3838/J XXI.GP
Eingelangt am: 07.05.2002
ANFRAGE
der Abgeordneten Helmut Dietachmayr, Mag. Barbara Prammer
und GenossInnen
an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit
betreffend Nachtarbeit
Im Zuge des Beitritts
Österreichs zur Europäischen Gemeinschaft 1995 wurde eine bis Ende
2001
befristete Ausnahme von der gemeinschaftsrechtlich gebotenen Aufhebung des
Frauennachtarbeitsverbotes
vereinbart. Des Weiteren ist Österreich verpflichtet,
geschlechtsneutrale Nachtarbeitsbestimmungen zu schaffen, mit denen die
Arbeitszeitrichtlinie
umgesetzt wird.
Nachtarbeit ist nachweislich
gesundheitsschädigend, für Frauen und für Männer. Sie
verkürzt
die
Lebenserwartung und fuhrt zu erhöhten Krankheitsrisiken.
Es sollte auch nicht übersehen
werden, dass gemeinsame Freizeitphasen mit der Familie, die
Teilnahme
an kulturellen Veranstaltungen und gesellschaftliches Beisammensein durch
Nachtarbeit
eingeschränkt wird. Die Folgen sind Zerrüttungen der Partnerschaft
oder Familie,
soziale
Isolation und daraus resultierende Probleme, die an die Kinder weitergegeben
werden.
Erwiesen ist, dass Arbeitgeber etwaige
Begrenzungen und Auflagen im Zusammenhang mit
Nachtarbeit ablehnen. So
haben Wirtschaftkammer und Industriellenvereinigung 1996 die
Verabschiedung eines Nachtarbeitsgesetzes für Männer und Frauen in
letzter Sekunde
verhindert, weil ihnen eine Begrenzung auf
maximal acht Stunden täglich sowie
zehnprozentige Zeitzuschläge (sechs Minuten pro gearbeiteter Nachtstunde)
bereits zuviel
waren.
Derzeit arbeiten rund 115.000 Frauen
und 250.000 Männer, zusammen rund 11 Prozent aller
unselbständig
Erwerbstätigen, regelmäßig in den Nachtstunden.
Wirtschaftsminister Bartenstein will
Schutzmaßnahmen im Zusammenhang mit Nachtarbeit
auf die
betriebliche Ebene verlagern.
Eine Festschreibung von
Schutzmaßnahmen nur auf betrieblicher Ebene trägt der
gesamtgesellschaftlichen
Dimension des Problems nicht Rechnung. Schutzmaßnahmen allein
von der
Verhandlungsmacht der Belegschaft in den Betrieben abhängig zu machen,
bedeutet
ungezügelte Nachtarbeit besonders in jenen Branchen, die gewerkschaftlich
wenig organisiert
sind.
Dort, wo Nachtarbeit gesellschaftlich nötig und
erwünscht ist, müssen für die betroffenen
Beschäftigten entsprechende
Schutzvorschriften hinsichtlich Gesundheit, zeitlicher
Begrenzung, durch entsprechende (Zeit-)
Zuschläge, Kinderbetreuung und Erreichbarkeit der
Arbeitsstätte sichergestellt
werden.
In diesem Zusammenhang richten die
unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für
Wirtschaft
und Arbeit nachstehende
Anfrage
1. Sind Sie für die Schaffung eines geschlechtsneutralen Nachtarbeitsgesetzes?
2. Falls nein, warum nicht?
3. Falls ja, welche ArbeitnehmerInnenrechte sollen in diesem Gesetz vorgesehen sein?
4.
Wie stehen Sie zur Forderung, dass anstatt einer Verschlechterung für
Frauen durch die
Aufhebung des
Frauennachtarbeitsverbotes, die Nachtarbeit für beide Geschlechter
einzuschränken ist?
5. Bekennen Sie sich
dazu, dass niemand gegen seinen/ihren Willen zur Nachtarbeit
verpflichtet werden darf?
6. Falls nein, warum nicht?
7. Falls ja, auf welche
Art und Weise soll sichergestellt werden, dass niemand gegen
seinen/ihren Willen zur Nachtarbeit
verpflichtet wird?
8. Bekennen Sie sich
dazu, dass der Zugang zu allen betrieblichen Informationen und
Weiterbildung auch für Nachtarbeitnehmerinnen uneingeschränkt
möglich sein muss?
9. Falls nein, warum nicht?
10. Falls ja, aufweiche Art und Weise soll dies sichergestellt werden?
11. Befürworten Sie die Forderung,
dass die physischen, psychischen und sozialen
Belastungen durch Nachtarbeit mit besonderen Zeitguthaben ausgeglichen werden
müssen?
