241/A(E) XXII. GP
Eingebracht am 22.10.2003
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Entschliessungsantrag
der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Dr. Matznetter, Mag. Moser, Mag. Hoscher, Eder
und GenossInnen
betreffend Programm zur Konjunkturbelebung
Österreich erreicht
immer neue Rekordstände in der Arbeitslosigkeit und fällt in den
internationalen Wirtschafts-Rankings zurück. Sofortiges Handeln ist daher
dringend
geboten.
Und die Zeit drängt. Denn Österreich will und soll zu den besten in Europa gehören. Das
war in den dreißig Jahren
sozialdemokratischer Regierungsbeteiligung schon beinahe
selbstverständlich
der Fall. Heute ist Österreich wegen des verfehlten Schüssel-Grasser-
Kurses
der schwarz-blauen Bundesregierung weit davon entfernt.
Österreich befindet
sich in einer hartnäckigen Wirtschafts-Flaute. Trotz der anhaltenden
Wirtschaftskrise nützen Schüssel und Grasser vorhandene wirtschafts- und
konjunkturpolitische Handlungsspielräume jedoch nicht.
Dass nationale
Handlungsspielräume trotz globaler Wirtschaftskrise gegeben wären,
sieht man daran, dass Österreich in den letzten drei Jahren von zahlreichen
EU-Staaten in
wichtigen
wirtschaftlichen Kennzahlen überholt wurde. Andere haben die Krise eben besser
gemeistert.
Schüssel und Grasser
haben durch ihr Festhalten am Fetisch Nulldefizit in
konjunkturell
schlechten Zeiten prozyklische Haushaltspolitik betrieben. Sie haben
damit den
wirtschaftlichen
Abschwung verstärkt, Österreich in die Rezession geführt und schließlich
schwaches
Wachstum und hohe Arbeitslosigkeit zu verantworten. Zuletzt haben sie durch
sinkende
Steuereinnahmen und steigende Ausgaben für Arbeitlosigkeit und
Pensionszuschüsse
auch das Nulldefizit nicht halten können. Ein Budget(saldo) ist eben nicht
Selbstzweck sondern
Mittel zum Zweck - nach Ansicht der SPÖ zur Sicherung von
Wachstum und Beschäftigung.
Schüssel und Grasser
haben mit ihrem Kurs Österreich von der Überholspur auf die
Kriechspur gebracht und die österreichische
Wirtschaft mit hausgemachten negativen
Effekten für
Wachstum, Beschäftigung und Realeinkommen belastet. Die Österreicherinnen
und
Österreicher verlieren damit an Wohlstand und sozialer Sicherheit.
Damit sich das für
die Menschen in Österreich wieder positiv verändert, setzt sich die
SPÖ bereits seit nunmehr zwei Jahren für ein Programm zur
Konjunkturbelebung ein.
Seit Herbst 2001 bringt die SPÖ daher entsprechende, konkrete Anträge
im Nationalrat ein,
unter
anderem für das Vorziehen von baureifen Infrastrukturprojekten oder für eine
steuerliche
Entlastung der Einkommen und der Wirtschaft im Ausmaß von bis zu drei
Milliarden Euro ein.
Es reicht nicht aus,
wenn selbst Mitglieder der Bundesregierung einsehen, dass der
schwarz-blaue Kurs in der Wirtschafts- und Finanzpolitik umfassend
gescheitert ist, wie
das zuletzt der bereits aus dem Amt geschiedene Vizekanzler Herbert
Haupt richtig
erkannt und öffentlich ausgesprochen hat.
Notwendig ist eine Alternative. Die SPÖ kann und will diese Alternative bieten.
Das sozialdemokratische Programm zur Konjunkturbelebung
Die SPÖ tritt für
einen wirksamen Mix aus angebots- und nachfrageseitigen sowie kurz-
und mittelfristigen Maßnahmen ein, um nachhaltiges, ökologisch
verträgliches Wachstum
sicherzustellen.
Sowohl
Infrastrukturinvestitionen als auch mehr Kaufkraft in den Taschen der
Österreicherinnen
und Österreicher können dazu beitragen, den nächsten konjunkturellen
Aufschwung
zu unterstützen.
Eine eigene, nationale
Kraftanstrengung ist für die SPÖ deshalb unverzichtbar, weil nur diese
sicherstellt, dass Österreich wie in der Vergangenheit durch umsichtige
Wirtschaftspolitik im
Verhältnis
zu den anderen EU-Mitgliedsstaaten gestärkt aus wirtschaftlich schwierigen
Zeiten
hervorgeht.
Dieser Vorsprung wird Österreich wieder
zurück unter die in den letzten drei Jahren
verlorenen EU-Spitzenrängen bei
Wachstum, Beschäftigungsentwicklung,
Reallohnentwicklung und
Zukunftsinvestitionen bringen.
