendienbezieherlnnen in den übrigen EU-Staaten?


8. Wie haben Sie an Schulen und Universitäten über die vorhandenen
Stipendienmittel informiert?

9. Waren die Informationen Ihrer Meinung nach ausreichend?

10. Was raten Sie Studierenden, die - aus welchen Gründen auch immer - nicht in
den Genuss eines Stipendiums kommen?

11. Sollen diese neben dem Studium arbeiten und dadurch ihren vorzeitigen
Studienabbruch gleichsam vorprogrammieren?

12. Wie wollen Sie unter diesen Voraussetzungen den immer wieder propagierter
Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft erhöhen?

13. Welche Szenarien existieren aus Ihrer Sicht, um die Erfolgsaussichten
arbeitender Studierender zu erhöhen?

14. Warum müssen alle Studierenden gleich hohe Studienbeiträge bezahlen, auch
wenn sie das Lehrangebot - wie etwa erwerbstätige Studierende - in
unterschiedlichem Ausmaß annehmen?

15. Warum gibt es keine flexiblen Modelle für Teilzeitstudien?