4335/J XXI.GP

Eingelangt am: 19.09.2002

ANFRAGE

der Abgeordneten Haidlmayr, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie

betreffend Test der ÖBB Euro-City

Auf der Hompage der ÖBB (ÖBB Aktuell) ist folgendes zu erfahren:
13.06.2002 Neuer Bahnkomfort in 700 Waggons:
Der neue ÖBB EuroCity

Startschuss für die Umsetzung des 4-S Kundenprogramms

Mit der Präsentation des neuen Qualitätszuges "ÖBB EuroCity" erteilt ÖBB-
Generaldirektor Rüdiger vorm Walde den Startschuss für die Umsetzung des 4-S
Kundenprogramms. Sicher, sauber, schnell und mit neuem Service an Bord bieten
die ÖBB nun jenen Servicestandard, den die Kunden zu Recht von der Bahn
erwarten. Mit einem Investitionsvolumen von 218 Mio. Euro werden in den nächsten
48 Monaten insgesamt 700 Fernreisewagen der 1. und 2. Klasse entsprechend der
heutigen Kundenanforderungen mit höchstem industriellen Standard völlig
rundumerneuert. Dieser Umbau kommt einem kompletten Neubau gleich.

ÖBB-Eurocity auf Schiene

Die ersten Waggons haben soeben die Werkstätten der Technischen Services der
ÖBB verlassen. Das erste Zugspaar mit neuem Bahnkomfort ist der Eurocity
662/663 "Gustav Klimt", der als Autoreisezug von Wien nach Feldkirch geführt wird.
Seine Jungfernfahrt wird der "ÖBB EuroCity" am Sonntag den 16. Juni 2002 um 7:05
Uhr antreten. Einen Monat später werden acht weitere Eurocity-Zugverbindungen,
darunter auch Verbindungen von Wien nach Graz bzw. Villach, den Fahrgästen der
ÖBB angeboten.

Bei der Konzeption der neuen Inneneinrichtungen stand die Erfüllung der
Kundenanforderung an Komfort, Sicherheit und Sauberkeit im Vordergrund. Neue
Drehgestelle machen die Züge schneller und bieten noch mehr Laufruhe. Zeitgleich
mit der Premiere des "ÖBB EuroCity" präsentiert vorm Walde den Kunden der Bahn


auch die erste Fahrzeitverkürzung. "Ab sofort sind unsere Kunden 45 Minuten
schneller von Wien nach Feldkirch unterwegs. Weitere Beschleunigungen folgen",
veranschaulicht vorm Walde das S von Schnell seines 4-S Kundenprogramms.

Erste Testfahrt mit Minister Reichhold

Anlässlich der Präsentation des neuen "ÖBB EuroCity" vor Medienvertretern hat der
ÖBB-Vorstand Bundesminister Mathias Reichhold und ÖBB-
Aufsichtsratsvorsitzenden Franz R. Rottmeyer zur Test- und Premierenfahrt
eingeladen. "Es freut mich, dass das Management der ÖBB sofort die Initiative
ergriffen und innerhalb von 9 Monaten eine deutliche Angebotsverbesserung im
Personenverkehr umgesetzt hat", befürwortet Verkehrsminister Mathias Reichhold
die neue Kundenorientierung der ÖBB. "In Europa herrscht Konsens darüber, dass
mehr Verkehr auf die Schiene verlagert wird. Das gilt nicht nur im Güter- sondern
auch im Personenverkehr. Die neuen Züge der ÖBB erfüllen die geänderten
Mobilitätsbedürfnisse der heutigen Gesellschaft"

Bahn wirkt: Mehr Service in allen Klassen

Bequeme Sitze, Klimaanlagen, verbesserter Handy-Empfang durch Moving
Repeater sowie Anschlüsse für Laptops und andere mobile Devices ermöglichen
größtmögliche individuelle Gestaltungsfreiheit während der Reise. Egal ob Arbeiten,
Entspannen oder kulinarischer Genuss, mit dem "ÖBB EuroCity" beweisen die ÖBB,
dass die Bahn das ideale Verkehrsmittel für mittlere Distanzen ist. Die erste
Bewährungsprobe, den Test durch den Verkehrsminister, hat der "ÖBB EuroCity"
bereits glänzend bestanden: "Man steigt ein und fühlt sich wohl", bestätigt Minister
Reichhold die neue Qualität des Reisens.