12. Falls nein, warum nicht?
13. Falls ja, wie hoch soll dieses
Zeitguthaben sein, mit dem die physischen, psychischen und
sozialen Belastungen durch Nachtarbeit
ausgeglichen werden?
14. Sind Sie dafür, dass
durchsetzbare Mitwirkungsrechte für Betriebsräte und
Personalvertreter zusätzliche
Entlastungen und soziale Maßnahmen vorsehen können?
15. Falls nein, warum nicht?
16. Falls ja, wie sollen diese
durchsetzbaren Mitwirkungsrechte für Betriebsräte und
Personalvertreter konkret aussehen?
17. Befürworten Sie die Forderung,
dass (für Nachtarbeitende kostenlose) regelmäßige
ärztliche Kontrollen des Gesundheitszustandes
erfolgen müssen?
18. Falls nein, warum nicht?
19. Soll den Nacharbeitenden ein gesetzlicher Anspruch auf mehr Urlaub garantiert werden?
20. Falls nein, warum nicht?
21. Falls ja, auf wie viele Tage soll generell der Urlaub für Nachtarbeitende erhöht werden?
22. Sollen Nachtarbeitenden das Recht auf
eine frühere Pensionierung, somit eine
Verkürzung der Lebensarbeitszeit
eingeräumt werden?
23. Falls nein, warum nicht?
24. Falls ja, um wie viele Monate sollen
die Nachtarbeitenden, ohne finanzielle Einbußen,
früher in Pension gehen können?
25. Bekennen Sie sich zu einem Verbot der Akkordarbeit während der Nachtschicht?
26. Falls nein, warum nicht?
27. Bekennen Sie
sich zu einer Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit um 10 Prozent
gegenüber der Normalarbeitszeit, wenn mindestens zwei Nachtschichten pro
Woche
geleistet
werden?
28. Falls nein, warum nicht?
29. Bekennen Sie
sich dazu, dass eine Fahrtmöglichkeit von und zum Arbeitsplatz durch
Firmenbusse
für Nachtarbeitende sichergestellt werden muss, wenn es keine
öffentliche
Verkehrsanbindung
zu geeigneten Zeiten gibt?
30. Falls nein, warum nicht?
31. Bekennen Sie sich
dazu, dass warmes Essen in den Kantinen auch während der Nacht
sichergestellt
werden muss?
32. Falls nein, warum nicht?
33. Wie stehen Sie
zur Forderung, dass für alle Nachtarbeitenden ein Anspruch auf
Versetzung
zu Tagarbeit bei veränderten gesundheitlichen, sozialen und
familiären
Bedingungen,
anschließend Kündigungs- und Entlassungsschutz für einen
bestimmten
Zeitraum
gelten soll?
34. Wie stehen Sie
zur Forderung nach einem generellen Verbot der Nachtarbeit für Väter
und
Mütter mit Kindern unter sechs Jahren?
35. Befürworten
Sie die Forderung, dass Väter und Mütter mit Kindern von sechs bis 14
Jahren,
sowie wenn ein Familienangehöriger gepflegt werden muss, das Recht
zugestanden
werden muss, Nachtarbeit abzulehnen und Beschäftigung in Tagarbeit zu
verlangen
?
36. Falls nein, warum nicht?
37. Befürworten Sie die Forderung,
dass nach 15 Jahren Nachtarbeit oder ab dem 50
Lebensjahr ein Ausstieg aus der Nachtarbeit
mit Rechtsanspruch auf Tagarbeit unter
Sicherung des bisherigen Verdienstes
möglich sein soll?
38. Falls nein, warum nicht?
39. Befürworten
Sie die Forderung, dass ein Ausstieg aus der Nachtarbeit mit
Rechtsanspruch
auf Tagarbeit unter Sicherung des bisherigen Verdienstes für jene
möglich
sein soll, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr nachts arbeiten
können?
40. Falls nein, warum nicht?
41. Befürworten
Sie die Forderung, dass die Nachtarbeit pro Arbeitstag generell auf sechs
Stunden
begrenzt sein soll?
42. Falls nein, warum nicht?
43. Bekenne Sie sich
dazu, dass die Nachtschicht generell auf vier Tage pro Woche begrenzt
werden
soll?
44. Falls nein, warum nicht?
45. Bekennen Sie sich dazu, dass es ein Überstundenverbot bei Nachtarbeit geben soll?
46. Falls nein, warum nicht?