222/A(E) XXII. GP

Eingebracht am 24.09.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

des Abgeordneten Brosz, Freundinnen und Freunde

betreffend Anhebung der Lehrereinstiegsgehälter - Änderung der
Lebensverdienstkurve

Die Lebensverdienstkurve der Lehrerinnen in Österreich weicht stark vom OECD-
Mittel ab. Dazu gibt es jährlich einen auf US-Dollar basierenden Vergleich der
Jahreseinkommen in allen OECD-Staaten. Das Einstiegsgehalt österreichischer
Lehrerinnen beträgt jährlich 24.200 Dollar, das Gehalt nach 15 Jahren 30.600 Dollar
und das Höchstgehalt 53.800 Dollar. Verglichen mit dem OECD-Durchschnitt steigen
Österreichs Lehrerinnen mit 400 Dollar mehr ein, verdienen nach 15 Jahren 3.000
Dollar weniger und liegen beim Höchstgehalt um 12.400 (!) Dollar über dem
Durchschnitt.

Es zeigt sich also, dass Österreichs LehrerInnen an höheren Schulen vor allem im
Hinblick auf den Wohlstand des Landes und die dadurch über dem Durchschnitt
liegenden Lebenseinkommen mit unterdurchschnittlichen Gehältern einstiegen, nach
15 Jahren wesentlich unter dem Durchschnitt und dafür am Ende drastisch darüber
liegen. Das Gehalt steigt im Lauf der Jahre auf das 2,4-fache des Einstiegsgehaltes.
Während es in fast allen Ländern verschiedene Zulagensysteme gibt, z. B. für
Weiterbildung, Lehrqualifikation in mehreren Fächern oder besondere Aufgaben wie
Lernbetreuung, wird in Österreich nur eines honoriert, das Altern. Ein ähnliches Bild
zeigt sich auch im Pflichtschullehrerlnnenbereich.

Niemand wird ernsthaft behaupten, dass die Leistung knapp vor der Pensionierung
um 140 % höher als zu Beginn der Berufslaufbahn oder um fast 80 % höher als nach
15 Jahren Berufserfahrung ist.

Gerade dann, wenn durch Hausstandsgründung, durch Kinder in Folge
eingeschränkter Erwerbstätigkeit bzw. des notwendigen Betreuungsaufwands der
finanzielle Bedarf am höchsten ist, wird in Österreich weit unterdurchschnittlich
verdient. Die hohen Einkünfte vor der Pensionierung führen zu einer beträchtlichen
Sparquote. Das ist weder volkswirtschaftlich sinnvoll noch entspricht es den
Bedürfnissen. Im öffentlichen Bereich endet der Versuch, die Personalkosten
einzudämmen nach wie vor in Frühpensionierungswellen. Ein solches, auf
Altersbelohnung ausgerichtetes Gehaltsschema führt auch dazu, dass die
Bereitschaft zu einem Wechsel der beruflichen Tätigkeit sehr gering ist. In vielen
Fällen ist es nicht wünschenswert, dass Lehrer
Innen bis 65 im Klassenzimmer
stehen. Aber wer verzichtet freiwillig auf Bezüge, die bei einem Wechsel in diesem
Alter sonst nirgends zu erzielen sind?

Bei den Lehrerinnen ist die Differenz zwischen Einstiegs- und Höchstbezug (242 %)
international einzigartig. Einige Länder wie Dänemark, Australien oder England
haben bereits wesentlich flachere Gehaltskurven mit einer Steigerung von etwa 40 %


eingeführt. Im Volksschulbereich verdienen dänische Lehrerinnen am Ende
überhaupt nur 10 % mehr als zu Beginn.

Die Grünen haben für Lehrerinnen an höheren Schulen ein neues Gehaltsmodell
entwickelt, das analog für den gesamten öffentlichen Bereich angewendet werden
kann und Vorbildwirkung für die Privatwirtschaft hätte. Die Einstiegsgehälter werden
von 1.750 auf 2500 Euro monatlich angehoben, nach drei Jahren steigt der Bezug
auf 2.750 Euro, nach 6 Jahren wird der Höchstbezug von 3.000 Euro monatlich
erreicht. Statt der bestehenden 18 gibt es in Zukunft nur mehr 2 Steigerungsstufen.
Der Lebensverdienst bleibt gleich, die Einstiegsbezüge könnten um 750 Euro
angehoben werden, nach 6 Jahren würden Lehrerinnen um 1.040 Euro mehr
verdienen. Ab dem 22. Berufsjahr liegen in diesem Schema die Bezüge unter den
heutigen. Am Ende des Erwerbslebens verdienen Lehrerinnen dann um 1.240 Euro
pro Monat weniger.

Im Zuge der Pensionsharmonisierung wird es zumindest bei neu einsteigenden
öffentlich Bediensteten zu Pensionsverlusten kommen. Die Grünen fordern, dass
diese Verluste zum Teil durch eine Erhöhung der Aktivbezüge ausgeglichen werden.
Anstatt diese zusätzlichen Mittel gleichmäßig zu verteilen, sollen dafür, wie
international üblich, Leistungsanreize im Bereich zusätzlicher Ausbildung, der
Weiterbildung sowie besonderer Aufgaben gesetzt werden.

Damit hätte Österreich ein modernes, volkswirtschaftlich sinnvolles Gehaltsschema,
das an die Benachteiligung junger Menschen abbaut, wesentlich besser an die
Bedürfnisse in den Lebensphasen angepasst ist und Anreize für
Qualitätsverbesserungen liefert.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung wird aufgefordert binnen eines Jahres dem Nationalrat ein
Regierungsvorlage für ein modernes LehrerInnendienstrecht vorzulegen, bei dem die
Einstiegsgehälter um zumindest 25 % erhöht werden und die Differenz zwischen
Einstiegs- und Höchstgehälter zumindest halbiert wird.

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Unterrichtsausschuß vorgeschlagen.