Die SPÖ bekennt
sich in diesem Zusammenhang zu über den Konjunkturzyklus
ausgeglichene Haushalte. Die SPÖ nimmt daher vorübergehend zur
Ankurbelung der
Konjunktur
höhere Defizite in Kauf und steht nicht für einen Kurs des Kaputtsparens zur
Verfügung,
wie ihn die schwarz-blaue Bundesregierung seit dem Beginn der Rezession im
Jahr
2001 eigensinnig verfolgt. In Zeiten guter Konjunktur sind die jetzt zum Zweck
der
Konjunkturbelebung
anfallenden höheren Defizite wieder auszugleichen. Um dieses Ziel zu
erreichen
sollen bereits geplante Infrastrukturprojekte lediglich vorgezogen und einige
Maßnahmen
befristet gesetzt werden.
Daneben hat Österreich auf europäischer Ebene alle Anstrengungen zu unternehmen,
dass auch von dieser Ebene positive
Impulse zur Konjunkturbelebung ausgehen,
beispielsweise
durch das Umsetzen europäischer Infrastrukturprojekte und durch eine
Erarbeitung
intelligenterer Regeln im Rahmen der sog. Maastricht-Kriterien.des Europäischen
Stabilitäts-
und Wachstumspakts
Schließlich tritt die SPÖ dafür ein,
dass im Weg des Finanzausgleichs und des neuen
innerösterreichischen
Stabilitätspakts wieder ausreichend Mittel für die Investitionen der
Gemeinden als indirekt größtem Arbeitgeber in Österreich für die
Entwicklung der
Gemeinde-Infrastruktur
zur Verfügung gestellt werden, nachdem die schwarz-blaue
Bundesregierung
dafür gesorgt hat, dass die Investitionstätigkeit der Gemeinden in den letzten
drei
Jahren gegen Null gegangen ist.
Kurzfristig wirksame Maßnahmen
Ein Bündel
kurzfristig wirksamer Maßnahmen soll eine rasche Konjunkturbelebung in
Österreich unterstützen. Nach Ansicht von Wirtschaftsforschern wirken
generell Ausgaben
stärker
direkt auf die Inlandsnachfrage als steuerliche Maßnahmen (größerer
Multiplikator).
In
einer aktuellen Wifo-Studie werden in einem Ranking als wirksamste
konjunkturpolitische
Maßnahme
die Erhöhung öffentlicher Ausgaben für Bauinvestitionen gesehen, gefolgt von
der
Ausweitung öffentlicher Ausgaben für Informations- und
Kommunikationstechnologien
und
einer Einkommens-Steuersenkung für das untere und mittlere Einkommensdrittel.
Geringe
bis gar keine Auswirkungen auf die Konjunktur haben nach dieser Studie die
Senkung
des Spitzensteuersatzes und die Senkung von Lohnnebenkosten. Richtig ist daher
nach
Ansicht der SPÖ ein ausgewogener Maßnahmenmix aus ausgabenseitigen und
steuerlichen
Maßnahmen.
Öffentliche
Infrastrukturinvestitionen zeichnen sich durch hohe direkte Nachfrage-
Wirksamkeit
aus. Die SPÖ tritt daher für ein Infrastrukturprogramm ein, mit dem einerseits
die größtenteils aus den 80er-Jahren stammende Infrastruktur modernisiert und
andererseits
jene Zukunftsprojekte realisiert werden, die der Wirtschaftsstandort
Österreich angesichts
der
neuen Herausforderungen, wie EU-Erweiterung und Globalisierung benötigt.
Diese Ausgaben würden größtenteils zudem nicht direkt
budgetwirksam, weil diese
Bereiche ohnehin außerbudgetär über sehr
lange Zeiträume finanziert werden. Darüber hinaus
kämen alternativ auch noch
Finanzierungen im Rahmen von Public-Private-Partnership
Projekten in Frage, wenn Projektentwicklungs- und Finanzierungskosten sowie
Risiko
zwischen öffentlicher Hand und Privaten
fair verteilt sind.
Im Rahmen der kurzfristigen
steuerlichen Maßnahmen ist im Hinblick auf die
konjunkturelle Wirksamkeit primär auf die Verteilungswirkung zugunsten
vor allem
kleiner Einkommen sowie der investierenden Wirtschaft zu achten.
Insbesondere ist bei
Einkommensteuersenkungen zu berücksichtigen, dass unterschiedlichen
Einkommensgruppen
auch unterschiedliche Konsum- und Importneigungen zuzuordnen sind.