Bahnkomfort für jede Zielgruppe

Mit der ursprünglich vorgesehen einfachen Adaptierung des bestehenden
Wagenmaterials wäre die vom ÖBB-Vorstand ausgerufene Ausstattungs- und
Serviceoffensive nicht umsetzbar gewesen. Die bestehenden Fernreisewagen sind
bis zu 20 Jahre alt. Deshalb fiel die Wähl auf eine komplette Generalsanierung. "Mit
dieser Entscheidung war es auch möglich, besser auf die geänderten
Publikumswünsche einzugehen und zusätzlich der gehobenen Klientel der Business-
Reisenden ein besonderes Angebot machen zu können", unterstreicht ÖBB-
Vorstandsdirektor Ferdinand Schmidt die neue Zielgruppenorientierung.


Bahnfahren mit Klasse

Sowohl in der 2. als auch in der 1. Klasse wird im "ÖBB EuroCity" großer Komfort
und hohe Qualität geboten. Besonderes Augenmerk wurde auf angenehme
Materialien, höchste Hygienestandards und entsprechende Funktionalitäten gelegt.
Auch auf die Bedürfnisse besonderer Zielgruppen wird eingegangen. Insbesondere
für Familien mit Kleinkindern und körperlich Versehrte Personen wurden
weitgehende Verbesserungen geschaffen. 18 Wagen werden mit
Behindertenhubliften und Abstellplätzen für Rollstühle ausgestattet. In den neuen
"Mutter-Kind-Abteilen" lassen sich Kinder ungestört stillen und betreuen. Klappbare
Wickeltische in den neu ausgestatteten WC's komplettieren das Servicepaket der
neuen "ÖBB EuroCity" - Züge.

Business Class

Zusätzlich wurde die neue, extra zu buchende Business-Class geschaffen. Für Top-
Kunden gibt es nun ein adäquates Angebot. Komfortable Abteile mit nur vier
Sitzplätzen, Computeranschlüssen und extra Ablagemöglichkeiten bieten beste
Voraussetzungen zum Arbeiten. Damit das leibliche Wohl nicht zu kurz kommt, gibt
es nicht nur ein Begrüßungsgetränk, sondern auch das neue "Am Platz Service"
durch extra geschultes Personal.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1.  Insgesamt werden 218 Mio. Euro für die Umsetzung des 4-S Kundenprogrammes
investiert. Wie hoch ist davon das Investitionsvolumen für die barrierefreie
Ausgestaltung für mobilitätsbeeinträchtigte Menschen?

2.  In wie vielen der 700 Fernreisewagen der 1. und 2. Klasse werden die
Kundenanforderungen von gehbehinderten Menschen und Menschen im
Rollstuhl in den nächsten 48 Monaten umgesetzt und welche Maßnahmen sind
dies konkret?
(Aufzählung der Maßnahmen)

3.   In wie vielen der 700 Fernreisewagen der 1. und 2. Klasse werden die
Kundenanforderungen von sehbehinderten und blinden Menschen in den
nächsten 48 Monaten umgesetzt und welche Maßnahmen sind dies konkret?
(Aufzählung der Maßnahmen)


4.  In wie vielen der 700 Fernreisewagen der 1. und 2. Klasse werden die
Kundenanforderungen von gehörlosen und schwerhörigen Menschen in den
nächsten 48 Monaten umgesetzt und welche Maßnahmen sind dies konkret?
(Aufzählung der Maßnahmen)

5.  Derzeit gibt es in Österreich nur 42 Wagen mit Rollstuhl-WC, mit jeweils 2
Rollstuhlstellplätzen pro Wagen, davon sind maximal 37 im Einsatz.
Wie viele der 700 Wagen werden im Zuge der völligen Rundumerneuerung mit
Rollstuhl-WC und zusätzlichen Rollstuhlstellplätzen ausgestattet?

