121/A(E) XXII. GP
Eingebracht am 07.05.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
des Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und Freunde
betreffend
Auswirkungen der Studiengebühren auf die Studienbeteiligung und das
Studierverhalten
Seit Einführung der Studiengebühren
studieren an den österreichischen
Universitäten 45.000 Studierende weniger. Das ist ein Minus von 20 Prozent. Die
Verfügbarkeit qualifizierten wissenschaftlichen Personals wird in Österreich
zunehmend ein limitierender Faktor. Laut EU-Kommissionsbericht besteht im
Bereich der für die zukünftige Entwicklung wesentlichen „Humanressourcen"
im FTE-
Bereich klarer Nachholbedarf für Österreich. Sowohl die Akademikerinnenquote
von
weniger als 8 Prozent (OECD-Durchschnitt: 17 Prozent ) als auch der Anteil von
Forscherinnen an der Erwerbsbevölkerung (4,86 Forscherinnen pro 1000
Erwerbspersonen im Vergleich zu 5,6 in der EU) liegen in Österreich unter dem
internationalen Durchschnitt.
Die Teilnahme an tertiärer Bildung ist in
Österreich unterdurchschnittlich. Die
Hochschulzugangsquote liegt gerade bei 30 Prozent und damit deutlich unter dem
OECD-Ländermittel von 45 Prozent. Die skandinavischen Länder haben insgesamt
eine sehr hohe Hochschulzugangsquote wie etwa Finnland mit 71 Prozent.
Die Daten aus dem Bericht zur sozialen
Lage der Studierenden weisen darauf hin,
dass die Studiengebühren einen Einfluss auf die soziale Zusammensetzung der
Studierenden haben. Kamen 1998 noch 47,3 Prozent der Studierenden aus
Haushalten, in denen keiner der Elternteile Matura hatten, sind das nach
Einführung
der Gebühren nur noch 42,4 Prozent. Studierende, deren Eltern
Hochschulabschlüsse haben, waren vor vier Jahren zu 10,8 Prozent vertreten,
jetzt
sind sie es zu 13,5 Prozent.
Es ist zu vermuten bzw. zu befürchten,
dass aufgrund der Studiengebühren
Studierende mit bildungsferner sozialer Herkunft ihr Studium abgebrochen haben.
Es
ist daher in höchstem Maße wünschenswert und notwendig, dass Ministerin Gehrer
die Ergebnisse der von ihr in Auftrag gegebenen Studie über die „Auswirkungen
der
Einführung von Studienbeiträgen auf die Studienbeteiligung und das
Studierverhalten" veröffentlicht, die detaillierte Auskunft über die
45.000
Studienabbrecherinnen geben kann.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:
Der Nationalrat wolle beschließen:
Die Studie über die "Auswirkungen der
Einführung von Studienbeiträgen auf die
Studienbeteiligung und das Studierverhalten", Projektbericht an das
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur von Ao. Univ.-Prof. Dr.
Franz Kolland, Universität Wien, soll der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt
werden.
In formeller
Hinsicht wird die Zuweisung an den Ausschuß für Wissenschaft und
Forschung vorgeschlagen.
i