Eine Entlastung der unteren Einkommen wirkt wegen hoher Konsum- und
geringerer
Importneigung kurzfristig am stärksten hinsichtlich der Inlandsnachfrage und
Konjunkturbelebung. Rund 1,3 Millionen Einkommensbezieher würden
beispielsweise von
einer
Anhebung der Negativsteuer profitieren.
Die Absenkung des Spitzensteuersatzes, wie die ÖVP es
vorhat, bringt vor diesem
Hintergrund konjunkturell nichts. Die SPÖ
will daher jetzt primär die Bezieher kleiner
und mittlerer Einkommen
entlasten.
Mit einer deutlichen
Steuersenkung bereits im Jahr 2004 im Umfang von drei
Milliarden Euro will die SPÖ auch das Vertrauen der
Österreicherinnen und
Österreicher
in den Aufschwung stärken. Dieses Vertrauen, verbunden mit höherer
Massenkaufkraft und Nachfrage sowie
Investitionsanreize für die private Wirtschaft sollen für
mehr Wachstum und Beschäftigung in
Österreich sorgen.
Eine spürbare Steuersenkung muß auch
nach Ansicht der Wirtschaftsforscher bereits 2004
stattfinden, wenn sie der Konjunktur etwas bringen soll. Diese
Vorgangsweise würde
auch
den Verpflichtungen der EU gegenüber besser Rechnung tragen, die höhere
Defizite in
wirtschaftlich
schlechten Zeiten erlauben, welche in Zeiten guter Konjunktur jedoch wieder
zurückgefahren
werden müssen.
Mittelfristig wirksame Maßnahmen
Darüber hinaus sind nach Ansicht der
SPÖ auch mittelfristige Maßnahmen zur Stärkung
des Wirtschaftsstandortes Österreich und zur Sicherung von Wachstum und
Beschäftigung erforderlich. Auch hierbei spielen
Zukunftsinvestitionen in Infrastrukrur,
Forschung und
Entwicklung sowie Aus- und Weiterbildung; aber auch Maßnahmen auf
europäischer Ebene eine zentrale Rolle.
Die letzten Jahre
haben gezeigt, dass zu wenig Spielraum für antizyklische Fiskalpolitik
besteht
und insbesondere in konjunkturell schlechten Zeiten öffentliche Investitionen
bei
gleichzeitigem wirken
lassen der automatischen Stabilisatoren im zu engen Maastricht-
Korsett keinen Platz haben. Investitionen
sollen im Regelwerk des Europäischen Stabilitäts-
und Wachstumspaktes nicht als
Hypothek sondern als Chance für die Zukunft begriffen
werden.
Eine Änderung der österreichischen
Steuerstrukturen braucht nach Ansicht der SPÖ
Wachstumsförderung statt Steuerdumping im Wettbewerb mit
anderen EU-Staaten. Ziel
einer mittelfristig angelegten großen strukturellen Steuerreform ist es daher,
bis
spätestens
2005 nicht nur eine weitere Steuerentlastung der Österreicherinnen, sondern
insbesondere
die Standortsicherung und die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des
Wirtschaftsstandortes
Österreich zu gewährleisten.
Mit diesen Maßnahmen
würde Österreich im Unterschied zum derzeitigen Zustand auch den
Verpflichtungen
zur Umsetzung der Lissabon-Strategie nachkommen.
Das Sozialdemokratische Programm zu Konjunkturbelebung soll unter anderem
- durch ein
Infrastrukturpaket den heimischen Betrieben Aufträge und damit den
Beschäftigten
Arbeit und Einkommen geben sowie den Wirtschaftsstandort Österreich
verbessern,
- durch Steuersenkung für die unteren und mittleren
Einkommensbezieher Inlandsnachfrage
gewährleisten und durch mittelfristige Steuer-Strukturreformen
Wirtschaftsstandort und
Wettbewerbsfähigkeit
sichern,
- durch eine Verbesserung der Investitionsstruktur
richtung mehr Innovation den
Strukturwandel
begünstigen,
- durch eine Bildungsoffensive unsere Zukunftschancen wahren,
- durch einen Stopp
des Ausverkaufs unserer Industrie-Flaggschiffe ans Ausland
österreichische
Headquarters, österreichische Handlungsspielräume, und den heimischen
Klein- und Mittelbetrieben damit ihre Aufträge erhalten,
- durch die Verstärkung aktiver Arbeitsmarktprogramme Sicherheit
und Flexibilität
vereinen,
und den Menschen Chancen auf Beschäftigung wahren,
- durch die Wiedereinführung des Investitionsfreibetrages
Zukunftsinvestitionen und damit
Beschäftigung
in den Betrieben anregen,
- durch
Intensivierung der Vorbereitungsarbeiten für die EU-Osterweiterung deren
Wachstumschancen
für Österreich nützen, und
- durch die Einrichtung eines Stabilitätsfonds den Klein- und
Familienbetrieben bei ihren
notwendigen
Investitionen unterstützen.