6. Wie viele Autoreisezüge gibt es, die auch für mobilitätsbeeinträchtigte Menschen
benutzbar sind?

7.  Sind diese Autoreisezüge, die während der Nacht unterwegs sind, auch für
mobilitätsbeeinträchtigte Menschen benutzbar?
Wenn ja: Welche Autoreisezüge sind dies?
Wenn nein: Warum nicht?

8.  Ist im Investitionsvolumen von 218 Mio. Büro auch die barrierefreie
Ausgestaltung von Autoreisezügen veranschlagt?
Wenn ja: Für welche Autoreisezüge?
Wenn nein: Warum nicht?

9.  Stimmt es, dass mobilitätsbehinderte Menschen, die während der Nacht reisen
müssen, keine Chance haben, einen Wagen zu finden, der zumindest mit
Rollstuhlstellplatz und Rollstuhl-WC ausgestattet ist?
Wenn nein: Welche Nachtzüge erfüllen schon diese Kundenanforderungen?
(Auflistung nach Name des Zuges und Wegstrecke)

10. Ist im Investitionsvolumen der 218 Mio. Euro auch der Umbau für diese
Kundenanforderung vorgesehen?

Wenn ja: Welche Nachtzüge werden ab wann für mobilitätsbeeinträchtigte
Menschen barrierefrei benutzbar sein?
Wenn nein, warum nicht?

11. Stimmt es, dass mobilitätsbeeinträchtigte Menschen, die während der Nacht
reisen müssen, keine Chance haben, in einem Schlafwagen zu reisen?
Wenn nein: Welcher Reisezug mit Schlafwagen für Rollstuhlfahrerlnnen wird auf
welcher Strecke bereits angeboten?
(Auflistung nach Name des Zuges und Wegstrecke)

12. Ist im Investitionsvolumen der 218 Mio. Euro auch der Umbau für diese
Kundenanforderung vorgesehen?

Wenn ja: Welche Züge mit Schlafwagen werden ab wann für
mobilitätsbeeinträchtigte Menschen benutzbar sein?
Wenn nein: Warum nicht?

13.   Wie viele der Eurocity-Zugverbindungen von Wien nach Graz bzw. Villach
wurden zusätzlich mit Rollstuhlstellplätzen ausgestattet?
(Auflistung nach Namen der Züge)


14. Bei der Konzeption der neuen Inneneinrichtungen stand angeblich die Erfüllung
der Kundenanforderungen an Komfort, Sicherheit und Sauberkeit im
Vordergrund. Welche dieser Kundenanforderungen wurde konkret für
mobilitätsbeeinträchtigte Menschen umgesetzt?

(Detaillierte Nennung des angeblichen neuen Komforts für Menschen mit
Behinderung)

15. Bei Ihrer ersten Testfahrt haben sie unter anderem folgende Wortspende
abgegeben: "Es freut mich, dass das Management der ÖBB sofort die
Initiative ergriffen und innerhalb von 9 Monaten eine deutliche
Angebotsverbesserung im Personenverkehr umgesetzt hat"

Ist Ihre Freude noch immer ungetrübt, trotz der Tatsache, dass die
Kundenanforderungen für Menschen mit Mobilitätsbeeinträchtigungen kaum
berücksichtigt wurde?

Wenn ja: Welche großartigen Umsetzungen der 4-S Kundenanforderungen für
Menschen mit Mobilitätsbeeinträchtigungen geben Anlass für Ihre Freude?

16. Ist Ihnen bekannt, dass es für die 2 Rollstuhlstellplätzen keine Anschlüsse für
Laptops gibt, die auch benutzbar sind?

