3847/J XXI.GP

Eingelangt am: 07.05.2002

ANFRAGE

der Abgeordneten Dr. Elisabeth Hlavac

und Genossinnen

an den Bundesminister für Landesverteidigung

betreffend Förderungen an Burschenschaften, Corps, Landsmannschaften, Sängerschaften,

Verbindungen und Vereine, die im Wiener Korporations-Ring vereint sind

In der Untersuchungsausschusssitzung vom 30. April 2002 hat der ÖVP-Abgeordnete
Kukacka wiederholt behauptet, dass Förderungen an Vereine, die in ihren Statuten die
Beschäftigung von Frauen anstreben, mit der österreichischen Rechtsordnung nicht im
Einklang seien. Die Beschäftigung von ausschließlich Frauen widerspreche seiner Ansicht
nach dem österreichischen Gleichbehandlungsgesetz.

Dass solche Aussagen von einem führenden Mitglied des Cartellverbandes kommen, ist
bezeichnend. Der MKV und der CV sind die führenden Vereinigungen der konservativen
Seite Österreichs, deren Sinn u.a. darin besteht, sich gegenseitig auf geschäftlicher Ebene und
in Karrierehinsicht zu fördern. Da sich MKV und CV als reine Männerverbindungen
verstehen, werden durch deren Vereinstätigkeit die Karrierechancen von Frauen
verschlechtert. Es erhebt sich daher die Frage, ob diese Diskriminierung von Frauen aus
öffentlicher Hand gefördert wird; so eine Anfrage der Abgeordneten Dr. Elisabeth Hlavac,
Gassner und Genossinnen an die Mitglieder der Bundesregierung.

Nunmehr geraten auch die Burschenschaften in das Blickfeld der Öffentlichkeit.

Die nationalfreiheitlichen Studentenverbindungen im Wiener Korporations-Ring
veröffentlichten in den Tageszeitungen eine Resolution, die von folgenden Mitgliedern der
Studentenverbindungen unterzeichnet wurde:

Mag. Herbert Haupt - Bundesminister

Dr. Jörg Haider - Landeshauptmann

Dr. Reinhart Waneck - Staatssekretär

Mag. Ewald Stadler - Volksanwalt

Dipl.Ing. Jörg Freunschlag - Landtagspräsident

Dr. Hans Achatz - Landesregierungsmitglied

Johann Herzog - Landesregierungsmitglied

DDr. Eduard Schock - Landesregierungsmitglied


Dr. Reinhard Bösch - Nationalratsabgeordneter
Dr. Martin Graf- Nationalratsabgeordneter
Bgdr. Wolfgang Jung - Nationalratsabgeordneter
Dr. Bernd Lindinger - Bundesrat
Mag. Franz Obermayer - Vizebürgermeister
Günther Barnet - Landtagsabgeordneter
Kurth Bodo Blind - Landtagsabgeordneter
Mag. Gerald Ebinger - Landtagsabgeordneter
Mag. Helmut Kowarik - Landtagsabgeordneter
Ing. Herbert Rudolph - Landtagsabgeordneter
Mag. Harald Stefan - Landtagsabgeordneter
Rudolf Stark - Landtagsabgeordneter
Heinz-Christian Strache - Landtagsabgeordneter
Lutz Weinzinger - Landtagsabgeordneter
Mag. Dieter Langer - WK-Vizepräsident

Da nach Eigen-Outing wichtige Repräsentanten der größeren Regierungspartei Mitglieder von
Burschenschaften sind, die in ihrer Tätigkeit ebenso frauendiskriminierend wie der CV und
der MKV sind, richten die unterzeichneten Abgeordneten an alle Mitglieder der
Bundesregierung - so auch an Sie - nachstehende

Anfrage:

l.      Hat Ihr Ressort seit dem 4. Februar 2000 einen Verein gefördert, der Mitglied des

Wiener Korporations-Ringes ist? Diese Vereine sind laut Eigendarstellung im Internet

folgende:

Burschenschaften

Albia

Aldania

Bruna Sudetia

Gothia

Liberias

Moldavia

Oberösterreicher Germanen

Olympia

Silesia

Teutonia


Corps

Posonia
Saxonia

Landsmannschaften

Cimbria
Kärnten

Sängerschaften, Verbindungen, Vereine

Universitätssängerschaft Barden
Jägerschaft Silvania
Verein deutscher Studenten Sudetia
Wiener Akademischer Turnverein
Verbindung Wartburg

2.      Wenn ja:

Wie hoch waren diese Förderungen?

Aus welchem Anlass sind diese Förderungen gewährt worden?

Haben Sie sich in den Statuten darüber informiert, ob in diesem Verein die

Mitgliedschaft von Frauen ausgeschlossen ist?

3.      Wenn ja:

Ist es Ihrer Ansicht nach noch zeitgemäß, Vereine zu fördern, die statutengemäß die
Mitgliedschaft von Frauen ausschließen?

4.      Wie beurteilen Sie als Mitglied der Bundesregierung die Tätigkeit von Vereinen, die die
Karrierechancen von Frauen verschlechtern?