Traurige Bilanz und Versäumnisse der Bundesregierung
In allen Bereichen
der Wirtschaftspolitik sind Schüssel und Grasser bzw. mit ihnen die
gesamte
Bundesregierung genauso säumig, wie sie es bereits in der letzten Legislaturperiode
waren. Das haben nicht nur zahlreiche Wirtschaftsforscher sowie Unternehmer und
Manager
mehrfach
öffentlich erkannt und zum Ausdruck gebracht, sondern zuletzt auch Vizekanzler
Haupt..
Das Ergebnis dieser Politik ist für den
Wirtschaftsstandort Österreich und seine
Menschen fatal.
Schüssel und Grasser haben die höchste
Steuer- und Abgabenquote in der Geschichte der 2.
Republik
zustande gebracht, 45,6% im Jahr 2001 und 44,6% im Jahr 2002, im Jahr 2004 wird
bereits
das nächste Belastungspaket in Kraft treten und damit Steuern und Abgaben
weiter
erhöht.
Denn in Wahrheit
wird die in den Budgetbegleitgesetzen bereits beschlossene geringfügige
Einkommenssteuersenkung
2004 nur für Einkommen zwischen 900 und 1.100 Euro pro
Monat
wirksam. Der große Rest geht weitestgehend leer aus. Darüber hinaus bleiben
letztlich
durch
höhere Energiesteuern und Erhöhungen im Bereich der Sozialabgaben und
Pensionskürzungen selbst nach Abzug aller Entlastungen noch 353,4 Millionen
Euro im
Jahr 2004 an Belastungen für die Österreicherinnen und Österreicher über.
Schüssel und Grasser
erzählen daher Märchen, wenn sie von einer ersten Etappe der
Steuer- und Abgaben-Entlastung im Jahr 2004 sprechen.
Im laufenden Jahr wurde mit 200.000
Arbeitslosen die höchste Arbeitslosigkeit erreicht, die
je in der 2. Republik
im Monat Juli verzeichnet werden musste. Diese dramatische
Entwicklung wurde nunmehr mit einem neuen
traurigen 20-Jahres-Rekordwert von 208.502
Beschäftigungslosen im September
fortgesetzt. Insgesamt liegt die Zahl der Arbeitssuchenden
in Wahrheit noch höher, weil rund
40.000 Arbeitssuchende in Schulungen versteckt und der
Arbeitslosenstatistik entzogen
werden. Besonders dramatisch verläuft die Entwicklung bei der
Jugendbeschäftigung sowie im Bereich der älteren Arbeitnmehmerlnnen, neuerdings
auch der
Akademikerinnen. Im
Jahresdurchschnitt 2003 werden es laut Wifo rund 240.000 sein, und
nächstes Jahr werden weiter
ansteigend neue Rekordhöhen erreicht.
Die Entwicklung der Reallöhne bleibt in Österreich immer
weiter hinter dem EU-
Durchschnitt zurück, nachdem sie seit 1970 regelmäßig darüber
lagen. 2002 und 2003 betrug
laut EU-Kommission der Reallohnzuwachs in Österreich lediglich ein
Drittel des EU-
Durchschnitts !!! - 2002 0,3% in Ö und 1%
in EU-15, 2003 0,5% in Ö und 1,4% in EU-15.
Im Jahr 2001 sind die Reallöhne in Österreich erstmals gesunken, und
zwar um 0,3%,
während sie in der EU-15 um immerhin 1,4%
gestiegen sind. Schüssel und Grasser haben die
Österreicherinnen und Österreicher
dadurch im EU-Vergleich dramatisch ärmer gemacht.
Österreich wird laut EU-Kommission 2003
und 2004 mit Abstand das Schlusslicht bei
öffentlichen Investitionen sein. - Mit jeweils 1,1% des BIP erreicht
Österreich nicht einmal
die Hälfte des EU-Durchschnitts von 2,3% im Jahr 2003 und 2,4% im Jahr
2004 und
verschlechtert sich damit auch noch weiter.
Es ist daher fast eine zwangsläufige
Folge, dass Österreichs wirtschaftlicher Reichtum
gemessen am
BIP pro Kopf immer mehr in der EU zurückfallt. Österreich war laut
Eurostat in der EU-15 in den Jahren 1998
und 1999 noch an guter 4. Stelle, fiel 2000 auf den
6. Platz zurück und erreichte in den
Jahren 2001 und 2002 nur mehr den relativ schlechten 8.
Platz. Wir wurden dabei von den
Niederlanden, Finnland, Irland und Großbritannien überholt.
