233/A(E) XXII. GP
Eingebracht am 24.09.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
der Abgeordneten Dr. Cap, Mag. Posch
und GenossInnen
betreffend die Existenzsicherung der jüdischen Gemeinde in Österreich
Die Unterzeichner der gegenständlichen Entschliessung
sehen es als Verpflichtung der
Republik, der jüdischen Gemeinde in Österreich jene finanzielle Basis zu geben,
die es ihr
ermöglicht, ihre Infrastruktur aus Eigenem zu erhalten.
In diesem Sinn hatte die SPÖ gemeinsam mit den Grünen
bereits bei den
Ausschussberatungen zur Regierungsvorlage betreffend das Bundesfinanzgesetz für
das Jahr
2003
samt Anlagen (60 und Zu 60 d.B.) im Budgetausschuss einen Abänderungsantrag
eingebracht, wo es in der Begründung unter anderem hieß:
„Zur Sicherung der existenziellen Bedürfnisse der Juden
und Jüdinnen in Österreich und zur
Gewährleistung der Fortführung der Arbeit der Institution der Israelitischen
Kultusgemeinde,
insbesondere zur Abdeckung der Kosten im Sicherheitsbereich ist die Erhöhung
der
entsprechenden Budgetansätze notwendig.
Es ist davon auszugehen, dass die zusätzlichen Mittel in
Höhe von € 2.000.000,- beim VA-
Ansatz 1/11006 (Inneres, Förderungen) bzw. von € 700.000,- beim VA - Ansatz
1/12007
(Bildung und Kultur, Aufwendungen) entsprechend erhöht werden."
Dieser Antrag wurde in der Sitzung des Budgetausschusses
vom 5. Juni 2003 mit Stimmen
von ÖVP und FPÖ mehrheitlich abgelehnt. Bei der Budget-Schlussabstimmung im
Plenum
des
Nationalrates am 18. Juni erlitt ein Antrag mit der gleichen Zielsetzung das
gleiche
Schicksal.
Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG)
Ariel Muzicant hat sich in der Folge
weiter intensiv für eine Sicherung der finanziellen Basis der jüdischen
Gemeinde eingesetzt.
Am 18. Juli gab es ein Gespräch mit Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP)
und der
steirischen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (als Vorsitzende der
Landeshauptleute-
Konferenz).
Laut APA 036 vom
14.09.2003 umfasste das Juli-Treffen drei Komponenten:
1. Thema:
Die sofortige Auszahlung von 9.000.000 € als Akontierung auf das
18.000.000 €
Entschädigungspaket
der Länder, mit dem in der NS-Zeit entzogenes bzw. zerstörtes
Gemeindevermögen
abgegolten werden sollte.
2. Thema:
Der Bund solle der Kultusgemeinde ein Darlehen gewähren, ohne einen
Konnex
zum Entschädigungsfonds herzustellen. Das ursprüngliche Angebot der Regierung,
nämlich
Mittel
in der Höhe von jährlich 72.000
€ von 2003 bis 2005 als
zinsenloses Darlehen zur
Verfügung
zu stellen, das dann aber mit den zu erwartenden Auszahlungen aus dem
allgemeinen Entschädigungsfonds gegengerechnet würde, war vom Kultusvorstand
als
„unmoralisches Angebot" eingestuft und daher abgelehnt worden.
3. Thema der Juli-Runde: Die Infrastruktur der IKG,
welche letztere nicht mehr bezahlen
könne.
Bald nach dem
Klasnic-Vorstoß stellte sich offenbar heraus, dass die Zahlungen der Länder,
wenn
überhaupt, nicht in dieser Höhe und zum Teil aus technischen bzw. formalen
Gründen
wahrscheinlich nicht mehr in diesem Jahr erfolgen würden.
Dazu Ariel Muzicant: „Das Ärgerliche daran ist, dass sich
die Länder und die
Landeshauptleute unglaublich bemühen und sich einsetzen, aber diese Mittel auch
nicht sofort
zur Verfügung haben. Und der Bund, statt dass er einspringt, lässt die
Kultusgemeinde
einfach
im Regen stehen...."
Nach Ansicht der unterzeichneten Abgeordneten sollte
raschest alles Zweckdienliche
unternommen
werden, um den Fortbestand der Israelitischen Kultusgemeinde und ihres
religiösen
und gesellschaftlichen Lebens in der bisherigen Form zu gewährleisten.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantraq
Der Nationalrat wolle beschließen:
Die Bundesregierung wird aufgefordert, das ihre dazu
beizutragen, den Fortbestand der
Israelitischen Kultusgemeinde und deren religiöses und gesellschaftliche Leben
in der
bisherigen Form zu gewährleisten. Dazu gehört insbesondere die rasche Gewährung
eines
ausreichenden
Darlehens des Bundes, das nicht mit dem Entschädigungsfonds verknüpft
werden
soll.
Zuweisungsvorschlag: Menschenrechtsausschuss