Wenn ja: Mit welcher Begründung wurden diese nicht installiert, obwohl doch ein
Service in allen Klassen und hoffentlich auch für alle Klassen von Menschen im
4-S Kundenprogramm angeboten wird?

Wenn nein: Was werden Sie konkret bis wann tun, damit diese ebenfalls
entsprechend installiert werden?

17.   Glauben Sie, es ist eine “deutliche Angebotsverbesserung", wenn sich 4 bis 6
Rollstuhlfahrerlnnen schon ab Wien in den Bereich der 2 Rollstuhlplätze
“einquetschen" müssen?
Wenn ja: Warum? (Bitte um detaillierte Antwort)

Wein nein: Was werden Sie konkret tun, damit diese Qualität endlich verbessert
wird?

18. Glauben Sie es ist eine “deutliche Angebotsverbesserung", wenn der Wagen
zwar über ein Rollstuhl-WC verfügt, welches aber schon meist ab Wien
abgesperrt ist, weil es kaputt ist?
Wenn ja: Warum? (Bitte um detaillierte Antwort)
Wenn nein: Was werden Sie konkret bis wann tun, damit defekte
Rollstuhltoiletten nicht durch ganz Österreich gefahren werden?

19.   Glauben Sie es eine “deutliche Angebotsverbesserung", wenn im Fahrplan ein
Wagen mit Rollstuhlstellplätzen und entsprechendem WC angeführt ist, der aber
gar nicht in der Garnitur mitgefahren wird?
Wenn ja: Warum? (Bitte um detaillierte Antwort)

Wenn nein: Was werden Sie konkret bis wann tun, damit das auch eingehalten
wird, was der Fahrplan verspricht?

20. Glauben Sie es ist eine “deutliche Angebotsverbesserung", wenn es für die mehr
als 4000 Bahn-Einstiegsstellen nur 62 Hublifte an 47 Bahnhöfen gibt?
Wenn ja: Warum? (Bitte um detaillierte Antwort)


Wenn nein: Was werden Sie konkret bis wann unternehmen, damit dies
verbessert wird?

21. Glauben Sie es ist eine “deutliche Angebotsverbesserung", wenn jetzt unter dem
Titel “Bahnfahren mit Klasse" lediglich bei 18 Wagen eine wagengebundene
Einstiegshilfe geplant ist.
Wenn ja: Warum? (Bitte um detaillierte Antwort)

22. Glauben Sie es ist eine “deutliche Angebotsverbesserung", wenn sowohl in der
1. Klasse als auch in der Business Class nicht einmal darauf Rücksicht
genommen wird, dass auch mobilitätsbeeinträchtigte Menschen in dieser
“Qualität" reisen wollen?
Wenn ja: Warum? (Bitte um detaillierte Antwort)

23. Glauben Sie es ist eine “deutliche Angebotsverbesserung", wenn es auf

Bahnsteigen noch immer kein Blindenleitsystem gibt, welches für sehbehinderte
und blinde Menschen eine unumgängliche Notwendigkeit ist?
Wenn ja: Warum? (Bitte um detaillierte Antwort)

24. Glauben Sie es ist eine “deutliche Angebotsverbesserung", wenn es in den
Zügen, auf den Bahnsteigen und in Bahnhöfen noch immer keine
Induktionsschleifen gibt, die es hörbehinderten und schwerhörigen Menschen
ermöglichen würde, auch hören zu können?
Wenn ja: Warum? (Bitte um detaillierte Antwort)

25. Sind Sie der Meinung, dass beim 4 S Kundenprogramm die

Gleichstellungsbestimmung des Artikel 7, der österreichischen Bundesverfassung
umgesetzt wurde?

Wenn ja: In welcher Weise wurde die Umsetzung konkret durchgeführt?
Wenn nein: Mit welcher Begründung wurde sie nicht umgesetzt und was werden
Sie konkret bis wann tun, damit es zur Umsetzung kommt?