Österreich bleibt damit beim
Wirtschaftswachstum nach Spitzenplätzen in den dreißig
Jahren sozialdemokratischer Bundeskanzler und Finanzminister im
EU-Schnitt
nachhaltig zurück. Laut EU-Kommission werden wir in Österreich
in den Jahren 2000 bis
2004
im Schnitt rund 0,4 bis 0,5% weniger jährliches BIP-Wachstum als der
EU-Durchschnitt
haben.
Der in diesen Jahren eintretende relative Wohlstandsverlust wird nie wieder
aufgeholt
werden
können.
Österreich büßt durch die Politik von
Schüssel und Grasser aber auch Standortvorteile ein,
wie
dies Boston-Consulting-Chefin Mel-Pochtler unlängst festgestellt hat. Im
jüngsten
Ranking der weltweit besten Standorte ist Österreich in
der renommierten
Wirtschaftszeitschrift
„Economist" wegen schlechterer Rahmenbedingungen von Platz 17 auf
Platz 21 zurückgefallen.
Dafür sind unter
anderem fehlende Infrastrukturinvestitionen, die mangelnde Vorbereitung
auf
die EU-Erweiterung und vor allem die Gefährdung des sozialen Friedens in
Österreich
verantwortlich, die alleine auf eine Regierungspolitik zurückzufuhren
ist, die Konflikte schürt,
ihre Klientel und Freunde bedient und das soziale Klima in unserem Land
verschärft.
Dass in dieser Situation
Schüssel und Grasser noch Kampfflugzeuge anschaffen, anstatt in
die Zukunft unseres
Landes zu investieren, zeugt lediglich einmal mehr davon, dass es
Schüssel und Grasser nicht um Österreich,
sondern ausschließlich um ihre persönlichen
Interessen geht.
Österreich hat sich besseres verdient.
Die Österreicherinnen
und Österreicher verdienen sich Wachstum und Beschäftigung,
Wohlstand und soziale Sicherheit. Dafür brauchen wir die besten
Rahmenbedingungen für
eine
florierende und investierende Wirtschaft. Dafür brauchen wir auch das Vertrauen
der
Menschen
in den Aufschwung, die auch über ein ausreichendes Einkommen verfugen, um die
Güter und Dienstleistungen auch kaufen zu können, die die Wirtschaft
produziert.
Die SPÖ will die
dafür notwendigen Rahmenbedingungen für die Menschen in
Österreich sicherstellen.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher nachstehenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
Die Bundesregierung wird ersucht, raschest möglich die
rechtlichen Grundlagen zu erarbeiten
und dem Nationalrat zur Beschlussfassung vorzulegen bzw. Aktivitäten zu setzen,
die ein
Programm zur Konjunkturbelebung sicherstellen, das insbesondere die folgenden
kurz- und
mittlefirstig
wirksamen Maßnahmen beinhaltet:
Kurzfristig
wirksame Maßnahmen:
Mit einem Sofortprogramm
sollen notwendige Infrastrukturinvestitionen vorgezogen werden, etwa
im Bereich Straße, Schiene, Bahnhöfe, Telekommunikation und Förderung der
Breitbandtechnologie.
Dabei ist im Hinblick auf die Erfordernisse der EU-Erweiterung im
Bereich der Verkehrsinfrastruktur ein Schwerpunkt in der Ostregion zu setzen
(z.B.
Umfahrung
Wien, Zentralbahnhof). Insbesondere soll arbeitsintensiven Projekten, wie der
Bahnhofsausbau
oder die Renovierung historischer Bauten, aber auch der
Wohnhaussanierung
und der Förderung von Energiespar-Maßnahmen im Wohnbau,
insbesondere
Investitionen in Wärmedämmungsmaßnahmen, der Vorzug gegeben werden.
Baureife Projekte im
Ausmaß von rund 1,5 Milliarden Euro könnten sofort in Angriff
genommen werden.
Die jüngsten Ereignisse haben
gezeigt, wie dringend notwendig auch Investitionen in die
Energie-Infrastruktur und die Gewährleistung der Versorgungssicherheit auch in
Österreich sind.
Experten warnen bereits seit zwei Jahren, dass vor allem im Süden
Österreichs zusätzliche Leitungskapazitäten
in der Energieversorgung nötig sind. Ein
Energie-Infrastrukturpaket für
die nächsten Jahre, das die Versorgung ökologisch
verträglich sicherstellt, soll
sofort geschnürt und mit der Umsetzung raschest möglich
begonnen werden.
Für Gebäude, die vor 1975 errichtet
wurden, soll ein Althaussanierungsprogramm
entwickelt werden. Die Wohnbauförderung sollte dabei insbesondere
für die Erreichung
von Energiesparzielen teilweise zweckgewidmet werden. Neben einer
wesentlichen
Energieeinsparung
wird damit auch ein wichtiger beschäftigungswirksamer Effekt realisiert.
Die Förderung soll
progressiv ansteigen, je mehr sich die thermische Gebäudequalität
verbessert. Anzustreben ist ein Wert K-Wert
von 0,40. Die Massnahme ist auf 5 Jahre zu
befristen.
Für Neubauten sind
die Wärmekennzahlen weiter zu entwickeln. Um Energiesparen und
Umweltfreundlichkeit
bei der Bereitstellung von Energiedienstleistungen voranzutreiben, ist
eine
differenzierte Förderung in der Form vorzusehen, dass der Förderungsnehmer umso
mehr am Förderungen
erhält, desto mehr umweltfreundliche Maßnahmen er setzt. Eine
besondere Förderung ist für
Niedrigstenergiehäusern mit einem Wärmebedarf von weniger als
35 kWh pro Quadratmeter (brutto)und
Jahr vorzusehen.
Der Tourismus- und
Freizeitwirtschaft, die von der Bundesregierung sträflich vernachlässigt
wird,
ist besonderes Augenmerk zu widmen, weil ihre regional- und
beschäftigungspolitische
Funktion in
Österreichs Wirtschaftsstruktur von besonderer Bedeutung ist. In diesem
Zusammenhang sind raschest möglich
kurzfristig wirksame Tourismusförderprojekte zu
entwickeln und umzusetzen, insbesondere
(Kooperations-) Förderungen, etwa zur
Saisonverlängerung.
Im Rahmen einer auf
2004 vorgezogenen Steuersenkung sollen konkret die kleinen und
mittleren Einkommen um je eine Milliarde Euro entlastet werden.
Dabei sollen
insbesondere die kleinsten Einkommen von einer Verdoppelung der sog.
Negativsteuer von
110
auf 220 Euro profitieren. Einmommen bis zu einer Steuergrundlage von 10.000
Euro pro
Jahr - das sind rund
15.000 Euro Jahres-Brutto-Einkommen - sollen steuerfrei gestellt
werden. Für Alleinverdiener mit Kind soll
diese steuerfreie Steuergrundlage 1.000 Euro pro
Maonat betragen. Die mittleren
Einkommensbezieher würden nach dem um durchschnittlich
650 Euro pro Jahr entlastet. In
diesem Zusammenhang wird für weitere Details auf den
Antrag 202/A verwiesen.
Die
investierende Wirtschaft soll ebenfalls um l Milliarde Euro entlastet werden durch
- einen neuen
Investitionsfreibetrag, der den über einen dreijährigen Durchschnitt
hinausgehenden
Zuwachs bei Bau- und Ausrüstungsinvestitionen mit 30% bis 50%
begünstigt - in diesem Zusammenhang wird
für weitere Details auf den Antrag 201/A
verwiesen
- einen Stabilitäts- und
Wachstumsfonds für Klein- und Mittelbetriebe, der Haftungen
für
Investitionskredite zu Bestkonditionen übernehmen soll - in diesem Zusammenhang
wird
für weitere Details auf den Antrag 200/A (E) verwiesen
- durch die sofortige Umsetzung des
SPÖ-Bildungsprämien-Modells (s.u. mittelfristig
wirksame
Maßnahmen)
Darüber hinaus sollen
durch gezielte Förderprogramme das allgemeine Umfeld für die
österreichische
Wirtschaft verbessert und private Investitionen ausgelöst werden,
beispielsweise
durch
- Förderungen von Sofort-Maßnahmen
der Aus- und Weiterbildung, beispielweise durch
Förderung
der Auslastung von 1.000 freien Plätzen in Lehrwerkstätten oder einer
bedarfsorientierten
Facharbeiterförderung sowie
- ein
Sofortprogramm für die Universitäten im Ausmaß von rund 100 Millionen Euro,
um
die
in den letzten Jahren entstandenen gröbsten Unzulänglichkeiten abzustellen und
einen
akzeptablen
universitären Betrieb zu ermöglichen
- eine Exportoffensive
- zweckgebundene
Entwicklungshilfeprojekte von österreichsichen Unternehmen in
Dritteweltstaaten,
beauftragt, finanziert und unentgeltlich zur Verfügung gestellt von
Österreich,
z.B. Fruchtsaftanlagen, Trinkwasseraufbereitung, Stromversorgung,
Schulbauten
etc.
- proaktive Betriebs-Ansiedlungspolitik und Förderung von Direktinvestitionen
- neues Förderprogramm für Unternehmensgründungen und Einrichtung eines Gründerfonds
- Steueranreize und Förderung der Betriebsnachfolge
und der Betriebsübergaben, wobei
der
Förderschwerpunkt bei den Übernehmern von Betrieben liegen soll
- Gründung einer staatlichen Venture
Capital Gesellschaft, die Neugründungen und
Expansionen fördert und professionell geführt auch sehr rentabel
sein kann
- Errichtung
einer GBI NEU samt Krisenfonds, um größere Unternehmen in
Einzelfallen
durch
Finanzierung und Umsetzung eines Sanierungsprogrammes zu retten
- Ausschöpfung
aller EU-rechtlichen Möglichkeiten zur Neuorientierung der
Vergaberichtlinien auch an Kriterien der Beschäftigung in
Österreich, der Aus- und
Weiterbildung
sowie der ökologischen Nachhaltigkeit.
Mittelfristig wirksame Maßnahmen:
Die Bundesregierung soll auf
europäischer Ebene sicherstellen, dass der Europäische
Stabilitäts-
und Wachstumspakt und die sogenannten Maastricht-Kriterien in der durch
Ecofin-Entscheidungen spezifizierten Ausprägung einer Revision unterzogen werden,
um
den
bisher gemachten Erfahrungen Rechnung zu tragen. Eine wirtschaftspolitisch
intelligentere und damit großzügigere Auslegung ist notwendig, wie das auch der
Präsident
der
Kommission bereits im Jahr 2002 öffentlich festgestellt hat.
Die Bundesregierung
soll in diesem Zusammenhang daher dafür eintreten, dass
Zukunftsinvestitionen in langlebige Infrastruktur nicht in die
Defizitberechnung des
Jahres eingehen, in dem die Investitionen getätigt werden. Schließlich
profitieren von
langlebigen
Infrastrukturinvestitionen, wie Schienen-, Straßen-, Telekommunikations-,
Stromnetze,
Schulen oder Universitäten, mehrere Generationen über Zeiträume zwischen 50
und
100 Jahren. Es ist daher wenig intelligent und ungerecht, die gesamte
Finanzierungslast
wie
bisher nur einer Generation in nur einem Jahr anzurechnen.
Die Bundesregierung
soll sich auf europäischer Ebene für eine abgestimmte europäische
Wirtschafts- und Finanzpolitik einsetzen, die
insbesondere auch konjunkturpolitische Ziele,
Wachstum
und Beschäftigung, zu verfolgen hat. Bei schlechter Konjunktur soll auch die
Europäische Union mit vorgezogenen öffentlichen Investitionen,
beispielsweise in
Transeuropäische Netze, den Anreiz und Auslöser für private
Investitionen bieten, wie das
Kommissions-Präsident
Delors bereits 1993 erfolgreich unter Beweis gestellt hat.
Investitionsbedarf
gäbe es vor allem im Bereich transeuropäischer Verkehrs- (z.B. Brenner
Basistunnel)
und Informationsnetze sowie neuerdings auch im Bereich der transeuropäischen
Stromnetze.
Die Finanzierung soll insbesondere durch die Europäische Investitionsbank
erfolgen.
Schließlich ist
durch Änderungen im Regelwerk für das Europäische System der
Zentralbanken sicherzustellen, dass nicht ausschließlich die
Preisstabilität, sondern vor
allem Wachstum und
Beschäftigung zentrale Ziele der Euro-Währungspolitik sind. Die
Rahmenbedingungen für das pragmatische
Vorgehen des US-Federal-Reserve-Systems zur
Konjunkturbelebung könnten dafür
benchmark sein.
Die Bundesregierung hat im Rahmen
mittelfristig wirksamer Infrastrukturmaßnahmen
jedenfalls
die pünktliche Einführung des LKW-Road-Pricing sicherzustellen und ein
umfassendes Verkehrsinfrastruktur-Programm Österreichs zur
Bewältigung der
Transitproblematik
sowie zur Förderung des Wirtschaftsstandortes Österreich zu forcieren.
Ferner sind die Transitverhandlungen im Interesse der österreichischen
Bevölkerung und
Wirtschaft
zu einem für Österreich befriedigendem Ergebnis zu bringen. Im Zuge dieser
Verhandlungen
ist insbesondere auch die Finanzierung des Brenner-Basis-Tunnels bei einer
entsprechenden
Finanzierungsbeteiligung der Europäischen Union mit dem Ziel sicher zu
stellen,
den Brenner-Basis-Tunnel bis spätestens 2015 fertig zu stellen.
Ferner ist die Versorgungssicherheit
in der Energiewirtschaft (Strom, Gas, etc.) und der
allgemeinen Daseinsvorsorge durch ausreichende Investitionen auch
ökologisch verträglich
sicherzustellen.
Zusätzliche
öffentliche Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in die Aus-
und
Weiterbildung bzw. in eine tatsächliche
Qualifizierungsoffensive für Arbeitslose sind zu
erarbeiten und umzusetzen, um
Österreich wieder auf die Überholspur zurückzubringen.
Konkret
sind unter anderem folgende Maßnahmen zielführend:
- Schaffung der strukturellen und
finanziellen Voraussetzungen, um im Europäischen
Forschungs-
und Bildungsraum eine aktive Rolle spielen zu können
- eine ausreichende Dotierung der
F+E-Fördertöpfe, damit das Ziel einer F+E-Quote von
2,5% des BIP so rasch als möglich mit dem Ziel
erreicht wird, mittelfristig 3% des BIP
zu erreichen, weil Österreich immer weiter hinter den EU-Schnitt
zurückfällt
- Maßnahmen zur effektiveren Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft
- die sofortige Umsetzung des SPÖ-Bildungsprämienmodells der
steuerliche Förderung
für
die Weiterbildung von Mitarbeiterinnen und
- sofortiger Stopp des finanziellen
Austrocknens des AMS und eine der konjunkturellen
Lage
angepasste Dotierung der aktiven Arbeitsmarktpolitik.
Im Zusammenhang mit einer bis 2005
umzusetzenden strukturellen Steuereform ist unter
anderem
insbesondere der Faktor Arbeit merklich zu entlasten und das System durch
eine
gerechtere Steuerbasis fairer zu gestalten. Dabei
soll sich die Bundesregierung an
internationalen benchmarks orientieren. Das bedeutet unter
anderem, alle
Einkommensarten
einer fairen Besteuerung zu unterziehen.
In diesem Licht ist
auch die Finanzierung der Sozialversicherungsleistungen neu zu
überdenken,
die nachhaltig sicherzustellen ist. Schließlich ist auch im Bereich der
Familienförderung, der Wohnbauförderung und der
Gemeindefinanzierung
(Kommunalsteuer) zu prüfen, in wie weit eine
ausschließliche Finanzierung über die
Lohnsumme im internationalen Vergleich
zeitgemäß ist und ein faires Finanzierungssystem
sicherstellen kann. Auch hier sollten
bei gleichzeitiger Entlastung des Faktors Arbeit alle
Einkommensarten einer fairen Besteuerung unterzogen werden und
damit zur
Finanzierung der Leistungen beitragen, die schließlich nicht nur den
lohnabhängig
Beschäftigten sondern allen
Österreicherinnen und Österreicherinnen offen stehen.
Im Bereich der Unternehmensbesteuerung
ist die Beseitigung von Wettbewerbsnachteilen
bzw. -Verzerrungen im Rahmen der KöSt und eine Absenkung des nominellen
Steuersatzes auf bis zu 25% anzustreben. Das heißt, dass die
Absenkung des nominellen
KöSt-Satzes dann
erfolgen kann, wenn es durch Schließung von Schlupflöchern und
Beseitigung von Steuerprivilegien zu keinem Absinken des effektiven
Steuersatzes von
derzeit laut EU-Kommission rund 19% kommt.
Damit ist auch sichergestellt, dass eine solche
Maßnahme nicht zur Erosion des
Steueraufkommens führt. Darüber hinaus ist darauf wert zu
legen, dass steuerliche
Investitionsanreize wirksam bleiben bzw. neu geschaffen werden.
Zur Sicherung des
Wirtschaftsstandortes, der headquarters sowie der Forschung und
Entwicklung
in Österreich ist ein öffentliches Kerneigentum an den österreichischen
Schlüsselindustrien auch weiterhin zu sichern und vor
allem die Infrastrukturunternehmen
in
einer eigenen Infrastrukturholding des Bundes zusammenzufassen.
Öffentliches
strategisches
Eigentum soll die Leitungsfunktion einer Unternehmung, die Entscheidungen
über Investitionen, die Forschung und Entwicklung und schließlich die
Fertigungsstandorte
in
Österreich sichern.
Das längst überfällige Konjunkturpaket soll abgerundet werden durch
- eine aktive Außenhandelspolitik zur Unterstützung einer Exportoffensive,
- ein Förderprogramm für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft
- Projekte der Grenzlandförderung für Verbesserung und Ausbau der
Wirtschaftsbeziehungen
Österreichs mit den EU-Erweiterungsländern,
- eine stärkere Inanspruchnahme der EU-Strukturfonds
- ein KMU-Programm, das der
Bedeutung der KMU für die Österreichische Wirtschaft und
die Beschäftigung in Österreich Rechnung trägt,
- günstiges Kapital für Klein- und Mittelbetriebe sowie
- einen Masterplan für Junge Unternehmen und Betriebsübergaben.
Zuweisungsvorschlag: Finanzausschuß